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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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unscheinbaren Bewegung ließ er die Zigarette fallen und trat sie aus. Er schlüpfte aus dem Jackett, reichte es Tim und bat ihn, es mit ins Wohnheim zu nehmen.
    »Was hast du vor?«, fragte Tim.
    »Ich beginne mit den Ermittlungen«, war alles, was Loki antwortete, dann drehte er sich um und ging in Richtung Schulgebäude davon.

 
    6
    CHEST
     
    Er saß allein im Klassenzimmer, in der vordersten Reihe. Vor ihm lagen sein Block und sein Kugelschreiber. Chest wartete nun schon fünfzehn Minuten auf den Mentor. Noch fünf Minuten, und dann würde er gehen. Er rutschte ihm Stuhl ein wenig nach unten, streckte die Beine nach vorne aus und starrte vor sich hin.
    Die Minuten vergingen. Chest saß vollkommen still. Nur seine Augen verfolgten, wie sich der Sekundenzeiger der Uhr über der Tafel im Kreis bewegte. In der Sekunde, in der die fünf Minuten voll wurden und Chest aufstehen wollte, öffnete sich die Tür.
    Chest drehte den Kopf. Und er wusste sofort, wen er vor sich hatte. Ein hartes Grinsen legte sich auf seine Lippen.
    Der Mentor ging zum Pult und ließ ein kleines Büchlein darauf fallen. »Willkommen zur ersten Imaginationsstunde.«
    »Zwanzig Minuten zu spät«, erwiderte Chest.
    »So betrachten wir es als erste Lektion: Zeit ist nicht wirklich.« Der Mentor setzte sich hinter das Pult.
    »Warum bin ich der einzige Schüler?«
    »Weil das immer so ist. Imagination kann man nur einem einzelnen Menschen nahe bringen, mehrere wären hinderlich. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Sir Vaira.«
    Chest musterte seinen Mentor still. Er hatte nichts Besonderes an sich, im Gegenteil: Er sah durchschnittlich aus. Etwas längere, mittelbraune Haare, fast mädchenhaft anmutende Gesichtszüge, eine schlanke und drahtige Gestalt. Seine Augen allerdings – diese Augen besaßen eine bemerkenswerte Schärfe, der Blick schien sich direkt in Chests Hirn zu bohren. Chest musste grinsen. Er vermerkte zufrieden, dass er keine Mühe hatte, dem Blick standzuhalten.
    »Niemals im Leben wäre ich draufgekommen, dass du ein Lehrer bist.«
    Der Mentor erwiderte das Lächeln. »Bin ich auch nicht. Ich bin ein Mentor , Chest. Dein Mentor.«
    »Wo liegt der Unterschied, du elender Mistkerl?«
    »Lehrer sind Kleingeister, die Wissen vermitteln. Mentoren vermitteln Weisheit.«
    »Ich sollte dir jetzt gleich den Schädel einschlagen.« Chest musterte sein Gegenüber wieder für ein paar Sekunden. »Wie alt bist du, Mann? Zwanzig?«
    »Einundzwanzig. Und umso öfter du mir androhst, mich umzubringen, desto unwahrscheinlicher wird es.«
    »Du gehörst zum Feind, du jämmerlicher Heuchler.«
    »Ich habe diesen Job erst seit vorgestern, seit ich wusste, dass du dich für Imagination angemeldet hast. Und ich werde nur dich unterrichten, sonst niemanden. Solange wir in diesem Mentor-Schüler-Verhältnis stehen, solltest du dich darum bemühen, mich entsprechend anzusprechen. Sir Vaira, nicht Bastard oder Mistkerl.« Wieder das Grinsen.
    ›Wie du willst, Arschloch. Aber in Gedanken tue ich, was ich will. Hora .‹
    »Ist mir total gleichgültig, was du in Gedanken tust, Chest. Lass uns jetzt anfangen.« Hora beugte sich ein wenig über das Pult und schaute seinem Schüler in die Augen.
    Chest sah, dass seine Hände und Arme gegürtet waren. Die langen, schlanken Finger Horas waren schwielig und vernarbt.
    »Nichts Wirkliches kann bedroht werden«, begann Hora. »Nichts Unwirkliches existiert. Die Wahrheit ist unveränderlich, ewig und unzweideutig. Sie kann unerkannt sein, aber sie kann nicht verändert werden.«
    Schweigen folgte. Chest starrte Hora an.
    ›Du bist noch irrer als erwartet‹, dachte Chest, und laut: »Warst du … Waren Sie überhaupt als Schüler an dieser Schule, Sir?«
    »Konzentrier dich auf das, was ich sage. Wenn ich eine Pause mache, sollst du darüber nachdenken, nicht sprechen. Du sprichst nur, wenn du aufgefordert wirst.« Hora lehnte sich zurück. »Die Wahrheit ist unveränderlich, ewig und unzweideutig. Sie kann unerkannt sein, aber sie kann nicht verändert werden«, wiederholte er. »Schreib mit. Das würde ich dir raten.«
    Chest seufzte. Er richtete sich im Sitzen auf, packte den Block und den Stift und begann, zu schreiben : Hora ist ein Arschloch. Ich werde ihn für diesen Verrat langsam ausbluten lasse n . Daraufhin hob er den Kopf, spähte zu seinem Mentor auf und grinste höhnisch.
    Hora verzog keine Miene. »Die Welt der Wahrnehmung ist die der Illusionen. In ihr sind Veränderungen, Zeit, Anfang und

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