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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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eine derartige Raserei geraten ist?", erkundigte er sich.
    „Sie haben gut fragen!", antwortete sie, sehr erzürnt und beträchtlich zerzaust. „Ich habe versucht, ihn von einer dummen, eingebildeten Neigung zu mir zu heilen!"
    „Oh, das war es, ja?", sagte er amüsiert. Er schaute zu Oswald hinüber, der sich eben aufrappelte. „Na, aber jetzt wäre es wohl am besten, Sie hielten sich etwas fern, schönes Verhängnis, denn wenn mich meine Erfahrung nicht trügt, ist Ihr hitziger Schäfer gerade drauf und dran, einen feurigen Versuch zu machen, mich niederzuschlagen."
    „O nein, das wird er nicht!", erklärte Venetia, und ihre Augen leuchteten kriegerisch.
    „Sie können das mir überlassen, Damerei! Ja, ich befehle es Ihnen sogar!"
    Sie fegte an ihm vorbei, gerade als Oswald, der die Nachwirkung der halben Strangulation überwunden hatte, mit geballten Fäusten auf Damerei losgehen wollte. Da ihm plötzlich Venetia im Wege stand, musste er sich zurückhalten. Bevor er sie noch beiseitestoßen konnte, was er in seiner blinden Wut durchaus vorhatte, hatte sie schon Worte gesprochen, die wie eine kalte Dusche auf ihn niederprasselten. „Willst du jetzt vielleicht auch noch zu meiner Unterhaltung eine ordinäre Rauferei veranstalten? Ich warne dich, Oswald, wenn ich noch mehr deiner Ungezogenheiten zu ertragen habe, dann werde ich deinem Papa erzählen, was soeben geschehen ist und mit welch völligem Mangel an guter Erziehung oder Anstand du dich aufgeführt hast! Es widerstrebt mir zwar sehr, ihn derart zu kränken oder deine Mama zu betrüben; wenn du also wünschst, deine Derbheit gutzumachen, dann zwinge mich nicht, es dennoch zu tun!"
    Blutrot stammelte er: „Es tut mir leid ... es war nicht ... ich habe es nicht so gemeint, dass ..."
    „Sehr schön, mehr brauchst du nicht zu sagen", unterbrach sie ihn. „Weder ich noch Lord Damerei werden zu jemandem darüber sprechen, worauf du dich verlassen kannst. Jetzt aber geh lieber heim."
    Zu seiner Ehre sei gesagt, dass es ihm, wenn er auch an der Anstrengung fast erstickte, gelang, die verschiedenen vernichtenden Antworten, die ihm auf der Zunge lagen, zu schlucken und sogar eine steife Verbeugung zustande zu bringen.
    „Ich bitte sehr ... ich bitte sehr, meine untertänigste Entschuldigung entgegenzunehmen, und, glauben Sie mir, dass ich Sie nicht wieder belästigen werde, Ma'am!", sagte er. Dann wandte er seinen glühenden Blick Damerei zu und fiel leicht aus seiner Großartigkeit. „Und was Sie betrifft", sagte er wild, „werde ich ..." Er hielt den Atem an und endete dann mit lähmender Formalität: „Eure Lordschaft werden von mir hören!"
    Darauf führte er eine zweite Verbeugung aus und schritt von dannen.
    „,Ach, armer Yorick!"', bemerkte Damerei. „Das trifft mich hart."
    „Ja, mich auch", stimmte ihm Venetia mit einer Kummerfalte zwischen den Brauen zu. „Ich habe unwillkürlich das Gefühl, dass ich schuld daran bin, weil ich ihm keine schwere Abfuhr erteilt habe, gleich als er anfing, hinter mir herzulaufen. Wenn ich die leiseste Ahnung gehabt hätte, dass es bei ihm mehr als der Anfall einer ersten Jugendliebe ist, der sich nicht bald legen würde, dann hätte ich es natürlich getan."
    „Es ist auch nichts anderes. Falls ich mich nicht sehr irre, bin ich es, der für den heutigen Ausbruch verantwortlich ist, nicht Sie. Der dumme junge Gockel hätte mich vom ersten Moment an, als er mich erblickte, am liebsten ermordet."
    Sie wandte ihm ihre Augen zu. „Ja, das stimmt. O Gott, ich hoffe nur, dass er keine Dummheit anstellt!"
    Er lächelte. „Das Gebet ist vergeblich, aber es ist nicht sein eigenes Leben, das er zu enden plant! Schauen Sie nicht so besorgt drein! Nach allem, was ich gesehen habe, würde ich eine nette Summe wetten, dass er, bevor er noch Ebbersley erreicht, seinen schlimmsten Schmerz bestimmt schon überwunden hat und eine große Genugtuung aus der Vorstellung bezieht, meinen kalten Leichnam auf dem Boden hingestreckt zu sehen - in einer Entfernung von zwanzig Metern. Oder sogar seinen eigenen. Himmel, ja, natürlich seinen eigenen! Das würde Ihnen lebenslange Reue eintragen, meine grausame Schöne, und mir den Abscheu aller zuziehen. Ich wäre gezwungen zu fliehen, und das geschähe mir recht! Selbst meine Sekundanten würden mich meiden, denn wenn ich nicht feuerte, bevor noch das Taschentuch fällt, oder etwas ähnlich Feiges täte, können Sie sich darauf verlassen, dass ich auf die eine oder andere Art eine sehr

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