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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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verlobt mit dir gewesen, bevor Damerei in die Priory kam. Wie du derart eitel sein kannst, dir einzubilden, dass ich ein tendre für einen Jungen haben könnte, der nicht viel älter als Aubrey ist, kann ich mir nicht vorstellen! Ich wünschte, du versuchtest, dich von der ewigen Gaukelei zu heilen, und lerntest, ein bisschen vernünftiger zu werden! Mir scheint, du stellst dir alles so intensiv vor, dass es für dich wirklich wird - was dich, weißt du, dazu verführt, die größten Albernheiten zu sagen! Bedenke nur zum Beispiel, was geschehen würde, wenn ich ebenso dumm wäre wie du und zustimmen würde, dich zu heiraten! Nimmst du, nüchtern besehen, an, dass Sir John und Lady Denny zu einer so lächerlichen Verbindung eigentlich nichts zu sagen hätten?"
    „Nichts, was sie sagen könnten, würde mich von meinem Vorhaben abbringen!", versicherte er.
    „Oh, nein?", gab sie zurück. „Wir würden gerade nur zur Grenze fliehen, wenn ich recht verstehe, da du noch nicht großjährig bist, und am Amboss heiraten! Da würde ich ja eine nette Figur machen! Und was würden wir als Nächstes tun? Uns auf deine wundervolle Reise begeben? Was mir äußerst ungemütlich klingt und wirklich mehr als ungemütlich wäre, weil wir bald ohne einen Pfennig Geld dastünden. Oder hast du dich in den Glauben verrannt, dass Sir John so liebenswürdig wäre, dir eine schöne Summe auszusetzen, damit du unabhängig bist?" Sie hielt inne und musste wider Willen über die plötzliche Veränderung in seinem Ausdruck lachen. Er schaute sie verblüfft, zornig und finster an, was ihn wie einen Schuljungen aussehen ließ, dem man einen Plan durchkreuzt hatte, und es schien, als hätte er seine Liebe bereits mehr als halb begraben. Sie setzte sich in Bewegung und sagte: „Du siehst ein, wie dumm das alles ist, nicht? Reden wir nicht mehr darüber! Wenn du einmal so alt bist wie ich, wirst du, nehme ich an, sehr verliebt sein, und es nicht nur mimen, in ein Mädchen, das derzeit noch im Schulzimmer Nähmustcr näht. Und wenn du dich dann überhaupt noch an mich erinnerst, was sehr wahrscheinlich nicht der Fall sein wird, dann wirst du dich wundern, wie du dich so lächerlich machen konntest. Jetzt geh heim - und lauf nicht mehr hinter mir her, wenn ich bitten darf!"
    Jetzt hasste Oswald sie genauso sehr, wie er sie angebetet hatte, aber da er selbst in seinen ausgeglichensten Stimmungen nicht geneigt war, in Betracht zu ziehen, wie es in Wirklichkeit um seine Gefühle stand, war er völlig unfähig, dieses Kunststück durchzuführen, wenn er eine Beute der Erregung war. In dem Durcheinander von Verletztsein und Wut und Kummer, in das ihn Venetias kühler Spott gestürzt hatte, sah er nur eines klar: dass sie ihn als einen Schuljungen betrachtete. Er sagte mit einer Stimme, die vor Zorn schwankte: „Du glaubst, ich bin zu jung, um zu lieben, nicht? Nun, da hast du aber unrecht!"
    Mit diesen bitteren Worten und bevor sie noch Zeit hatte, seine Absicht zu erkennen, packte er sie, und es gelang ihm, obwohl nicht sehr fachmännisch, seine Arme um sie zu schlingen.
    Venetia, die besorgter um die Kätzchen war, die durch diesen plötzlichen Überfall fast aus dem Korb gestülpt wurden, als um sich, rief scharf: „Vorsicht! Du idiotischer Junge, lass mich sofort los!"
    Aber Oswald, der noch nie vorher ein Mädchen in seinen Armen gehalten hatte, war in den Klauen eines neuartigen und aufregenden Gefühls; er umarmte sie noch fester und küsste zuerst ihr Ohr, dann ihre Augenbraue und dann den Backenknochen, in mehreren hartnäckigen Versuchen, ihre Lippen zu erreichen. Zwischen diesen Angriffen sagte er mit einer atemlosen, übermütigen Stimme: „Ein Kind bin ich, was? Ich werd's dir zeigen!"
    „Oswald, hör sofort auf! Wie wagst du nur - oh, Gott sei Dank!"
    Wenn sich Oswald wunderte, was ihr diesen unerwarteten Ausruf entlockt hatte oder warum sie plötzlich aufhörte, sich zu wehren, so wurde er nur sehr wenige Sekunden in Zweifel gelassen. Eine Hand fuhr ihm derb in den Kragen und schloss sich wie ein Schraubstock um das Halsband, dass er fast erstickte, die zweite packte den Boden seiner Reithose; er wurde von Veneria weggerissen, mit einem Ruck herumgedreht, unwiderstehlich zum Eingang gedrängt und ins Freie geworfen, wo er auf allen vieren landete.

9. KAPITEL
    Nachdem Damerei Oswald in dieser handfesten Art abgetan hatte, wandte er sich mit einem neckenden Blick an Venetia: „Was zum Kuckuck haben Sie angestellt, dass der Junge in

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