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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nicht?" Er streckte die Hand aus, nahm ihr Kinn in seine langen Finger und hob es. „Vielleicht um Sie daran zu erinnern, meine Liebe, dass dies, obwohl ich derzeit gezwungen bin, mich mit allem Anstand eines Gastgebers zu benehmen, nur Tünche ist - und Gott allein weiß, warum ich Ihnen das eigentlich sage!"
    Sie schob seine Hand weg, sagte aber mit einem Kichern: „Ich glaube nicht, dass Ihre Vorstellung von Schicklichkeit in
    den ersten Kreisen wirklich ankommen würde! Und weiter, mein teurer Freund, ist es höchste Zeit, dass Sic damit aufhören, jeden glauben zu lassen, dass Sie viel schwärzer sind, als Sie gemalt werden. Das ist eine Gewohnheit, in die Sie verfallen sind, als Sie noch jung und dumm waren, und unter den damaligen Umständen auch wirklich vollkommen verständlich. Auch sehr ähnlich Conway, wenn er mir vorprahlte, was für entsetzliche Streiche er in Eton spielte.
    Münchhausengeschichten, das meiste."
    „Danke! Aber das habe ich nie getan - es bedurfte keiner Münchhausengeschichten.
    Mit was für unwahrscheinlichen Tugenden versuchen Sie mich eigentlich auszustatten? Exquisite Empfindsamkeit? Gefühlvolle Prinzipien?"
    „O nein, nichts dergleichen!", antwortete sie und stand auf. „Ich erlaube Ihnen alle Laster, die Sie sich zulegen wollen - ja, ich weiß, dass Sie ein Spieler sind und ein entsetzlicher Wüstling und ein Mann von traurig unbeständigem Charakter! Aber so grün bin ich nicht, dass ich an Ihnen nicht wenigstens eine Tugend erkenne und eine gute Eigenschaft."
    „Was, ist das alles? Wie enttäuschend! Und was sind die?"
    „Ein gebildeter Verstand und sehr viel Güte", sagte sie, legte ihre Hand auf seinen Arm und schlenderte mit ihm zum Haus zurück.

7. KAPITEL
    Edward Yardley kehrte zwar in einer unzufriedenen Stimmung heim, befürchtete aber nicht mehr, dass sich Damerei als sein Rivale erweisen könnte. Er hatte ihm nicht gefallen, und Edward konnte weder in seinen Manieren noch in seiner Erscheinung etwas erblicken, das vernünftigerweise Venetias Gefallen hätte erregen können. Da Edward selbst pcinlich genau in allen Höflichkeitsformen war, fand er, dass Damereis legere Sorglosigkeit einem Mann von Rang nicht entsprach und seine ziemlich abrupte Art zu reden einen nur anwidern konnte. Was seine Erscheinung betraf, so war da schließlich auch nicht viel los - er hatte eine gute Gestalt, aber sein Gesicht war hart, die Züge durchaus nicht regelmäßig, und er hatte einen dunklen Teint; seine Kleidung war nicht besonders modisch. Hätte Damerei enge gelbe Hosen getragen, blitzblanke Schaftstiefel, eine taillierte Jacke, ein monströses Halstuch, übertrieben hohe Kragenspitzen, Ringe an den Fingern und baumelnde Berlocken, dann hätte er Edward vielleicht als ein gefährlicher Bursche erscheinen können. Aber Damerei trug eine gewöhnliche Reitjacke und wildlederne Reithosen, ein ziemlich bescheidenes Halstuch und keinen anderen Schmuck als einen schweren Siegelring und ein Einglas - ein Modegeck war er nicht. Er sah nicht einmal sehr nach einem Meilenfresser aus, obwohl man ihm nachsagte, dass er ein erstklassiger Fahrer sei - ja, ein richtiger Raser. Edward, der einen „Korinther" erwartet hatte, neigte dazu, ihn für ziemlich schäbig zu halten -mehr Bellen als Beißen, meinte er, als er sich an einige der ausgefallenen Geschichten erinnerte, die ins Yorkshire durchgesickert waren. Er schmeichelte sich, dass er ja nie auch nur die Hälfte davon geglaubt hatte - so zum Beispiel die Sache mit der römi schen Edeldame, von der es hieß, sie hätte Gatten und Kinder verlassen, um mit Damerei an Bord der Jacht im Mittelmeer zu kreuzen, die er die Frechheit gehabt hatte, „Korinth" zu taufen. Oder jene verwirrende Hochstaplerin, mit der er wie ein Meteor quer durch das befreite Europa geschweift war, eine Reise, die berühmt geworden war durch die Mengen frischer Rosenblätter, die Damerei auf den Boden ihrer verschiedenen Appartements hatte streuen lassen, und das Meer von rotem Champagner, der zu ihrer Erfrischung floss. Edward, der feierlich versucht hatte, die Kosten dieser extravaganten Grillen auszurechnen, hatte in Wirklichkeit die Geschichte nicht geglaubt. Und jetzt, nachdem er Damerei von Angesicht zu Angesicht kennengelernt hatte, tat er sie als gänzlich unglaubwürdig ab. Er hatte nicht wirklich Angst gehabt, dass ein vernünftiges Frauenzimmer der Verlockung einer solchen trügerischen Großartigkeit erliegen würde, aber als er von der Priory

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