Venezianische Verführung (German Edition)
nicht bereuen. Ich bin zuvorkommend und ein guter Liebhaber.«
»Daran zweifle ich nicht. Zumindest bist du meistens zuvorkommend.
Doch liebst du mich?«
»Warum fragst du so etwas?« Seine Miene war ausdruckslos, sein Blick kühl.
Aurora biss sich auf die Lippen. Sie würde gewiss nicht äußern, dass sie befürchtete, mehr für ihn zu empfinden. Es wäre nur ihr Ruin. »Nur so«, sagte sie.
Leandro winkte die Schneiderin herbei. »Nehmt jetzt ihre Maße. Die Zeit läuft uns davon.«
»Si, Sior«, sagte die Schneiderin. »Sie müssen sich bis auf die Chemise auskleiden, Siorina.«
»Willst du nicht den Raum verlassen?« fragte Aurora beim Gedanken an ihre nahezu durchsichtige Chemise.
»Warum? Denkst du, ich habe noch keine halb nackte Frau gesehen?«
Aurora schluckte. Sie wollte gar nicht wissen, wie viele Frauen er nackt gesehen hatte. Auch von ihr hatte er mehr erblickt als jetzt, doch sie fühlte sich befangen. Kein einziges Mal hatte er gesagt, dass sie ihm gefiel. Nie kam er ihr fremder und distanzierter vor als jetzt.
Aurora ließ die Prozedur über sich ergehen, in der Hoffnung, er ginge mit der Schneiderin hinaus, doch er tat ihr den Gefallen nicht. Die Frau verließ den Raum allein.
»Meine gestrigen Worte tun mir leid. Ich wollte dich nicht kränken«, sagte er.
»Du hast mich nicht gekränkt, du hast mich verletzt.« Sie kleidete sich mit Caelias Hilfe wieder an.
»Das wollte ich noch weniger.« In seinem Blick lag Bedauern.
Überrascht sah sie ihn an. Er schien es aufrichtig zu meinen. »Warum willst du mich heiraten?«
»Wegen der Druckerei und weil ich einen Erben brauche.«
Enttäuscht senkte Aurora den Blick. »Das hast du schon einmal gesagt.«
»Weil du es schon einmal gefragt hast.«
»Warum fiel deine Wahl auf mich?« Sie hoffte, er vernähme das Beben in ihrer Stimme nicht.
»Du bist Eleonoras Stieftochter. Ich bin für dich verantwortlich. Wir lösen damit zwei Probleme auf einmal.«
»Dann entbinde ich dich von dieser Verantwortung.«
»Das kannst du nicht. Das kann niemand außer meiner Schwester.«
»Ich bin verdammt.«
»Nicht nur du.« Er verließ den Raum.
Er sei verdammt. Wie meinte er das? Liebte wohl er eine andere? Hatte er daher so eindringlich danach gefragt? Alles in ihr verkrampfte sich.
»Wirst du ihn wirklich heiraten?« fragte Caelia.
»Bleibt mir etwas anderes übrig?«
Caelia hob die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
»Wenn ich von hier verschwinde, um Künstlerin zu werden, heimlich heirate oder ins Kloster gehe, lasse ich das Erbe meines Vaters im Stich. Bleibe ich, zwingt mein Onkel mich, mit ihm die Ehe einzugehen.«
»Wie unmoralisch. Wie interessant.«
* * *
Ich bin verdammt, dachte Leandro, während er sich in seinen Raum begab. Ich bin verdammt, wenn ich sie heirate, weil ich sie nicht lieben kann, wie sie es sich wünscht. Denn liebte ich sie, wäre dies mein Tod. Und ich bin verdammt, wenn ich sie nicht heirate, da meine unerfüllte Begierde nach ihr mich innerlich verbrennen wird.
Mit Giovanni als ihrem Ehemann hätte er vielleicht leben können. Oder war dies etwa eine Lüge gegen sich selbst? Er konnte womöglich doch noch einen passenden Ehemann für sie finden, wenn er sich mehr anstrengte.
Doch die Zeit lief ihnen davon.
Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein anderer Mann Aurora berührte, seine Hände über ihren nackten Leib gleiten ließ, seine Zunge in sie stieß und sein Glied tief in sie vergrub. Sich dort verströmte, wo nur er sein sollte.
Zudem brauchte Leandro Erben für seine Druckerei in Verona und die seines Vaters in Venedig. Sie sollte nicht in fremde Hände oder in Staatsgewalt fallen. Welch ein guter Lügner er doch war! All dies waren Vorwände gegen sich selbst, um sie zu bekommen.
Er wollte sie gar nicht wegen ihres Erbes. Damals, als sein Vater ihn wegen seines Lotterlebens enterbte, hatte es ihm nichts ausgemacht, dass Eleonora alles bekommen hatte. In gewisser Weise konnte Besitz eine Last sein. Ein Haus hielt einen von Reisen ab; zwei Firmen zu leiten verminderte das Freizeitvergnügen, wie er seit der Verwaltung von Auroras Erbe feststellen musste. Wenn die Strukturen standen, würde sich dies ändern.
Nein, nicht wegen des Erbes war er hier. Dennoch wollte und konnte er sein Herz nicht verlieren nicht noch einmal diesen Schmerz ertragen müssen, der ihn töten würde.
Er hatte Franca geliebt, alles für sie getan und sich Kinder von ihr erhofft, doch sie hatte nur mit ihm
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