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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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erstaunlichen Abenteuer Carson Napiers aufgezeichnet werden. Aber im Grunde bin ich nicht mehr als eine Schreibmaschine oder ein Diktaphon – die Geschichte, die nun er zählt wird, ist Carson Napiers Geschichte.
     
    2
    Als ich das kleine Schiff vier Stunden nach Verlassen der kalifor nischen Küste in die Bucht am trostlosen Ufer von Guadalupe steuerte, erblickte ich sofort den kleinen mexikanischen Dampfer, den ich gemietet hatte, um Männer, Material und Lebensmittel vom Festland herüberzubringen. An Land warteten die Arbeiter, Mechaniker und sonstigen Helfer, die mir bei der Vorbereitung dieses Tages monatelang treu zur Seite gestanden hatten. Sie wur den um Haupteslänge überragt von Jimmy Walsh, dem einzigen Amerikaner in der Mannschaft.
    Ich machte das Boot an einer Boje fest, während mir einige Män ner in einem Boot entgegenruderten. Ich war nicht ganz eine Wo che unterwegs gewesen, und von dieser Zeit hatte ich den größten Teil in Guaymas verbracht und auf den Brief aus Amerika gewar tet. Doch man begrüßte mich so begeistert, daß ich mir wie ein verlorener Sohn vorkam, der aus dem Reich der Toten auferstand. Ich konnte die Leute verstehen; Guadalupe war eine bedrückende, trostlose Insel.
    Vielleicht war die herzliche Begrüßung auch nur eine Maske für die wirklichen Gefühle, mit denen die Männer kämpften. Wir waren mehrere Monate zusammen gewesen, und ich hatte viele Freundschaften geschlossen. Heute nacht nun sollte die Trennung stattfinden; und die Wahrscheinlichkeit, daß ich jemals wiederkommen würde, war gering. Mein letzter Tag auf der Erde war angebrochen, und ab morgen war ich für diese Menschen so tot, als läge ich reglos in meinem Grab und wäre von einer meterdicken Erdschicht bedeckt.
    Ich will nicht verkennen, daß mich meine eigenen Gefühle viel leicht zu Fehlschlüssen kommen ließen; ich muß offen gestehen, daß ich diesen letzten Augenblick als den schwierigsten des ganzen Unternehmens gefürchtet hatte. Die Mexikaner, die noch unverdorben waren von der amerikanischen Intoleranz und Geschäftemacherei , hatte ich sehr lieb gewonnen; daneben stellte Jimmy Walsh noch ein ganz besonderes Problem dar. Er war mir in den Monaten unserer Zusammenarbeit wie ein Bruder ans Herz gewachsen, und er hatte mir ständig auf der Seele gelegen, ihn doch mitzunehmen.
    Wir drängten uns auf die Lastwagen, die wir zum Transport von Materialien und Versorgungsgütern benutzt hatten, und fuh ren über die holprige Straße zu unserem Lager, das einige Meilen landeinwärts lag. Hier erhob sich auf einer zwei Kilometer langen Schienenstrecke der gigantische Torpedo, in dem ich zum Mars fliegen wollte.
    »Es ist alles bereit«, sagte Jimmy. »Wir haben heute morgen noch einmal alles überprüft. Mit dem Traktor haben wir das Fahr gestell dreimal auf der Laufstrecke hin und her gezogen und noch einmal jedes bewegliche Teil nachgeschmiert. Jedes einzelne Aus rüstungsstück haben wir dreifach überprüft, und wir brauchen nur noch die Raketen zu zünden. Du wirst mich doch mitnehmen, Car, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du darfst nicht darauf bestehen, Jim my«, sagte ich. »Ich habe ein Recht, mein Leben aufs Spiel zu set zen, aber das Leben anderer Menschen darf ich nicht riskieren. Du mußt deinen Wunsch vergessen. Um dir zu zeigen, wie sehr ich deine Hilfe anerkenne, werde ich dir mein Boot überlassen.«
    Er war mir natürlich sehr dankbar, konnte seine Enttäuschung jedoch nicht verbergen. Er hätte mich zu gern begleitet.
    Die Ausrichtung der Schienenspur, auf der der Torpedo starten sollte, ging auf monatelange Überlegungen und Berechnungen zurück. Der Starttag war schon lange festgesetzt, ebenso wie der ge naue Punkt, an dem der Mars in der betreffenden Nacht über den östlichen Horizont steigen würde. Bei meinen Kalkulationen wa ren schließlich auch die Rotation der Erde und die Anziehungskraft der nächstgelegenen Himmelskörper berücksichtigt worden. Auf den ersten anderthalb Kilometern führte die Startbahn leicht berg ab, um sich zum Schluß bis zu einem Winkel von zweieinhalb Grad aus der Horizontalen zu erheben.
    Eine Startgeschwindigkeit von etwas über sieben Kilometern in der Sekunde reichte aus, um die Erdanziehung zu neutralisieren; um sie allerdings zu überwinden, mußte ich eine Geschwindigkeit von über elf Kilometern erreichen, und um ausreichend gesichert zu sein, hatte ich den Antrieb so kalkuliert, daß mein Torpedo am Ende der Startschiene eine

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