Venezianische Verführung (German Edition)
hing ihm in die Stirn. Offenbar schlief er nackt, denn sein Oberkörper war unbedeckt. Sein Unterleib war von der Decke verborgen. Sie konnte die Konturen seines Körpers darunter erahnen.
Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, berührte sie mit dem Daumen seine Unterlippe. Sie fühlte sich samtig an. Einladend. Wie er wohl schmeckte?
Mit den Fingerspitzen strich sie über seine Wange. Bartstoppeln kitzelten sie. Als sie sich über ihn beugte, vernahm sie seinen Duft. Er roch nach Moschus und Mann. Fast war sie versucht, sich neben ihn zu legen in die zerwühlten Kissen und sich an ihn zu schmiegen, so betörend war sein Duft.
Sie wagte all dies nur, weil er schlief und sein bohrender Blick sie nicht traf und er keine sarkastischen Kommentare von sich geben konnte. Sie strich über seine Brust, folgte mit den Fingerspitzen der Linie dunklen Haares, die sich von seinem Bauchnabel abwärts zog. Es verdichtete sich weiter unten, dort unter der Bettdecke. Ob sie es wagen sollte? Das gehörte sich nun wirklich nicht. Aber Leandro tat nur ungehörige Dinge.
Sie schloss die Augen und führte die Hand unter die Decke. Seine Haut dort war weich, seidig und warm. Er war selbst im entspannten Zustand groß. Unmöglich konnte er in sie passen. Er würde niemals in ihr sein. Sie verdrängte den Gedanken daran. Womöglich würde er niemals mehr mit jemandem schlafen, sofern er in wenigen Stunden starb. Ihr wurde schwer ums Herz.
Sie zog ihre Hand zurück und roch daran. Der Duft erregte sie aufs Äußerste. Sie war versucht sich zu reiben, noch hier und jetzt vor ihm. Der Gedanke war allzu sündig. Was war, wenn er erwachte? Sie führte ihre Hand zwischen ihre Beine und rieb an ihrer Klitoris, bis sie anschwoll. Mit dem Mittelfinger tauchte sie in ihre Mitte, bis der Quell begann, zu fließen.
Nässe rann an ihren Oberschenkeln herab. Sie biss sich auf ihre Lippen, um nicht haltlos zu stöhnen. Während sie zuckend kam, sah sie in sein Gesicht. Er war der aufregendste Mann der Welt. Wäre er nicht so dominant und besäße er ein Herz, dann hätte er ihr Traummann sein können. Besonders, weil er eine Frau zu beglücken wusste. Eine? Viele, jede, unzählige. Zu viele. Sie würde nicht oder zumindest nicht lange die Einzige sein.
Seine Frauen waren nicht so dünn wie sie, hatten mehr Brust und vor allem waren sie erfahrener in der Liebe. Unmöglich konnte sie mit ihnen mithalten und wollte es auch nicht, da er sich ohnehin nicht auf eine beschränken würde, wenn er alle haben konnte. Dieser Gedanke betrübte sie.
Aurora beugte sich über ihn, strich ihm sachte durchs Haar, über die Wangen und küsste ihn auf den Mund. Ein letztes Mal prägte sie sich seinen Anblick, seinen Geschmack und seinen Duft ein. Dann eilte sie hinaus, aufgewühlt von ihren eigenen Gefühlen und dem, was kommen sollte in wenigen Stunden.
6
Am nächsten Morgen folgte Aurora Leandro heimlich mit der Kutsche nach Chirignago. Giovanni fuhr mit ihm. Offenbar war er sein Gehilfe beim Duell der Mann, der seinen leblosen Körper wegschaffen würde. Doch noch war nichts entschieden.
Leandro hatte gesagt, er sei ein guter Schütze. Womöglich gewann er, doch wenn man ihn aufgriff, würde er dafür inhaftiert werden. Wofür? Für ihre Ehre, die sie selbst auf leichtsinnige Weise aufs Spiel gesetzt hatte.
Sie hatte es sich anders vorgestellt. Wie konnte ein Schreiber romantischer Briefe sich nur als solch ein Rüpel herausstellen? Wie naiv sie doch war.
Auroras Kutsche hielt in einigem Abstand zum Duellort. Den Rest des Weges legte sie zu Fuß zurück. Sie wusste nicht, was sie tun sollte oder wie sie das Duell würde verhindern können. Zuerst musste sie den Duellort erreichen. Noch war alles vom Morgennebel umhüllt. Wenn er schwand, würde Blut fließen.
Sie erkannte Leandro durch die Dunstschwaden hindurch. Ihr Herz verkrampfte sich vor Angst, ihn zu verlieren nicht nur, weil er ihr einzig verbliebener Verwandter war.
Ein Schuss zerriss die Stille. Aurora zuckte zusammen. Das war doch noch zu früh. Leandros Gegner betrog! Für einen Moment glaubte sie, ihr Herz setze aus, nur, um noch schneller weiter zu schlagen. Ihr Leib bebte. Schweiß rann an ihrem Rücken herab.
Wo war Leandro? Soeben hatte er doch noch dort drüben gestanden.
Sie lief in die Richtung, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Niemand war zu sehen. Keuchend rannte sie weiter. Endlich sah sie die Umrisse eines Mannes im Nebel. Ein zweiter, kleinerer Mann stand neben ihm.
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