Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Urteil einen Krieger verschont ließ – den Schattengeist.«
»Er ist der einzig vernünftige Verbündete«, erwiderte Cailleach. »Mag seine Art auch noch so mysteriös sein, ihre Macht ist immens. Es ist so gut wie unmöglich, einen Gegner zu besiegen, der sich unsichtbar machen kann. Und«, sagte sie nun etwas langsamer, »eine solche Geste lässt sich nicht ignorieren.«
Da trat ein alarmierter Ausdruck auf das Gesicht des Königs. »Du wünschst eine Allianz mit den Schattengeistern. Du weißt, dass sie dir oder den Sidhe von der Ödnis aus zu keinerlei Treue verpflichtet sind.«
»Ja«, flüsterte Cailleach. »Sie sind die einzige Art, in der die Macht und das Blut meines Ordens nicht fließen. Denk darüber nach, Raven – die Macht der Geister, vereint mit der Kraft der Göttin.«
»Und was schlägst du vor, Cailleach?«
»Dass wir die Schattengeister in diesen Krieg zur Errettung Annwyns mit hineinziehen, indem wir einen von
ihrer Art mit einer meiner Göttinnen vermählen. Indem wir die beiden Rassen vereinen, könnten wir uns unseres Einflusses sicher sein.«
»Du meinst wohl: deines Einflusses«, verbesserte der König sie.
Cailleach achtete nicht auf seine Bemerkung. »Ich weiß, wer die richtige Frau ist. Sie wird schon bald die Reife erreicht haben. Und da sie die Göttin der Fruchtbarkeit ist, wird sie auch bereit sein, sich zu vermehren und das Band zwischen den Schattengeistern und den Göttinnen zu festigen, das Band zwischen der Ödnis und Annwyn. Mittels ihrer Macht kann sie eine kleine Armee aufbauen – die meinen Zwecken dienen wird.«
Bronwnn sog erschrocken die Luft ein und presste die Hand gegen die steinerne Mauer, um sich zu stützen. Sie war doch die Göttin, von der Cailleach da sprach. Sie war diejenige, die jene dem Schattengeist opfern wollte. Cailleach benutzte sie als Pfand. Andererseits – sie würde dann immerhin endlich Gelegenheit bekommen, das Schloss zu verlassen, um mit einem Schattengeist gepaart zu werden. Und dann wäre sie frei von der obersten Göttin …
»Lass meine Krieger in Frieden, Cailleach, dann werde ich deine Pläne mit den Schattengeistern nicht durchkreuzen.«
»Einverstanden. Nun, befindet sich Keir, der Schattengeist, hier in Annwyn, oder versteckt er sich immer noch in diesem abscheulichen Club bei den Sterblichen?«
»In letzter Zeit war er häufiger in Annwyn.«
»Ich verstehe«, sagte Cailleach nun etwas sanfter. »Wegen der Sterblichen vermutlich. Wie geht es ihr?«
»Nicht besonders gut. Ich fürchte, ihr Tod ist nicht mehr fern.«
»Es tut mir leid, dass Annwyn nicht fähig war, ihr Schicksal abzuwenden.«
Der Gesichtsausdruck des Königs verdüsterte sich, während er den Blick senkte. »Mairi ist außer sich vor Sorge. Ihre einzige Hoffnung ist es, dass sie Rowan heilen kann, sobald ihre Zeit gekommen ist – so wie sie auch mich stets aufs Neue heilt.«
»Dann besucht der Schattengeist also die Sterbliche?«, erkundigte sich Cailleach.
»Gemeinsam mit Sayer«, erwiderte der König. »Die drei hoffen, mir bei meiner Suche nach Carden helfen zu können. Ich vermute, Rowan ist eine Art Orakel; wenn Sayer sie verzaubert, so ist sie fähig, ihre bewussten Gedanken abzustreifen und uns zu helfen, das Rätsel um Cardens Aufenthaltsort zu lösen.«
»Ich beabsichtige nicht, mich in deine Suche nach Carden einzumischen. Wenn er einer der Neun sein soll, muss er gefunden werden. Allerdings soll der Geist zu mir kommen, sobald er dazu fähig ist. Er wird mit der Göttin Bronwnn vereint werden, sodass unser beider Arten und unsere Macht eins werden können.«
Der König stand da, begegnete Bronwnns Blick, dann aber bewegte er den Kopf ganz leicht zur Seite, um ihr zu bedeuten, dass er sie anschließend oben in der Halle treffen würde.
»Raven«, rief Cailleach. »Diese Sterbliche, Rowan. Sie kann hier in Annwyn begraben werden, wenn sie selbst und deine Frau es wünschen.«
Der König blieb stehen und starrte die Göttin an, ehe er sich vor ihr verbeugte. »Danke, Cailleach. Du bist äußerst großzügig. Mairi wird höchst erfreut sein, dass es so sein soll.«
Sie wehrte seine Lobreden mit einer Handbewegung ab. »Sie erinnert mich an jemanden«, sagte sie leise. »An jemanden, um den ich mich viel besser hätte kümmern sollen. Vielleicht kann ich mit dieser Geste die Sünden der Vergangenheit gutmachen.«
Die Tür zum Solarium öffnete sich, und Cailleach sprach nun wieder laut. »Denk bloß nicht, du könntest mich reinlegen,
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