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Venezianische Verführung (German Edition)

Venezianische Verführung (German Edition)

Titel: Venezianische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manon Sera
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Umringten sie Leandros Leiche? Sie presste ihre Hand gegen ihr bebendes Herz.
    Doch niemand lag auf dem Boden. Leandro stand dort und lebte und atmete! Auroras Augen brannten vor zurückgehaltenen Tränen. Der andere Mann erwies sich als Jüngling, den Aurora niemals zuvor erblickt hatte.
    Hinter ihm erkannte sie Giovanni, den sie nicht gesehen hatte, da er von Leandro verdeckt gewesen war.
    Sie rannte auf Leandro zu. »Ist es vorbei?« fragte sie.
    »Sieht so aus.« Wie konnte er so gleichmütig klingen, wo er gerade erst so knapp dem Tode entronnen war? Aurora umschlang ihn mit ihren Armen und drückte sich fest an ihn. Sie musste seinen Atem spüren und seinen warmen Leib. Er lebte! Sie schluchzte vor Erleichterung. Ihr Körper bebte noch von der Anspannung der vergangenen Stunden. Sie spürte, wie er ihr Haar streichelte und ihren Rücken.
    »Alles in Ordnung?« fragte Leandro.
    Sie entwand sich ihm. »Alles in Ordnung?« Sie lachte, doch es klang selbst in ihren Ohren hysterisch. »Du wärst beinahe umgekommen und fragst, ob alles in Ordnung ist?«
    Leandro löste sich aus der Umarmung, behielt jedoch einen Arm um ihre Hüfte. »Wir gehen jetzt nach Hause«, sagte er.
    »Wo ist die Leiche?« fragte sie.
    »Es gibt keine Leiche. Er ist nicht gekommen. Stattdessen hat er dieses Kind geschickt, ihm den Zettel und eine Pistole in die Hand gedrückt und ihm aufgetragen, sich hierhin zu stellen, um bei Sonnenaufgang die Pistole abzufeuern.«
    »Warum das denn?«
    »Feigheit. Wenn ich den Jungen durch den Nebel mit deinem Galan verwechselt und erschossen hätte, wäre ich jetzt im Gefängnis.«
    »Was ist das?« Sie deutete auf das Stück Papier in seiner Hand.
    »Ein Liebesbrief von deinem Galan.«
    »Er ist nicht mein Galan!« Sie riss ihm das Papier aus der Hand.
    Weder Anrede noch Unterschrift befanden sich auf dem Blatt. Aurora starrte auf die ungelenke, offenbar verfälschte Handschrift.
    Sie ist kompromittiert. Der Kutscher ist mein Zeuge. Entweder sie heiratet mich oder zahlt mir eine Abfindung von zehntausend Zecchini während eines diskreten Besuchs in meinem Haus. Keine Polizei. Ich habe Beziehungen . . .
    Die Alternative wäre der komplette und unwiederbringliche Verlust ihres Rufs.
    »Dieser Feigling!« sagte Aurora. »Doch was stört mich mein Ruf? Soll er nur machen! Ich lass mich doch nicht erpressen, schon gar nicht von dem.«
    »Lass uns nach Hause gehen. Nicht, dass er sich hier irgendwo verbirgt und mithört.«
    Aurora nickte. Das klang plausibel. Pietro war mit Sicherheit noch in der Nähe. Er würde nicht riskieren, dass man den Brief bei der Leiche des Jungen fand. Ihm war zuzutrauen, dass er als Mordzeuge aufgetreten wäre, hätte Leandro versehentlich das Kind erschossen.
    Leandro zog Aurora mit sich bis zu einer Kutsche, die am Stadtrand wartete. Giovanni folgte ihnen schweigend. Er schien in sich versunken.
    Kahle Äste ragten zu beiden Seiten der Straße durch den Nebel. Von der Stadt erkannte Aurora nur dunstverwischte Umrisse und Lichter. Fröstelnd zog sie ihren Umhang enger um sich. Leandro half ihr in die Kutsche und setzte sich sogleich neben sie.
    Giovanni setzte sich ihnen gegenüber und starrte aus dem Kutschenfenster.
    Während der gesamten Fahrt schwiegen sie. Am Hafen stiegen sie um in eine Gondel. Sie verbargen sich unter der Felze, dem Dach, denn Leandro wollte nicht, dass man sie sah.
    »Ich muss ihn nicht heiraten, oder?« Sie hoffe, dass er die Unsicherheit in ihrer Stimme nicht bemerken würde.
    »Ich dachte, du wolltest ihn heimlich heiraten?«
    Hastig nahm sie die Hand von seinem Arm. Sie hasste es, wenn er so ironisch wurde.
    »Ich will ihn nicht mehr ehelichen, nachdem er dies mit mir getan hat.
    Du wirst mich doch hoffentlich nicht dazu zwingen?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Aurora biss sich auf die Unterlippe. »Nun, nachdem ich diese anderen schon hätte heiraten sollen, und er mich jetzt erpresst.« Leandro sah sie ernst an. »Ich werde niemals von dir verlangen, einen Erpresser oder Feigling zu heiraten.«
    Seine Worte klangen überzeugend, dennoch wich ihre Anspannung nicht.
    Die Angelegenheit war noch lange nicht ausgestanden.
    »Was machen wir dann? Die zehntausend Zecchini zahlen? Das ist eine Menge Geld.«
    »Wir werden keineswegs zahlen.«
    »Aber dann verdirbt er meinen Ruf.«
    »Was hindert ihn daran, dies nicht zu tun, selbst wenn wir die Summe zahlen? Und welche Garantie haben wir, dass er nicht immer mehr und mehr für sein Schweigen von uns

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