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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Sie kniete nieder und betete. Sie betete lang und inbrünstig, wobei sie mehrmals gelobte, ihr Leben zu ändern (nie mehr zu klauen) und in Zukunft auch sorgfältiger in den Ecken zu wischen. Anschließend brach sie in ein hysterisches Kichern aus und musste den völlig irrationalen Impuls unterdrücken, ihren Putzeimer zu umarmen – ein weiteres, eindeutiges Indiz dafür, dass sie völlig mit den Nerven am Ende war.
    Angela Zolli erhob sich. Sie klaute im Vorübergehen mit einer routinierten Handbewegung eine der Kerzen, die vor der Kapelle der Heiligen Jungfrau brannten, und öffnete die Tür zu dem kleinen Hof, an dem ihr Zimmer – ihr Verschlag – lag.

    Sie sah ihn nicht sofort, denn die Ölfunzel, die in einem kleinen Glaskasten über der Tür brannte, hatte nie zu mehr getaugt, als ein paar matte Lichtkreise in die Dunkelheit zu malen. Erst als sie drei Schritte von ihrer Tür entfernt war, bemerkte sie ihn.
    Pater Maurice hatte ihr den Rücken zugekehrt und  stand in leicht gebeugter Haltung vor ihrer Tür, so als würde er etwas betrachten. Nur dass es dort, wo er hinstarrte, außer einer alten, verzogenen Holztür nichts zu betrachten gab und es außerdem viel zu dunkel war, um irgendetwas zu sehen.
    Angelina Zolli räusperte sich und trat auf ihn zu.
    «Pater Maurice?»
    Als er sich umdrehte, fiel das Licht ihrer Kerze auf sein Gesicht, und sie erkannte ihn. Dann schossen zwei Hände aus der Dunkelheit auf sie zu, legten sich um ihren Hals und erstickten ihren Schrei.

49

    Die Briefe, Kante an Kante hübsch nebeneinander gelegt, teilten sich Trons Schreibtisch auf der questura mit drei dampfenden Kaffeetassen, einer Kanne und einer grünen Schatulle, die auf den ersten Blick aussah wie ein normales Exemplar der Promessi Sposi.
    Tron hatte sich höchstens drei Minuten in der Wohnung am Rio della Verona aufgehalten: Die Promessi Sposi lagen noch auf dem kleinen Regal im Schlafzimmer. Als er die Briefe aus der Buchhülle nahm, wusste er, wonach  Beust vergeblich gesucht hatte. Nachdem er sie noch in der Gondel durchgelesen hatte, begriff Tron, was geschehen war und warum es geschehen war.
    «Beust hat ihr Briefe geschrieben», sagte er über seinen Schreibtisch hinweg zu Sergente Bossi.
    Bossis Notizbuch war genauso weit aufgeklappt wie sein  Mund. Was auch an der Principessa lag, die an der Schmalseite des Schreibtisches Platz genommen hatte und in ihrem knöchellangen, hellgrauen Pelz ungemein mondän wirkte.
    Jedes Mal, wenn die Principessa ihn ansah, überzog eine leichte Röte das Gesicht des Sergente.
    Bossi gab sich keine Mühe, seine Verwirrung zu verber gen. «Beust und Anna Slataper kannten sich?»
    Tron nickte. «Allerdings.»
    «Aber Pater Calderón hätte den Kapitänleutnant doch  beinahe erschossen. Ich verstehe überhaupt nichts mehr.»
    «Pater Calderón», sagte die Principessa und schlug die  Beine unter ihrem Pelz übereinander, «konnte seine rechte Hand nicht gebrauchen. Das hat niemand gewusst.»
    «Auch Beust nicht», fuhr Tron fort. «Sonst hätte er den Revolver in der linken Hand des Paters platziert.»
    Es sprach für Bossis schnelle Auffassungsgabe, dass er nur ein paar Sekunden brauchte, um sich ein verändertes Szenario vorzustellen. «Beust hat Pater Calderón erschossen, sich dann einen Streifschuss zugefügt und uns anschließend alle …» Der Sergente schüttelte entgeistert den Kopf.
    «Zum Narren gehalten», beendete Tron den Satz.
    «Aber die Indizienkette schien perfekt.» Bossi konnte es nicht lassen. «Woher wussten Sie von diesen Briefen, Commissario?»
    «Ich wusste überhaupt nichts von diesen Briefen.» Tron  lächelte. «Erinnern Sie sich nicht an Ihren Fund in Puccis Atelier?»

    «Die Promessi Sposi. » Bossi verdrehte die Augen. «Mein Gott, wir hätten darauf kommen müssen, dass Anna Slataper wichtige Dinge in ihrem Lieblingsbuch versteckt hat.»
    «Sind wir aber nicht», sagte Tron. «Oder erst zu spät.
    Wenn wir diese Briefe früher gefunden hätten, wären Pucci, Gutiérrez und Pater Calderón noch am Leben.»
    «Fang mit Anna Slataper an», sagte die Principessa. Sie zog ein Zigarettenetui aus ihrem Pelz und musterte einen Augenblick das Wappen der Montalcinos auf dem Deckel.
    «Sag ihm, warum Beust sie getötet hat.»
    «Beust hat Anna Slataper geliebt», erklärte Tron.
    Bossi machte große Augen. «Beust und Anna Slataper  hatten ein Verhältnis?»
    «Für Anna Slataper war Beust lediglich eine Einnahme quelle. So wie Gutiérrez.»
    «Sie

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