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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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in seinem Grinsen ...' „Oh, lassen Sie mich doch los!", bat sie. „Mir ist plötzlich etwas höchst Amüsantes eingefallen! O Himmel! Der arme, arme Oswald!"
    Er war ziemlich verblüfft, sowohl über das echte Vergnügen, das in ihrem Gesicht stand, wie über das, was sie gesagt hatte,
    und er ließ sie los. „Ihnen ist plötzlich etwas höchst Amüsantes eingefallen?", wiederholte er verständnislos.
    „Danke!", sagte Venetia und schüttelte ihr zerdrücktes Kleid ein wenig aus. „Ja, wirklich, obwohl Sie es wahrscheinlich nicht für einen guten Witz halten würden, aber das käme daher, weil Sie ja Oswald nicht kennen."
    „Und wer zum Teufel ist das? Ihr Bruder?"
    „Guter Gott, nein! Es ist der Sohn Sir John Dennys, und sein höchster Wunsch ist es, mit dem Corsair verwechselt zu werden. Er kämmt sein Haar in wilde Locken, knüpft sich seidene Tücher um den Hals und brütet über den dunklen Leidenschaften seiner Seele."
    „Tut er das wirklich? Und was hat dieser junge Hund mit alledem zu tun?"
    Sie hob ihren Korb auf. „Nur das eine, dass er, falls er Sie je kennenlernt, ganz grün vor Eifersucht wird, denn Sie sind genau das, was er gern sein möchte - obwohl Sie das Romantische in Ihrem Aufzug nicht erst mühsam einstudieren müssen." Einen Augenblick lang schaute er wie vom Donner gerührt drein und würgte heraus: „Ein Byronscher Held ...! O mein Gott! Sie abscheuliches kleines ..." Er brach ab, als ein Fasanhahn aus dem Wald aufflog, und sagte gereizt: „Muss dieser nichtsnutzige Hund von Ihnen meine Vögel so verflucht wild machen?"
    „Ja, weil mein Bruder nicht mag, dass er das in Undershaw tut, und das ist der Grund, warum ich ihn heute hierher mitgenommen habe. Wild aufscheuchen tut er ganz besonders gern, und da er als Jagdhund ganz ungeeignet ist, weil er schussscheu ist, der arme Kerl, hat er wenig Gelegenheit, es zu tun. Haben Sie etwas dagegen? Ich sehe nicht ein, warum, wenn Sie ohnehin nie zur Jagd herkommen!"
    „Das habe ich nur bisher nie getan!", gab er zurück. „Aber dieses Jahr sieht es damit ganz anders aus! Ich gebe zu, dass ich nicht vorgehabt habe, mehr als ein paar Tage im Yorkshire zu bleiben, aber das war, bevor ich Sie kennengelernt habe. Jetzt werde ich erst einmal in der Priory bleiben!"
    „Wie großartig!", sagte Venetia liebenswürdig. „Im Allgemeinen ist es ein bisschen öde hier, aber damit wird sofort Schluss sein, wenn Sie unter uns zu bleiben gedenken!" Sie erblickte Flurry, rief ihn bei Fuß und knickste leicht. „Leben Sie wohl!"
    „Oh, doch nicht Lebewohl!", protestierte er. „Ich habe vor, Sie besser kennenzulernen, Miss Lanyon of Undershaw!"
    „Es ist doch wirklich ein Jammer nach einem so vielversprechenden Anfang, dass Sie das nicht werden, aber das Leben ist, wie Sie wissen, voller Enttäuschungen, und dieser Fall hier, muss ich Sie warnen, wird sich sehr wahrscheinlich als eine von ihnen herausstellen."
    Er schloss sich ihr an, als sie sich in die Richtung zum Drehkreuz bewegte. „Angst?", fragte er aufreizend.
    „Was für eine stupide Frage!", sagte sie. „Ich hätte wirklich angenommen, Sie wissen, dass Sie der Menschenfresser sind, der unweigerlich über jedes schlimme Kind im Distrikt herfällt!"
    „So schlimm ist das?", sagte er ziemlich erschrocken. „Soll ich lieber versuchen, meinen grässlichen Ruf zu rehabilitieren -was meinen Sie?"
    Sie hatten das Drehkreuz erreicht, und sie ging hindurch. „O nein, dann hätten wir hier ja nichts mehr, worüber wir klatschen könnten!"
    „Beißzange!", bemerkte er. „Na, erzählen Sie Ihrem lahmen Bruder, wie schamlos ich Sie behandelt habe, und fürchten Sie nichts! Über ihn werde ich nicht herfallen!"

3. KAPITEL
    Venetia ging in Gedanken heim, die in ganz ungewohnter Unordnung waren. In dem Gefühl, dass sie nach einem so bewegenden Erlebnis eine Spanne ruhiger Überlegung nötig hatte, ging sie langsam und überdachte alle Umstände ihrer ersten Begegnung mit einem Wüstling. Aber nachdem sie bei der Unschicklichkeit von Damereis Verhalten verweilt und sich gesagt hatte, welch ein Glück sie gehabt hatte, dass sie einem schlimmeren Schicksal entronnen war, war sie ziemlich entsetzt, als sie entdeckte, dass es ihr, wie sich gezeigt hatte, an Empfindsamkeit mangelte. Ein zartbesaitetes Frauenzimmer wäre - falls nicht alle Bücher logen - aus Entsetzen, von einem fremden Mann geküsst zu werden, in Ohnmacht gefallen, ihr Frieden wäre dahin, ihr Geist ganz und gar überwältigt.

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