Venezianische Verführung (German Edition)
verlangen wird?«
Aurora spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Kälte breitete sich in ihrem Leib aus. Die Situation war aussichtslos. »Aber was machen wir dann?« Ihre Stimme bebte.
»Wir lassen ihn ermorden.« Seine Stimme klang sanft, besaß jedoch einen kalten Unterton.
Sie starrte ihn an. Wortlos. Erschüttert. »Das meinst du nicht ernst.«
»Es wäre die beste Lösung für uns alle.«
Dem konnte sie nicht widersprechen. Nur Pietro dürfte dies nicht allzu gefallen.
»Das kannst du nicht tun.«
»Ich hätte ihn sofort erschießen sollen, diesen Wicht.« Seine Stimme bebte vor verhaltener Wut.
Sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Mach dich nicht unglücklich; Nicht für mich, nicht für meine Fehler.«
»Es war auch mein Fehler. Die Bewerber waren nicht besonders geeignet. Ich hätte bei der Auswahl nicht nur nach praktischen Kriterien vorgehen dürfen.«
»Wirst du ihn wirklich töten lassen?«
»Er wird sich abgesichert haben, einen Brief über die Vorfälle geschrieben und jemanden gegeben haben, der diesen im Falle seines Todes öffnet. So hätte ich es zumindest an seiner Stelle getan. Wobei ich mit Sicherheit keine derartig feige Erpressung durchführen würde.«
Aurora nickte. »Es ist anzunehmen, dass er auch daran gedacht hat nach dem üblen Plan, den er sich heute für uns ausgedacht hat.« Sie fühlte sich ausgeliefert und ärgerte sich über ihren Fehler, doch mit so etwas hatte sie nicht im Entferntesten rechnen können. Ein Zittern ergriff sie.
Leandro streichelte ihre Hand, die noch immer auf seinem Arm ruhte.
»Mach dir keine Sorgen. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Womöglich finde ich eine Lösung, ohne ihn töten lassen zu müssen.«
Sie stiegen aus der Gondel und legten den Rest des Weges zu Fuß zurück.
Zuhause angekommen, ging Leandro nicht hinein, sondern verabschiedete sich.
»Du bist ein wenig blass«, sagte er. »Ruh dich aus. Ich bin spätestens am Nachmittag zurück.« Er verschwand.
Aurora blickte ihm hinterher. Er hatte tatsächlich noch einen geschäftlichen Termin, obwohl er nicht sicher hatte sein können, diesen antreten zu können. Sein Selbstvertrauen wollte sie haben. Sie fasste sich an die Schläfen.
Ein Pochen auf der Stirn über ihrem rechten Auge kündigte eine beginnene Migräne an. Die Aufregung war zu viel für sie gewesen. Sie betrat das Haus.
Obwohl sie noch nichts gegessen hatte, verspürte sie keinen Hunger. Die Angelegenheit hatte ihr den Appetit geraubt. Der pochende Schmerz über ihrem Auge nahm zu. So zog Aurora sich zurück, um den Tag im abgedunkelten Raum zu verbringen.
Gelegentlich sah Caelia nach ihr. Caelia bereitete ihr einen Sud aus verschiedenen Kräutern zu: Melisse und Kamille, die ihren Magen beruhigten, Weidenrinde und Mädesüß zur Linderung ihrer Schmerzen. Am Nachmittag sagte sie, Leandro habe sich nach ihrem Befinden erkundigt.
»Schon etwas besser«, sagte Aurora. »Ich denke es ist bald vorüber.«
Der Schmerz und die Übelkeit würden vergehen, doch ihre Sorgen nicht.
Caelia verließ den Raum wieder. Gelegentlich fiel Aurora in einen Erschöpfungsschlummer, fand jedoch keinen richtigen Schlaf.
* * *
Die Hure kniete mit gesenktem Oberkörper vor Leandro. Er massierte ihren Hintern und zog die Backen leicht auseinander. Dabei stellte er sich vor, ihr Haar wäre nicht tizianrot, sondern silberblond. Leandro verteilte Öl auf ihrem Anus und drang mit dem Zeigefinger sachte in sie ein. Er nahm auch seinen mit Öl benetzten Mittelfinger hinzu, um sie vorsichtig zu spreizen.
Sie stöhnte hingebungsvoll. Leandro wusste nicht, ob es echt oder gespielt war. Er vermutete letzteres; im Grunde war es ihm gleichgültig.
Sein Blick glitt über die anderen Orgienteilnehmer: Männer und Frauen, die kaum mehr auf den Leibern trugen als ihre Masken. Giovanni war nicht unter ihnen. Leandro wusste, dass er bei Caelia war, die er liebte. Für einen Moment beneidete er ihn und wünschte sich Naivität und Unschuld zurück, die so lange schon verloren waren. Es war dekadent, bereits am Mittag derartigen Spielen nachzugehen, doch er brauchte Zerstreuung nach dem Vorgefallenen.
Leandro konnte nicht mehr an die Liebe glauben. Darin vermutete er den Ursprung seiner inneren Leere, die er einst mit Illusionen auszufüllen pflegte. Es gab keine Liebe, es existierte nur die körperliche Vereinigung, die unverbindlicher nicht sein konnte. Doch schenkte sie ihm – wenn auch nur für kurze Zeit –
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