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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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glimmte nicht mehr.
    Der Kommissar verließ seinen Schreibtischstuhl. Er ging zum Fenster und sah auf den Kanal hinunter. Dann überprüfte er von Weitem mit einem kurzen Blick noch mal seine Frisur in dem Spiegel über dem Waschbecken.
    Es klopfte. »Avanti«, antwortete Lompo ärgerlich, worauf die Schreibkraft im Strickkleid wieder erschien, um den Teller abzuräumen.
    »Ha finito?« Im selben Moment sah sie schon, dass der Teller mit dem Tramezzino noch unberührt war.
    »Signora, bitte, ich hab doch gesagt, keine Störungen für den Moment.«
    »Ha bisogno di mangiare! Commissario, Sie müssen essen.«
    »Laprego, Signora. Sto lavorando. Ich arbeite. «
    »Sì, sì, aber man muss essen.« Beleidigt machte die Matrone kehrt und zog die Tür lautstark hinter sich zu.
    »Sie hat immer Angst, ich verhungere.« Mit übertriebener Geste spielte der Kommissar den Verzweifelten.
    Dann setzte sich Lompo wieder hinter seinen Schreibtisch. Er blätterte zwei Seiten in seiner Akte um. Es schienen vor allem Adressenlisten zu sein. Dann nahm er einen der angespitzten Bleistifte und deutete mit der Spitze auf Harry.
    »Signor Poschmeier hat uns gegenüber Andeutungen gemacht, dass Sie … wie solliches sagen? …«
    »P-poschmeier?«, wunderte Harry sich.
    »Hans-e-Dieter Poschmeier-e, der Vermieter ihres appartamento. «
    »Ach so, natürlich.«
    Diesen oberschlauen Giovanni-Dieter hatte der Kommissar also auch noch mal befragt. Hätte der seine Weisheiten nicht ausnahmsweise mal für sich behalten können?
    »Signor Poschmeier-e hatte den Eindruck, dass Signora Zenga und Sie, Signor Oldenburg, näheren Kontakt hatten.«
    Harry bekam langsam eine Stinkwut auf Hans-Dieter. Und er wusste auch nicht, ob noch jemand anderes über Francesca und ihn getratscht hatte. Es hatte keinen Zweck, diese Nacht mit Franca zu leugnen. Aber was musste er zugeben und was konnte er verheimlichen? Wusste Lompo, wann Harry mit ihr zusammen gewesen war? Das wäre gar nicht gut. Es wäre sogar ausgesprochen verhängnisvoll. Schließlich wurde Francesca mit dem Tod des Großgondoliere in jener Nacht in Verbindung gebracht. Der dicke Carlo hatte schließlich in ihrem Atelier gelegen. Das hatte die Polizei ja offenbar ermittelt.
    »Es war eigentlich nichts.« Harry wand sich. »Es war nur dieser eine Abend. also diese eine Nacht. Verstehen Sie?«
    »Certo che capisco. « Da war wieder diese Andeutung eines Grinsens. »Solo una notte. Sì. « Jetzt wurde das Grinsen etwas breiter.
    Lompo nahm jetzt in aller Seelenruhe die Arbeiten an seinen Bleistiften wieder auf. Es war bereits der dritte. Zwei Stifte lagen angespitzt auf der grünen Schreibunterlage. Er richtete sie zwischendurch immer wieder parallel zum Rand aus. Diese pedantische Anspitzerei machte Harry völlig verrückt. Während der Commissario mit seinen Stiften beschäftigt war, malte Harry sich aus, wie die wütende Franca auf Zoe losging. Er musste dieses Gespräch möglichst schnell hinter sich bringen. Aber das lag ja leider nicht in seiner Hand.
    »Frau Zenga hat sich das möglicherweise anders vorgestellt.« Harry nahm sich eine neue Chesterfield aus der Packung, ohne sie anzuzünden. »Sie setzt mich unter Druck. Sie lauert mir auf. Und sie liebt es wohl, Gerüchte zu verbreiten, habe ich mir sagen lassen. Allzu ernst darf man ihre Behauptungen nicht nehmen.«
    »Das mag ja alles sein. Signor Poschmeier hat sich auch schon in diese Richtung geäußert. Er war ebenfalls gar nicht gut auf Signora Zenga zu sprechen.« Lompo grinste schon wieder.
    »Umso unverständlicher ist es für mich, warum Sie vor uns geflüchtet sind.«
    »Ich w-weiß es selbst nicht recht«, stotterte Harry. »Ich hab vollkommen den Kopf verloren. Ich bin irgendwie panisch geworden.«
    Harry drehte die unangezündete Zigarette zwischen seinen Fingern.
    »W-wissen Sie, ich mache mir Sorgen um meine Freundin. Francesca Zenga hat gedroht, ihr etwas anzutun.«
    »Sie hat gedroht, so so. Il temperamento italiano. « Er gestikulierte mit den Händen. »Signor Poschmeier hat auch schon die tollsten Geschichten über die Signora erzählt.«
    Allzu ernst schien er Harrys Bedenken nicht zu nehmen.
    »Wieso wenden Sie sich nicht an die Polizei, wenn Sie bedroht werden, Signor Oldenburg?«
    »Francesca Zenga hat mich eindringlich davor gewarnt, die Polizei einzuschalten. Sie hat immer wieder gedroht, meiner Freundin etwas anzutun.«
    Der Kommissar schaute Harry zweifelnd an.
    »Sie sagen, es war diese eine Nacht. Haben Sie die

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