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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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eitlen Commissario und seinem korpulenten Ispettore doch noch in die Falle gegangen. Und jetzt saß er völlig erledigt auf dem Kommissariat fest.
    Harry stocherte mit seiner Zigarette in dem riesigen Aschenbecher, der auf seiner Seite am Rand des klobigen Holztisches stand. Er starrte auf die italienische Flagge, die reichlich verstaubt hinter dem Schreibtisch an der Wand hing. Ein Stück weiter gab es ein verblichenes Farbfoto, das einen Beamten in Uniform zeigte, dem eine Auszeichnug überreicht wurde. Mit ein bisschen Fantasie war der junge Commissario zu erkennen. Durch die Jalousien fiel das Licht wie in Scheiben geschnitten in den hohen, kahlen Raum. Dahinter ergoss sich die Sonne wie fette Sahne. Draußen war es brütend heiß. Kein Wetter für Verfolgungsjagden. Da war es hier hinter den stattlichen Mauern des Palazzo am Rio di San Lorenzo, in dem sich die Questura befand, schon erträglicher.
    Commissario Lompo lief geschäftig in dem großen verdunkelten Vernehmungszimmer umher. Harry drehte sich auf seinem Stuhl ein Stück zu ihm um. Der Kommissar, der in dem hohen Raum deutlich kleiner wirkte als eben in seinem schnittigen Boot, ordnete vor dem Spiegel über dem abgestoßenen Waschbecken seine Haare. Harry kam sich vor wie beim Zahnarzt, wenn man als Patient in Erwartung der Marter halb ohnmächtig auf dem Behandlungsstuhl lag, während der Doktor noch die Folterinstrumente sortierte. Dieser eitle Fatzke ließ ihn zappeln. Er hörte gar nicht auf, an seiner gegelten Frisur herumzumachen. Dabei waren seine schwarzen Haare viel zu kurz, um irgendetwas zu frisieren, fand Harry.
    Es klopfte. Nach einem kurzen Sì betrat eine Matrone in einem dunkelvioletten Strickkleid, das ihre unübersehbaren Ansätze zu Schwimmreifen betonte, den Raum. Sie balancierte einen Teller mit einem in Folie eingewickelten Tramezzino vor sich her.
    »Commissario, lo spuntino per Lei. « Sie warf Lompo einen schwärmerischen Blick zu.
    Harry, den sie ganz kurz verächtlich anstarrte, sah den abgeblätterten rosaroten Nagellack an ihren Fingern, mit denen sie das in Zellophan eingepackte Sandwich auf den Schreibtisch stellte. Besonders verlockend sah das Tramezzino mit der durch die Folie gequetschten Mayonnaise nicht aus. Dann verließ das Strickkleid auf schlurfenden Pumps den Raum wieder.
    Harry fühlte sich unwohl. Der dicke Ispettore und seine uniformierten Kollegen hatten ihn ziemlich unsanft aus dem engen Polizeiboot gezerrt, um ihn dann gestenreich noch einmal gründlich nach Waffen abzutasten. Nach ihrer kräftezehrenden Verfolgungsjagd war der kleine Inspektor nicht gut auf Harry zu sprechen. Wenigstens war er so nett, auf Handschellen zu verzichten. In der Questura kamen ihnen ein paar aufgebrachte deutsche Touristen, denen ihre Handtaschen geklaut worden waren, entgegen. Ihre aufgeregten Stimmen hallten durch das steinerne Treppenhaus. Auf Holzbänken in den schummrigen Terrazzofluren unter Plakaten mit Fahndungsfotos saßen in neusten Sportklamotten ein paar italienische Jungs, die man durchaus für die neuen Besitzer der Damenhandtaschen halten konnte.
    Polizeiuniformen hatten bei Harry schon immer ein ungutes Gefühl verursacht. Dabei war er noch nie festgenommen worden. In seiner Studentenzeit in Deutschland hatte er mal eine halbe Nacht auf dem Polizeirevier verbracht, weil er betrunken und ziemlich bekifft Auto gefahren war. Nichts wirklich Dramatisches. Trotzdem, er brauchte nur einen Polizeiwagen oder eine Politesse zu sehen, schon wurde ihm flau. Und dann war da natürlich noch die Begegnung mit dem kleinsten Kommissar Norddeutschlands – nur ungern erinnerte sich Harry an seinen ersten Kunstcoup an der Nordsee.
    Harrys Handflächen waren eiskalt und feucht. In seinen Shorts und dem durchgeschwitzten T-Shirt fröstelte ihn. Das lag vor allem an der Aufregung und Erschöpfung. Außerdem rumorte sein Magen.
    »Wir haben da einige neue Erkenntnisse, Signor Oldenburg-e.« Lompo sah Harry überheblich an. Doch ohne seine Spiegelsonnenbrille, die er eben bei der Verfolgungsjagd getragen hatte, wirkte der Mann nur noch halb so verwegen. Aber Harry musste zugeben, dass der Kommissar schon gut aussah, nur eben ein Stück zu klein geraten.
    »Was haben Sie mit Ihrem Bein gemacht? Ist das hier in Venedig passiert?«, fragte dieser ihn gerade.
    »Sì, eine ganz blöde Geschichte.« Jetzt fing er auch schon mit diesen italienischen Wortbrocken an. Idiotisch. »Es ist beim Aussteigen aus dem Boot passiert. Ein

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