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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Bänderanriss.«
    »Als Tourist lebt man gefährlich in Venedig. Aber Sie sind mit dem Gipsfuß ja gut unterwegs. Veloce, complimenti. « Lompo lächelte süffisant.
    Ein altmodisches Telefonklingeln schrillte durch den Raum.
    Lompo nahm ab. »Sì, si prega di non chiamare. Ich hab es doch gesagt, Ispettore. Jetzt keine Gespräche.« Der Commissario blickte ungnädig.
     
    Wie sollte Harry dem Polizisten erklären, dass er vor ihm weggerannt war? Er hatte jetzt einfach keine Lust auf solche Gespräche. Er wollte hier möglichst schnell wieder weg. Die wollten ihn doch nicht etwa einbuchten? Hatten sie ihn möglicherweise wegen des Kunstraubes und auch wegen des toten Gondolieres in Verdacht? Was hatte Francesca ausgesagt?
    Ihr Anruf vorhin hatte ihn sehr beunruhigt. Franca war noch nachts in ihrer Wohnung von der Polizei verhaftet worden, hatte aber heute Morgen, nach einem ersten Verhör, in den Gängen der Questura entkommen können. Franca war außer sich gewesen, als sie bei Harry anrief. Sie tobte und überschüttete ihn mit einem Stackato von Kraftausdrücken. Stronzo, cazzo und einiges andere, das er noch nicht kannte, aber dessen Bedeutung sich unschwer erraten ließ. Die Polizei hatte Franca offenbar mit dem Überwachungsvideo konfrontiert.
    »Ich weiß genau, wie das gelaufen ist«, hatte sie gebrüllt. »Und ich kann beweisen, dass ihr dahintersteckt.«
    Wieso war sie sich eigentlich so sicher?
    »Und wegen des Mordes an dem guten Carlo bist du auch mit dran! Ich hab da einen Zeugen!«
    »Diesen Verrückten? Der wird dir nicht viel nützen.«
    »Andrea? Nein, den meine ich nicht.«
    »Wer bitte sonst? Uns hat keiner gesehen!«
    »Doch, sogar jemand, den du gut kennst.«
    »Und wer soll das gewesen sein?«
    Sie rückte nicht damit heraus, sondern lachte nur verächtlich auf. Und plötzlich war sie bedrohlich leise geworden. »Ich werde sie töten, la donnaccia, deine Ami-Schlampe. Hörst du? Ich werde sie töten!«
    Das Telefonat hatte ihn in Panik versetzt. Was hatte diese Verrückte vor? Warum musste die Polizei sie auch unbedingt entwischen lassen?
    Zoe und er waren davon ausgegangen, dass sie sich in aller Ruhe um das Bild kümmern und sich dann ganz entspannt von den »Amici dei musei« und aus Venedig verabschieden könnten, während Francesca Zenga erst mal in Untersuchungshaft schmorte. Fast hätte das ja auch geklappt. Jetzt aber befürchtete Harry das Schlimmste. Ihm fiel auch die Frau wieder ein, die er eben auf seiner Flucht in dem Sottoportego gesehen hatte. Sie hatte kurze blonde Haare gehabt, wie Zoe, aber sie trug ein schwarzes Leinensakko, wie Franca es hatte. Was hatte das zu bedeuten? Harry brachte das alles nicht zusammen. Und um Zoe machte er sich mittlerweile die größten Sorgen.
    Harry hatte keinen blassen Schimmer, wo sie abgeblieben war. Dabei waren die beiden heute Morgen bester Laune gewesen. Beim morgendlichen Cappuccino hatte Harry dann noch in seinem Wörterbuch nachgeschlagen, was »Schwangerschaftstest« auf Italienisch heißt. Danach war Zoe gleich losmarschiert, um sich in der nächsten farmacia einen test di gravidanza zu besorgen. Seitdem hatte Harry sie nicht mehr gesehen.
    Nach dem Anruf von Franca hatte er sich panisch auf die Suche nach Zoe gemacht. Erfolglos. Und als er zu ihrem Apartment zurückgekommen war und dort die »Polizia« vor der Tür stehen sah, hatte er abrupt kehrtgemacht. Aber irgendwie mussten sie ihn bemerkt haben. Und als der dicke Ispettore Anstalten machte, hinter ihm herzulaufen, hatte Harry völlig den Kopf verloren und war mit seinem Gipsbein getürmt.
     
    Nervös drehte Harry die Glut seiner Zigarette in dem monströsen Marmorteil, obwohl sich gar keine Asche gebildet hatte. Der Fuß unter seinem Gips begann unerträglich zu jucken. Lompo nahm jetzt hinter seinem Schreibtisch Platz. Er sortierte zwei Akten hin und her, wobei er die Ordner penibel an dem Rand der Schreibunterlage ausrichtete. Eine dritte Akte legte er vor sich mitten auf das grüne Plastikteil. Er schlug die Mappe auf, ohne hineinzusehen. Besonders viele Seiten schien sie bisher noch nicht zu enthalten. Harry konnte ein Foto aus dem Video von dem Miró-Diebstahl erkennen. Das Bild war reichlich unscharf. Zoe war darauf nicht zu erkennen, soweit er das von seinem Stuhl aus sehen konnte. Lompo begann, einen Bleistift anzuspitzen.
    Eigentlich lächerlich, dass ihm dieses halbe Hemd von Kommissar so einen Respekt einflößte.
    »Signore, wir sind bei unseren Ermittlungen auf ein

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