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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Nur Marmor aus Carrara.«
    Harry ging etwas tiefer in den Raum hinein und entdeckte noch mehr Skulpturen, zwei Riesenwulste und eine schmale hoch aufragende Schalenform mit Bruchstellen, aus denen seitlich eine Art Stahlkamm herausstakte. Er fand die Plastiken reichlich schwülstig, kitschig und grausam zugleich. In der Plastik neben dem Gerüst, an der Franca offensichtlich gerade arbeitete, sah er auf einmal ineinanderverschlungene Gliedmaßen und sich bewegende Pobacken. Ihm wurde richtig schwindelig.
    »Das sind ja wirklich riesige Skulpturen«, sagte Harry, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Ich arbeite meist vom Gerüst aus«, sagte Franca. »Dabei ist es dann auch passiert. Porca Miseria! Vor zwei Jahren bin ich mitsamt dem ganzen Gerüst umgekippt. Irgendwie ist die ganze Scheiße ins Kippen gekommen. Ich weiß auch nicht. Mein Bein wird wohl für immer hinüber sein.«
    »So eine schöne zierliche Frau. Und diese gewaltigen Figuren«, flüsterte Harry, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    Was redete er da nur für einen Quatsch? Aber irgendwie war ihm das alles völlig egal.
    Francesca schmiegte sich von hinten an ihn und umfasste seine Hüfte. Während er auf die Skulptur sah, zogen ihre Hände sein Hemd aus der Jeans und glitten über seinen Bauch. Franca öffnete den oberen Knopf seiner Jeans. Sie zwängte ihre Hand unter Hose und Boxershorts, nur kurz, als ob sie seinen Erregungszustand prüfen wollte, wie man die Temperatur eines einlaufenden Bades testet. Dann zog sie ihre Bildhauerhand wieder aus seiner Levis und fasste ihm ins Haar. Er spürte ihren Atem. Harry drehte sich zu ihr um und sie küssten sich. Franca unterbrach den Kuss, um den oberen Knopf seines Hemdes zu öffnen. Dann küssten sie sich weiter. Ihre Zunge war nicht zu bremsen, während sie ihm die restlichen Knöpfe öffnete. Er roch seinen eigenen Schweiß.
    Nach seiner Ankunft in Venedig hatte er sich in der »Pensione Rosa« über dem Zimmerwaschbecken nur schnell etwas Wasser ins Gesicht gekippt. Wenigstens hatte er sich ein frisches Hemd angezogen. Auch Franca schwitzte. Der süß-säuerliche Geruch von Limone, Kokos und Schweiß mischte sich mit dem von Mörtel und Baustellenstaub. Als Harry sich an das Gerüst lehnte und auf eines der Bretter fasste, hatte er sofort ganz weiße Hände. In diesem Raum war außer ihnen beiden alles von diesem weißen Staub überzogen. Er zögerte kurz, sie damit zu berühren. Aber dann fasste er ihr mit seinen kreidigen Fingern unter ihr Hemd.
    Franca zog ihn in einen kleineren Nebenraum. Auf einem alten Resopaltisch standen ein benutzter Teller, ein halb voller Aschenbecher und ein altes Telefon. An der Wand, von der stellenweise der Putz bröckelte, hingen ein älteres Biennale-Poster und ein Plakat für eine Boxveranstaltung. Unter dem Fenster, durch das Licht von der Außenlaterne hereinfiel, stand ein altes Sofa, eine nachgemachte antike Chaiselongue. Hier war es nicht ganz so staubig wie in dem eigentlichen Atelier.
    Francesca holte zwei Gläser aus dem Spülbecken und schenkte sie aus einer Flasche, die nach Wodka aussah, ein Viertel voll. Dann hielt sie ihm zwei rote Pillen hin. Er hatte gar nicht mitbekommen, wo sie die so schnell hergeholt hatte. Sie legte sich eine der roten Pillen lasziv auf ihre Zunge. Die andere hielt sie ihm hin.
    »Wir müssen ja sehen, dass du uns hier nicht schlappmachst.«
    »Keine Sorge. Ich bin noch ganz gut mit deiner Woodrose versorgt.« In dem einfallenden Licht bildete sich tatsächlich grade wieder ein Prisma.
    »Wooling Morning Glory« , sang sie beschwörend und balancierte die rote Pille auf ihrer Zunge, schluckte sie und spülte sie mit einem Schluck Wodka hinunter.
    »Was ist das überhaupt, was du da nimmst?«, fragte Harry.
    »Nur ein bisschen Speed. Wir wollen doch etwas Spaß haben.« Ihre Augen sahen jetzt fiebrig aus.
    Als Harry ihr vor der Couch stehend das Hemd aufknöpfen wollte, schubste sie ihn auf die Chaiselongue. Harry fiel in die Polster. Sie schlüpfte aus ihren Stiefeletten, indem sie sich mit einer Hacke auf die andere trat und kniete sich vor ihn. Sie zog sich, ohne es aufzuknöpfen, das Hemd über den Kopf. Zu Kokos und Schweiß kam ein kurzer pudriger Duftschwall ihres Shampoos. Harry hatte Probleme mit dem Haken ihres BHs. Ihm fehlte einfach die Erfahrung, um mit den unterschiedlichen Verschlüssen vertraut zu sein. Bei Zoe wusste er inzwischen, wo die Haken und Ösen waren. Er knöpfte Francas Jeans auf. Sie saßen so eng, dass er sie ihr

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