Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
völlig verdrehter Körperhaltung: Ihr Becken ragte in die Höhe, weil sich unter ihr irgendetwas befand, die Knie bohrten sich regelrecht in dieses Etwas, das Gesicht lag seitlich auf, und die Hände waren zu den Seiten hin ausgestreckt. Unter anderen Umständen hätte Suna jetzt gelacht.
In ihrem Kopf fand eine Achterbahnfahrt statt. Trotzdem richtete sie die Aufmerksamkeit auf die Dunkelheit, hörte aber nur die eigenen Atemzüge. Benommen zog sie die Hände an und stemmte sich hoch. Sie ließ sich auf die Fersen zurückkippen und blieb so sitzen. Erneut drehte sich alles, und für mehrere Sekunden war sie sich nicht einmal sicher, ob der Boden noch unter ihr war.
Als der Anfall schließlich nachließ, tastete sie ihr Gesicht ab. Mit Entsetzen stellte Suna fest, dass die Wange komplett aufgeschrammt war. Ein Hautlappen hing herunter. Schluchzend drückte sie ihn gegen die Wange. Und dabei bemerkte sie, dass sich ihr Schluchzen sehr merkwürdig anhörte. Sie hob die andere Hand, tastete über die Lippen, öffnete sie und schob den Zeigefinger in der Mund hinein.
Die Zunge war zu dreifacher Größe angeschwollen und völlig gefühllos. Sie lag einfach so in der Mundhöhle, ließ sich keinen Zoll weit bewegen.
Suna wimmerte. Sie zog die Hand zurück, die andere noch immer gegen die Wange gepresst, und kämpfte gegen die Tränen an. Ihr war klar, dass sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, und den konnte sie sich jetzt nicht leisten.
Zitternd streckte sie den freien Arm aus und fühlte nach dem Gegenstand, über den sie gestolpert war. Ihre Finger spürten Stoff, und, ein bisschen weiter zur Seite hin etwas Elastisches. Wenn es wärmer gewesen wäre, hätte Suna darauf geschworen, dass es Haut war. Sie tastete weiter – und zuckte zurück.
Das Etwas bewegte sich urplötzlich, stöhnte leise und lag wieder still.
Mit weit aufgerissenen Augen saß Suna da, zitterte am ganzen Leib unkontrolliert und stieß kurze, abgehakte Atemzüge aus. Kein klarer Gedanke wollte sich einstellen. Eisige Kälte machte sich in ihr breit, während ihr zwischen den Fingern an der Wange das Blut hinunterlief.
»Du böses Mädchen.« Die Stimme erklang direkt in ihrem Nacken. »Böses, böses Mädchen«, säuselte die Stimme. »Du nimmst mir die Entscheidung ab, du böses Mädchen. Dann bist eben du die Auserwählte.«
Mit Aufbietung aller Kraft und Entschlossenheit fuhr Suna im Sitzen herum, schlug mit beiden Händen in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ihre Finger streiften etwas. Suna stieß ein tiefes Grollen aus, sprang auf die Beine und hörte, wie sich vor ihr jemand bewegte.
Ein Kichern drang durch die Dunkelheit, das ihr einen Schauder über den ganzen Körper jagte. Dieses Kichern hatte etwas Unmenschliches.
»Möchtest du sie festhalten, während ich ihr die Flüssigkeit einflöße?«, fragte die Stimme leise.
Verwirrt fuhr Suna zur Quelle der Stimme herum und lauschte auf Geräusche. Einige Zeit geschah gar nichts. Und dann wurde sie plötzlich von hinten an den Armen gepackt. Obwohl sie sich nach Kräften wehrte, hatte der Angreifer keine Mühe, ihr die Hände auf den Rücken zu drehen, mit einer Hand die Gelenke zu umgreifen und ihr den anderen Arm so um den Hals zu legen, dass sie sich gar nicht mehr bewegen konnte.
Entsetzt strampelte Suna mit den Beinen, trat nach hinten aus, traf aber niemanden. Der Angreifer drückte sie nun zu Boden, und nach einem erneuten, aber sehr kurzen Gerangel setzte er sich rittlings auf sie und presste ihre Arme mit den Knien nach unten.
Stille trat ein. In Sunas Ohren dröhnten ihre eigenen Atemzüge in atonalem Missverhältnis mit dem Herzschlag.
»So ist’s gut«, sagte die Stimme. »Bald ist alles vorbei, Suna-Mädchen, dann hast du deinen Zweck erfüllt.«
Irgendein Geräusch erklang, als würde der Angreifer ein Behältnis öffnen, dem Luft entwich. Als sich der Inhaber der Stimme leicht zu ihr nach unten beugte, spürte Suna für einen Augenblick seinen Atem auf ihren Wangen, der nach Rauch roch.
»Und jetzt trink, damit du wieder zu einem braven Mädchen wirst. Du böses, böses Mädchen.«
Im nächsten Moment packte eine Hand grob ihren Unterkiefer und zwang die Lippen auseinander. Flüssigkeit fiel auf ihr Gesicht, sodass Suna die Augen schließen musste. Sie weigerte sich, zu schlucken, doch ihr blieb angesichts der Menge, die ihr in den Mund gegossen wurde, nichts anderes übrig. Prustend wand sie sich und versuchte, den Kopf wegzudrehen, aber
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