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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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im Eingangsbereich einen Überblick über die Räumlichkeiten gab, war bunt verziert.
    Loki hielt vor einem der Gemälde inne, verschränkte die Hände auf dem Rücken und betrachtete es. »George Grosz«, sagte er, ohne sich umzusehen. »Kein Original, wie mir scheint.«
    Mit einem strahlenden Lächeln stellte sich der Direktor neben seinen Gast. »Sie sind ein Kunstkenner, wie schön! Was hat die Reproduktion verraten?«
    Tim konnte ein leichtes Lächeln auf den Lippen seines Cousins sehen, das er gar nicht einordnen konnte. War es gespielt wie die Meisten, oder schwang da noch etwas anderes mit?
    »Sagen wir, dass ich ein Feingefühl für gewisse Besonderheiten habe, in diesem Fall für die leicht abweichenden Farbmischungen.« Er warf dem Direktor einen Seitenblick zu. »Ihr Gemälde?«
    Ein Nicken. »Ich habe es für die Schule anfertigen lassen und aus eigener Kasse bezahlt. Das Original hängt im Museum of Modern Art in New York, wie Sie bestimmt wissen.«
    Es folgte Schweigen. Loki sah weiterhin auf das Gemälde, während Veden von einem auf den anderen Fuß trat und einen Blick auf die Armbanduhr warf.
    Tim fragte sich, was an dem Bild so toll sein sollte. Es gab viel Rot, ein paar völlig schiefe Fenster in Gebäudefronten, darüber einen apokalyptischen Himmel und verzerrte Menschenleiber am unteren Rand. Eine einzige Kleckserei, wie von einem Kind.
    Endlich drehte sich Loki um und richtete den kalten Blick auf Veden. »Sie sind ein Freund des Neoexpressionismus?«
    Der Direktor lächelte, aber Tim wurde klar, dass der Ausdruck in seinen Augen dem in Lokis in nichts nachstand. Obwohl Vedens Iris ein ungetrübteres Blau besaß als Lokis, wies sie die gleiche Eiseskälte auf. Tim kam sich vor, als würde er in einer Gletscherspalte festsitzen. Es fror ihn bis auf die Knochen.
    »Ich bin kein großer Kunstkenner, Herr von Schallern. In der Kunst halte ich es wie im Leben: Wenn sich etwas richtig und gut anfühlt, hat es meine Sympathie. So ist es auch mit diesem Gemälde. Nageln Sie mich also bitte nicht auf einer Epoche fest.«
    Das Mundwinkellächeln huschte über Lokis schmale Lippen. »Wollen wir? Ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht übermäßig beanspruchen.«
    Veden führte sie in einen mit dickem Teppich ausstaffierten Raum, der mit Aktenschränken vollgestopft war und sich der Modernisierung im Eingangsbereich erfolgreich zur Wehr setzte. An einem großen Schreibtisch saß eine ältere Frau vor einem PC, sah über ihre Brille hinweg zu ihnen auf und nickte, als der Direktor drei Kaffee orderte. Auch sie wirkte nicht sehr zeitgemäß.
    Neoklassizismus, niederländische Kapitelle, Brillengläser handgeblasen; die Alte steht sicher unter Denkmalschutz, dachte Tim mit einem unterdrückten Kichern.
    Durch eine weitere Tür gelangten sie ins Büro des Direktors, das erneut im Kontrast zu den anderen Räumlichkeiten stand. Es zeichnete sich vor allem durch die Größe und Leere aus. Dominiert wurde es von einem Schreibtisch aus einer dünnen, schwarz eingefärbten Glasplatte, die auf vier grazilen Füßen ruhte. Diese trafen seitlich nach rechts versetzt unter einer metallenen Schubladenvorrichtung zusammen und liefen nach unten hin trapezförmig aus. Zur Linken stand ein vergleichsweise kleines Bücherregal, daneben ein schlichter Aktenschrank. Die Wände waren bar jeglicher Verzierungen. Hatte es irgendwann einmal in diesem Raum Fresken oder Friese unter der Decke gegeben, waren sie jetzt nicht mehr da. Es gab nur ein einziges Gemälde, und da alles andere bis auf den Schreibtisch spartanisch gehalten war, stach es sofort ins Auge.
    Veden bat sie, auf den beiden Besucherstühlen Platz zu nehmen und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch. Während Tim das Bildnis des alten Mannes mit Monokel, Pluderärmeln und grauem Haar anstarrte und unter dem gemalten Blick schauderte, sah er aus den Augenwinkeln, dass Loki seinen Stuhl ein wenig verrückte.
    »Sie sind ein direkter Nachfahre des Gründers der Schule, wie ich hörte«, sagte Loki.
    »So ist es. In direkter Linie.« Veden fing Tims Blick auf und deutete mit dem Kopf auf das Gemälde. »Gobinda Veden, besagter Gründer.«
    »Dachte ich mir«, erwiderte Tim.
    »Ihre Schule bildet nicht nur Filii Iani aus. Wie kommt es, dass Sie Menschen Zugang zu Ihrem Wissen gewähren?«
    Der Direktor lehnte sich im Sessel zurück. »Warum sollten wir das nicht machen?« Er lächelte. »Mein Vorfahre hat diese Schule gegründet, weil er in seiner Begabung etwas

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