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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wegritt, war er doch, ohne es sich zu gestehen, erleichtert. Damerei mochte vielleicht versuchen, Veneria zum Gegenstand seiner Galanterie zu machen - obwohl er anscheinend von ihrer Schönheit nicht sehr beeindruckt war -, aber Edward, der seinen eigenen Wert kannte, konnte nicht das Gefühl haben, dass er selbst in Gefahr war, in ihren Augen von solch einem brüsken Kerl mit kantigem Gesicht verdunkelt zu werden.
    Frauenzimmern ging von Natur aus Urteilsvermögen ab. Aber Edward hielt Venetias Verstand für höher als das des Frauengeschlechts im Allgemeinen, und obwohl sie nur wenige Männer kennengelernt hatte, mussten ihr die drei, die sie gut kannte - ihr Vater, Conway und er einen Maßstab für Benehmen und Anstand geschenkt haben, mit dem sie Damerei genügend vernünftig einzuschätzen imstande war.
    Das Schlimmste an der Angelegenheit, entschied Edward, war der Schaden für ihren Ruf, wenn ihre täglichen Besuche in der Priory bekannt werden würden. Und diese Möglichkeit quälte ihn so sehr, dass er die ganze Geschichte seiner Mutter erzählte.
    Eine nachgiebige kleine Frau war diese Mrs. Yardley, derart farblos, dass kein Mensch vermutet hätte, wie sehr und eifersüchtig sie ihr einziges Kind vergötterte. Sie hatte eine Haut wie Pergament, dünne blutleere Lippen und Augen von einem matten ausgeblichenen Blau; die Haare, die sie säuberlich unter einer Witwenhaube zusammengerafft trug, waren von einer unbestimmbaren Farbe zwischen Sand und Grau. Sie sprach nicht viel und hörte Edward ohne Kommentar zu, fast ausdruckslos. Nur als er ihr um eine Spur zu beiläufig erzählte, dass Venetia Aubrey täglich in der Priory besuchte, flackerte eine Spur von Ausdruck in ihren Augen auf, und dann war das nicht mehr als ein blitzschneller Eidechsenblick, ebenso schnell vorüber, wie er gekommen war.
    Edward bemerkte ihn nicht, sondern fuhr fort, ihr alle Umstände zu erklären, ohne sie um ihre Meinung zu fragen, eher belehrend, wie das seine Gewohnheit war. Als er dann eine Pause machte, sagte sie „Ja" mit der ausdruckslosen Stimme, die keinen Schlüssel zu ihren Gedanken lieferte. Im Allgemeinen hätte er sich mit dieser dürftigen Antwort völlig zufriedengegeben, aber bei dieser Gelegenheit fand er sie ungenügend, denn als er ihr erzählte, wie normal es für Venetia war, die Priory zu besuchen, ohne jemand anderen als Nurse zur Anstandsdame mitzuhaben, hatte er gegen seine eigene Überzeugung argumentiert und wollte eine Bestätigung haben.
    „Man kann nicht gut erwarten, dass sie es nicht tut", sagte er. „Du weißt, wie sie an Aubrey hängt!"
    „Ja, wirklich. Er ist ihr großen Dank schuldig. Ich habe das schon immer gesagt", antwortete sie.
    „Oh, was das betrifft ... Ich möchte es ja auch gern glauben, aber er ist einer, der alles für selbstverständlich nimmt. Das Wichtige daran ist, dass nichts dabei ist, wenn Venetia ihn besucht."
    „O nein!"
    „Unter den herrschenden Umständen, weißt du, und da doch Nurse dort ist - und schließlich ist sie auch kein junges Mädchen mehr. Ich sehe nichts daran, worüber die Leute klatschen könnten, nicht?"
    „O nein! Ich bin überzeugt, das werden sie nicht."
    „Natürlich kann es mir nicht passen, dass sie mit einem solchen Mann zwangsweise bekannt wird, aber ich bilde mir ein, ich habe ihm klargemacht, wie die Sache steht - habe ihm sozusagen durch Andeutungen abgewinkt, falls er auch nur irgendwie daran dachte, sie zu fesseln. Nicht, dass ich da etwa viel befürchte - ich glaube, ich habe ein ziemlich gutes Urteil, und mich dünkt, dass er überhaupt nicht von ihr beeindruckt war."
    „Ich vermute, sie ist nicht sein Fall."

    Sein Gesicht hellte sich auf. „Nein, sehr wahrscheinlich ist sie das nicht! Zweifellos langweilen ihn tugendhafte Frauen. Und wie du weißt, mangelt es ja gerade ihr nicht an Vernunft. Unter dieser spaßhaften Scherzhaftigkeit steckt bei ihr ein wirklich zarter Charakter, und so wie sie geartet ist, ist sie zu sauber, als dass sie es sich erlauben würde, Seine Lordschaft zu irgendeiner Einbildung, die die Grenzen überschreiten würde, zu ermutigen."
    „O nein! Ich bin überzeugt, das würde sie nicht."
    Er sah erleichtert drein. Aber nachdem er eine Weile mit der Vorhangschnur gespielt hatte, sagte er ärgerlich: „Aber eine peinliche Situation ist es doch! Es ginge mir sehr gegen den Strich, wenn ich gezwungen wäre, mit Lord Damerei eine intimere Bekanntschaft pflegen zu müssen, selbst wenn wir nahe genug an der

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