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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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einen Dienst für ihn verrichtete, aber diesmal schien er nichts zu sagen zu haben außer einem kurz angebundenen „Danke", als er die Zügel übernahm und sich in den Sattel schwang. Er vergaß zwar nicht, Fingle sein übliches douceur zu geben, aber kein Lächeln begleitete es - er schien an etwas anderes zu denken, und außerdem an nichts sehr Angenehmes, nach seinem finsteren Gesicht zu schließen, dachte Fingle.
    Damerei ritt langsam zur Priory zurück, einen beträchtlichen Teil des Weges mit schlaffem Zügel, und ließ den Grauschimmel im Schritt gehen. Die gerunzelte Stirn glättete sich nicht, sie wurde finsterer. Erst als Crusader, von dem plötzlichen Auffliegen eines Fasans erschreckt, stehen blieb, den Kopf aufwarf und schnaubte, wurde Damerei aus seiner Geistesabwesenheit gerissen. Er tadelte Crusader, lehnte sich aber vor, um ihn abzuklopfen, weil er wusste, dass es seine eigene Schuld war.
    „Alter Narr!", sagte er. „Wie dein Herr - der noch schlimmer ist als ein Narr. ,Ich wollt', sie könnt' zum Heiligen mich machen, oder zur Sünderin ich sie ...'. Wer zum Teufel hat das geschrieben? Du weißt es nicht, und ich habe es vergessen, und auf jeden Fall ist es unwichtig. Für den ersten Teil ist es zu spät, alter Freund, zu spät!
    Und was den zweiten betrifft - das war genau meine Absicht, und ein seltener Augenblick ist es, zu entdecken, dass ich es, selbst wenn ich es könnte, nicht täte!
    Los!"
    Crusader fiel in Trab und legte den Weg so zurück, bis Damerei, als er um eine Biegung im Heckenweg, der das Parktor der Priory in Sicht brachte, einen einsamen Reiter erblickte, der sein Pferd am Zügel führte. Damerei stieß hervor: „Der verfluchte Junge!"
    Der junge Mr. Denny schaute über die Schulter, raffte sich zusammen, drehte sich heftig um und stellte sich mitten auf den Heckenweg mit der offenkundigen Absicht, seiner Beute den Weg zu versperren, sollte Damerei versuchen, ihm zu entkommen.
    Er streckte das Kinn kampfbereit vor, erweckte aber den Eindruck, dass er beträchtlich in Verlegenheit war, was auch wirklich stimmte.
    Ungestüm hatte ihn in eine falsche Stellung gedrängt, und er sah keinen Weg, sich ehrenhaft wieder herauszuwinden. Als er in höchster Wut Undershaw verließ, hatte er sich eine Zeit lang ganz den Vorstellungen überlassen, die Damerei Veneria beschrieben hatte; aber selbst eine derartige Wut wie die seine konnte sich nicht lange in Siedehitze halten. Dank Damereis trödelndem Rückweg zur Priory hatte sich sein Groll gelegt, schon einige Zeit bevor noch das graue Pferd in Sicht kam, und eine volle halbe Stunde lang hatte er um einen Entschluss gerungen, was er nun tun sollte, und ohne sich ein einziges Mal zu erlauben, ins Reich der Fantasie abzuschweifen. Von dem Augenblick an, da ihm aufdämmerte, dass die erlittene Demütigung das folgerichtige Ergebnis seines eigenen schlechten Benehmens war, wurde die Angelegenheit zu ernst für grandiose Träume. Er erkannte plötzlich, dass Damerei gerade die Rolle gespielt hatte, die er für sich erträumte - es war der Schurke gewesen, der die Dame vor dem Helden gerettet hatte. Diese Erkenntnis war so schrecklich, dass er eine Weile keine andere Lösung seiner Sorgen sehen konnte, als aus dem Yorkshire zu fliehen und eine Zukunft in Verborgenheit zu führen, wenn möglich am anderen Ende der Welt. Sein nächster - und vernünftigerer - Impuls war, seinen Plan aufzugeben, Damerei zu einem Duell zu fordern; und er hatte sich schon auf den Heimweg begeben, als ihm ein anderer abscheulicher Gedanke einfiel - er hatte fatale Worte an Damerei gerichtet, und wenn er sie nicht gutmachte, würde Damerei glauben, er täte dies nicht, weil er Angst hatte. So drehte er wieder um, denn was immer sonst Damerei von ihm sagen mochte, dass er, Oswald, nicht mehr Mut als ein Hahn auf dem Misthaufen hätte, durfte er nie und nimmer von ihm behaupten. Die Forderung musste angebracht werden, aber so viel sich Oswald auch bemühte, er konnte sich nicht mehr in seinen früheren Eifer versetzen. Ein unbehaglicher Verdacht, dass Leute, die mit dem Ehrenkodex vertrauter waren als er, seine Handlung als derb unschicklich verurteilen würden, nagte an ihm; und als er sich in Damereis Weg aufpflanzte, hätte er alles darum gegeben, was er besaß, um hundert Meilen weit weg zu sein.
    Damerei hielt den Grauschimmel an und maß seinen jugendlichen Feind höhnisch.
    „Alles, was noch fehlt, um das Bild vollkommen zu machen, ist eine Maske und zwei

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