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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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erreichten, einander zu ermorden - für welche Vorsicht ich ihr mein ganzes Leben lang danke. Sie erhielt ebenfalls ihren Lohn, denn Vobster war so nett, sich das Genick zu brechen, bevor die Gewohnheit die Abwechslung schal gemacht hatte, und sie brachte ihren Venezianer dazu, sie zu heiraten. Vermutlich hat sie gedroht, ihn zu verlassen, und er kann durchaus daran verzweifelt sein, eine andere zu finden, die so gut zu seinem Geschmack für Schwarz und Weiß passte. Sie hatte einen milchweißen Teint und schwarze Haare - kohlrabenschwarz - und Augen, so dunkel, dass sie zumindest schwarz aussahen. Eine kleine mollige Schönheit! Man hat mir erzählt, dass man sie später nie anders als in weißen Kleidern und schwarzen Mänteln sah, und ich könnte schwören, dass die Wirkung erstaunlich war!"
    Der spöttische Ton war betont, aber sie ließ sich nicht von ihm täuschen. Da sie unmöglich ihrer Stimme trauen konnte, sagte sie nichts, und weil sie Angst hatte, dass ihr Gesicht die Empörung verraten könnte, die in ihr aufstieg, hielt sie die Augen gesenkt. Sie machte die ziemlich erschreckende Entdeckung, dass sich die schlanken Finger einer Dame zu Klauen krümmen konnten, und streckte sie schnell.
    Aber vielleicht hatte sie das nicht schnell genug getan, oder vielleicht verriet ihr Schweigen sie; denn nach einer Weile sagte Damerei noch spöttischer: „Haben Sie sich eingebildet, eine Tragödie läge hinter mir? Ich fürchte, nichts dergleichen Romantisches; es war eine Farce, bei der nicht eine der Zutaten fehlte, bis hinunter zu dem heroischen Treffen in der Morgendämmerung, aus dem beide Duellanten ohne Schramme hervorgingen - wofür ich meinem Rivalen herzlich dankbar bin! Zu seinen sonstigen Vollkommenheiten war er außerdem noch ein süperber Schütze und hätte mir auch auf die doppelte Entfernung eine Kugel hineinjagen können.
    Aber er wich aus - er feuerte in die Luft!"
    Er hatte ihr nun so viel erzählt, wie sie nur wünschen konnte. Er mochte vielleicht über die Erinnerung an sein jüngeres Ich höhnen, aber sie fühlte die Wunde, die eine leichtfertige Frau und ein routinierter Weltmann seinem Stolz versetzt hatten, so heftig, als hätte sie sie selbst erlitten. Sie besaß Brüder und wusste, dass ein Junge am leichtesten in seinem Stolz zu verwunden ist.
    Sie konnte ihn ganz klar vor sich sehen, wie er gewesen sein musste - sicherlich ein schöner junger Mann, groß, hoch aufgerichtet und breitschultrig, wie er jetzt war, aber mit einem glatten Gesicht und Augen voll Eifer, nicht Langeweile. Er musste waghalsig und feurig gewesen sein, und vielleicht war es ihm mit der Liebe verzweifelt ernst gewesen. Erst die Erfahrung hatte ihn zu einem Zyniker gemacht, aber in seiner glühenden Jugend war er nicht zynisch gewesen. Sie wusste, er war damals nicht einmal imstande gewesen, über seine eigene Torheit zu lächeln.
    Alles, was er getan hatte, seit er sich lächerlich vorgekommen war - und sie wusste weder, noch wollte sie es wissen, in welche Tiefen er gesunken war -, gehörte, so erkannte sie, zu einem Schema, das durch den Betrug einer Buhlerin unvermeidlich geworden war. Hatten seine selbstgerechten Eltern angenommen, er würde zurückkehren, um die Rolle des verlorenen Sohnes zu spielen? Das hätten sie besser wissen müssen! Er hätte vielleicht mit seiner Buhlerin verheiratet zurückkehren und sich den Kritikern stellen können, nicht aber, obwohl er sich damit unheilbar ruinierte, als betrogener Liebhaber. Seine Familie hatte ihn zum Ismael erklärt, und Ismacl blieb er aus eigener Wahl, wobei er ein perverses Vergnügen daran gefunden hatte, wie sie ahnte, die daran Interessierten mit reichen Zeugnissen für seine Verworfenheit zu versorgen. Und alles das wegen einer kleinen molligen schwarzäugigen Schlampe, die älter als er war und deren Ehering und vornehmer Rang die Seele einer Dirne verbargen!
    „Zu schlimm, nicht?", sagte Damerei. „Statt heroisch für die Liebe zu sterben, wurde ich untröstlich zurückgelassen -obwohl nicht auf lange, muss ich zugeben!"
    Daraufhin hob sie die Augen und sagte warm: „Ich bin äußerst froh, das zu hören, und ich hoffe aufrichtig, dass Ihre nächste Mätresse ebenso unterhaltsam wie hübsch war."
    Der Hohn schwand aus seinem Gesicht; das Lächeln, das seine Augen erleuchtete, war das reiner Erheiterung. „Ein bezauberndes kleines Vögelchen!", versicherte er ihr.
    „Gut! Wie sind Sie doch glücklich davongekommen! Vielleicht haben Sie noch nicht

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