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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling
Autoren: Georgette Heyer
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Schlimmste zu erfahren, bemerkte sie nicht einmal die ironische Formalität, auf die so viel Mühe verwandt worden war. Ihre Augen überflogen das Blatt, und sie rief dankbar aus: „Nein, nein, er ist nicht schlimm verletzt! Rufus ist mit ihm gestürzt, aber er hat sich nichts gebrochen. Ein verstauchter Knöchel - beträchtliche Quetschungen - im Fall irgendeiner Verletzung der linken Hüfte - oh, wie wirklich freundlich von ihm! Hör zu, Nurse! Lord Damerei hat schon nach York geschickt, um Dr. Bentworth zu Aubrey zu holen! Er schreibt jedoch, obwohl Aubrey selbst glaubt, er sei auf das Bein gefallen, sei es, nach dem verstauchten rechten Knöchel zu schließen, Damereis Meinung nach nicht der Fall, und er habe sich nicht mehr getan, als sich das schwache Hüftgelenk erschüttert. Ich bete zu Gott, dass er recht hat! Er hielt es für besser, Aubrey zur Priory zu befördern, als ihn der Qual der längeren Fahrt nach Hause auszuliefern - das war wirklich besser! Und wenn ich so gut sein wolle, die für Aubrey nötigen Sachen zusammenzurichten, würde der Überbringer des Briefes sie mit zur Priory nehmen. Als würde ich nicht auf der Stelle selbst zu Aubrey fahren!"
    „Das werden Sie nicht!", erklärte Nurse. „Der Herrgott mag es für richtig ansehen, eine alte Frau in die Hände der Verruchten auszuliefern, aber im Buch der Bücher heißt es, dass da viele Kümmernisse für die Gerechten sind und, was mehr bedeutet, dass ihnen Hilfe wird, die mir, wie ich vertraue, auch wird, obwohl ich niemals dachte, dass ich gezwungen sein würde, Sündern in den Weg gestellt zu werden! Aber was das betrifft, dass Sie den Fuß in jenes gottlose Herrenhaus setzen, Miss Venetia, niemals!"
    Als Venetia aus der plötzlichen Wendung des Gespräches zum Biblischen erkannte, dass ihr Schutzengel stark bewegt war, widmete sie sich in den nächsten zwanzig Minuten der Aufgabe, deren Aufregung zu besänftigen, indem sie ihr erklärte, sie hätten mehr Grund, Damerei dem Guten Samariter zu vergleichen als den Verruchten, und redete ihr gut zu, ihren eigenen Entschluss, zu Aubrey zu fahren, als etwas ebenso Harmloses wie Unvermeidbares zu akzeptieren. In alledem hatte sie nur zum Teil Erfolg, denn obwohl Nurse wusste, dass sie, sobald sich Miss Venetia zu etwas entschlossen hatte, machtlos war, es zu verhindern, und sie weiters gezwungen war, eine schwache Ähnlichkeit Damereis mit dem Guten Samariter zuzugeben, blieb sie doch beharrlich dabei, von ihm als dem Gottlosen zu sprechen und sein barmherziges Betragen irgendeinem obskuren, aber sicherlich üblen Motiv zuzuschreiben.
    Sie kam damit der Wahrheit näher, als sie wusste oder Venetia überzeugt haben könnte zu glauben. Venetia hegte weder Argwohn, noch zierte sie sich. Sie kannte die Welt nur aus den Büchern, die sie gelesen hatte, ihre Erfahrung hatte sie nie gelehrt, die Aufrichtigkeit irgendeines Menschen zu bezweifeln, der ihr eine Freundlichkeit erwies. Als daher Damerei um eine Biegung der Auffahrt eine Kutsche kommen sah und hinausschlenderte, um seinen Gast zu begrüßen, war es weder eine wütende Göttin noch eine würdevolle junge Dame, die aus dem Fahrzeug sprang und ihm beide Hände hinstreckte, sondern ein wunderschönes, aufrichtiges Geschöpf ohne Betroffenheit in den freimütigen Augen, sondern nur mit einer glühend warmen Dankbarkeit. Sie rief aus, als er ihre Hände ergriff: „Ich bin Ihnen ja so dankbar! Ich wünschtc nur, ich könnte Ihnen sagen, wie, aber anscheinend gibt es da nichts als einfach Danke sagen." Sie fügte mit einem schüchternen Lächeln hinzu: „Sie haben mir außerdem einen so tröstlichen Brief geschrieben. Das war so lieb - haben Sie erraten, dass ich ganz krank vor Angst war? Oh, bitte sagen Sic mir, dass es wirklich stimmt und er nicht schlimm verletzt ist!"
    Es dauerte einige Augenblicke, bevor er ihr antwortete oder ihre Hände freigab.
    Schon in einem verblichenen alten Kleid, die Haare unordentlich unter einem Strohhut und das Gesicht rot vor Empörung, hatte er sie für ein ungewöhnlich hübsches Mädchen gehalten. Jetzt war sie einfach, aber reizend in nar-zissenfarbenen Musselin gekleidet, mit einem Hut aus ungebleichtem Stroh, dessen hochgeschlagene Krempe den Rahmen für ein liebreizendes Gesicht bildete, das weder zornrot noch empört war, sondern mit unverhüllter Freundlichkeit zu ihm aufblickte und lächelte - und sie nahm ihm den Atem. Kaum gewahr, dass er immer noch ihre Hände hielt, und das mit einem viel zu
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