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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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mit beiden Händen und einem kräftigeren Ruck über den Po ziehen musste.
    Sein Herz schlug heftig. Draußen hörte er ein Motorboot vorbeifahren. Und dann glaubte er ein Klappern aus dem Atelier zu hören. Ein Schlagen auf Metall. Wahrscheinlich auch ein Geräusch von draußen. Harry versuchte, gegen das Schwindelgefühl anzukämpfen. Ganz kurz musste er an Zoe denken, an New York, an das Guggenheim-Museum. Aber er wollte sich jetzt nicht ablenken lassen. Er konzentriere sich. Auf Franca, ihren Körper, ihre Brüste. Sie waren etwas größer als Zoes. Nein, sie waren deutlich größer. Oder lag das an der Wirkung der Hawaiianischen Holzrose?
    Dann ging alles sehr schnell. Mit routinierten kräftigen Griffen ihrer Bildhauerhände zog Franca seine Hosen herunter. Dabei kamen die rot-weiß karierten Boxershorts gleich mit. Sie ging zielstrebig zur Sache. Durch das Hantieren mit den schweren Steinen trainiert wirkten all ihre Bewegungen athletisch. Nicht nur das Denken, auch der Sex kam ihm unter dem Einfluss der Droge irgendwie schneller vor.
    Inzwischen waren sie beide auf der Chaiselongue gelandet. Als sie ihn zu sich heranzog, flogen noch einmal ein paar sattbunte Regenbogenfarben durch Harrys Kopf. Das war jetzt ganz eindeutig die Wirkung der Hawaiianischen Holzrose.
     
    Als Harry mitten in der Nacht aufwachte, hatte er einen trockenen Mund, einen völlig verlegenen Hals und solvente Kopfschmerzen. Er fühlte sich völlig zerschlagen und erschöpft. Im ersten Moment hatte er nicht die blasseste Ahnung, wo er sich befand. Warum war er nackt und wer war diese Fremde, die ganz dicht neben ihm auf einer Chaiselongue lag? Der weinrote Bezug der Liege roch muffig und kratzte. Er hatte ein Muster auf seiner Haut hinterlassen. Sein eines Bein, eingeklemmt zwischen ihren Beinen, war eingeschlafen.
    Er hatte ihr Gesicht direkt vor Augen. Der Schwung ihres schwarzen Lidstrichs, der über das Lid hinausging, saß immer noch perfekt. Sie atmete regelmäßig durch ihren leicht geöffneten Mund. Harry hatte ein ganz seltsames Gefühl. Diese Frau war ihm einerseits fremd und dann doch sehr vertraut. Völlig verrückt.
    Und dann wusste er plötzlich, was es war: ihre Mundpartie, die leicht vorstehenden Schneidezähne. Sie hatte dieselbe Mundpartie wie Zoe. Komisch, dass ihm das gestern nicht aufgefallen war. Die Lippen waren etwas voller. Aber wenn sie den Mund leicht geöffnet hatte, sah es genauso aus wie bei Zoe, wenn sie Kaugummi kaute, wenn sie am Strand auf Ocracoke in North Carolina in die Sonne blinzelte oder etwas Provozierendes gesagt hatte. Vermutlich hatte er das unbewusst gestern Abend in der Bar schon wahrgenommen. Vielleicht war er deshalb von Francesca gleich so fasziniert gewesen.
    Vorsichtig zog er sein Bein hervor. Besonders stolz war er nicht auf sich. Er war keinen Tag in Europa, gerade eine Nacht ohne Zoe, schon lag er hier mit einer anderen Frau. Dabei war das eigentlich überhaupt nicht seine Art.
    Er quälte sich von der Couch hoch. Augenblicklich schoss ihm ein blitzartiger Stich in den Kopf. Mund und Hals waren völlig ausgetrocknet. Durch sein taubes Bein lief ein ganzer Ameisenhaufen. Er nahm eines der Wodkagläser, um sich Wasser zu holen. Irgendwo musste es hier doch einen Wasserhahn geben. Und außerdem brauchte er ein Klo. Er tapste nach nebenan in das Atelier. Er musste aufpassen, dass er mit dem tauben Fuß nicht umknickte. Aber nach ein paar Schritten kam das Gefühl langsam zurück.
    Inzwischen schien der Mond durch die hohen Fenster und leuchtete die Wölbungen der Plastiken dramatisch aus. Er war barfuß und spürte sofort den feinen weißen Staub unter den schwitzigen Füßen. Es fühlte sich an wie die Kreide in der Schule beim Reckturnen. Die eine Tür sah nach Toilettentür aus. Davor hing ein Blechwaschbecken. Er hatte zwar einen immensen Druck auf der Blase, aber noch größer war sein Durst. Seine Zunge lag ihm wie ein fremder pelziger Gegenstand im Mund. Er schüttete den Rest Wodka in das Becken und ließ sich aus dem alten Hahn Wasser in das Glas laufen.
    Begierig leerte er das Wasserglas in einem Zug und füllte es sofort ein zweites und ein drittes Mal nach. Während er in kleineren, aber immer noch hastigen Schlucken trank, blickte er sich um und entdeckte plötzlich auf der anderen Seite des Gerüstes eine Art Haufen. Was lag da im Halbdunkel? Verpackte Marmorblöcke? Gipssäcke? Ein Ballen mit irgendwelchen Planen?
    Er musste sich konzentrieren, um in dem schummerigen Licht

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