Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
sprang von dem Fels herunter und landete auf einem Pfad, der sich schlängelte und zu ihrem Zufluchtsort führte.
Auch der Magier hatte ihre Anwesenheit gespürt. Davon war sie überzeugt. Es gab eine Verbundenheit zwischen ihnen, irgendein verfluchtes Band, das es ihr ermöglichte, ihn zu verfolgen. Und sie war nicht so naiv zu glauben, dass diese Verbindung eine einseitige war.
Sie musste laufen und sich verstecken. Später würde sie herauszufinden versuchen, ob sich ihre Vision auf die Vergangenheit oder die Zukunft bezog. Doch im Augenblick musste sie sich um sich selbst kümmern.
Die Verwandlung ging schnell und schmerzlos vonstatten. Sie brauchte nur daran zu denken, und schon geschah es. Nun war sie in Sicherheit. So würde der Magier sie nicht finden, nicht in dieser Gestalt, denn nun war sie nicht länger die hellhaarige Göttin, sondern ein weißer Wolf.
Rhys ächzte und spürte, wie er hochgehoben wurde und jemand sich ihn über die Schulter warf wie einen Sack Mehl. Sein Kopf schwamm, er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Er hoffte sogar, dass es geschah, und zwar direkt über die rückwärtige Seite des Umhangs, der zu diesem Bastard gehörte.
Vor Schmerz konnte er keinen klaren Gedanken fassen, auch der Schwindel und die verlockende Dunkelheit hinderten ihn daran. Doch Rhys war klar, dass er sich zusammenreißen musste, sonst würde er beim Aufwachen den Chor der Engel singen hören und sein Körper wäre so zerstückelt wie ein Truthahn zu Thanksgiving.
Obwohl er noch doppelt sah, erkannte Rhys, dass sie den beleuchteten Gang verlassen hatten und nach links abgebogen waren. Es gab nur eine Fackel, die den Weg erhellte. Schatten tanzten über die Wände, und Rhys kämpfte darum, bei klarem Bewusstsein zu bleiben. Wenn er entkommen wollte, musste er den Weg kennen.
Die schweren Stiefel seines Entführers scharrten über den steinigen Boden. Rhys prallte immer wieder gegen seine Schulter. Sie stiegen soeben eine uralte Treppe hinab. Über
sich erkannte er Katakomben. Sie mussten sich in einer Art Krypta oder etwas Ähnlichem befinden.
Plötzlich hörte er ein Geräusch – ein Stöhnen. Es klang nach einer Frau – einer sexuell erregten Frau.
»Sieh mal, was ich dir mitgebracht habe, Liebste.«
Rhys hob den Kopf und sah eine Frau, die auf einer Steinplatte gefesselt lag. Sie war nackt und über und über mit Malen übersät. Sie blutete, überall waren wunde Stellen zu sehen. Sie zitterte, ihre Nerven bebten vor Anspannung. »Ja«, flüsterte sie, während sie ihn prüfend ansah. Dabei drückte sie den Rücken durch, hob die Hüften und offenbarte ihm, was gleich ihm gehören konnte. »Ich will ihn in mir spüren«, keuchte sie leise. »Bitte«, flehte sie. »Der Schmerz. Er wird immer schlimmer.«
Plötzlich drang aus der Dunkelheit jenseits der Frau ein weiteres Geräusch, diesmal rührte es von Ketten her, ein Rasseln, das in der Stille ein Echo erzeugte. »Nicht schon wieder«, ertönte eine tiefe, verzweifelt klingende Stimme. »Ich bitte dich … nicht noch einer. Ich halte es nicht mehr aus.«
»Doch, das wirst du«, sagte sein Peiniger im Befehlston. »Wieder und wieder wirst du Zeuge meines Aufstiegs werden. Du wirst zusehen, wie meine Macht alle anderen Mächte verdrängt.«
Was zum Teufel ging hier vor? Wo befand er sich? Immer noch unterhalb des Velvet Haven ? Rhys hatte nicht geahnt, dass sich unter dem Herrenhaus Katakomben befanden. Doch eines war sicher – er musste schleunigst einen Weg hier heraus finden, sonst wurde er noch zum nächsten Opfer dieses Psychopathen.
Ziemlich unsanft wurde er nun fallen gelassen, sodass
sein Körper auf den harten, kalten Stein klatschte. Ihm wurde etwas um die Hand- und Fußgelenke gelegt, und er kämpfte gegen die Fesseln an, wollte sich befreien. Er hob den Kopf, erblickte einen schwarzen Ledergurt, der ihn festhielt.
»Du verdammter Hurensohn«, brüllte er, während er sich aus den Fesseln zu befreien versuchte. Doch der Magier lachte nur, ein dämonischer Klang, der sich schallend um ihn herum ausbreitete.
Als Nächstes wurden ihm die Kleider vom Leib gerissen. Rhys spürte, wie eine eisige Klinge über seine Haut glitt, während ihm jemand Hemd und Jeans zerschnitt.
»Sehr schön«, murmelte der Magier, während er mit der Handfläche über Rhys’ Brust strich. »Aus dir werde ich mir einen wunderbaren Hautanzug machen.«
»Verflucht seist du«, spie Rhys aus, immer noch an den Fesseln zerrend. Wenn sich dieser
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