Venus 03 - Krieg auf der Venus
überbrachte, ihn doch so bald wie mög lich zu besuchen. Diesem Befehl mußte natürlich sofort Folge geleistet werden.
Muso und seine Begleiterin Illana saßen inmitten einer großen Gefolgschaft im prunkvollen Audienzsaal des Palastes. Es war offensichtlich, daß Muso seine Herrschaft sehr ernst nahm, und er hielt es nicht einmal für geraten, uns mit einem Lächeln zu begrüßen, obwohl er sich ansonsten äußerst höflich gab. Nur als seine Augen auf Duare fielen, schien er etwas aus dem Gleich gewicht zu geraten. Ihre Schönheit schien ihn sehr zu beein drucken.
Nach Beendigung der Formalitäten führte er uns sofort in ein kleineres Zimmer.
»Ich habe das seltsame Ding gesehen, mit dem Sie geflogen sind«, sagte er. »Wie nennen Sie es, und wie hält es sich in der Luft?«
Ich sagte ihm, daß Duare unser Flugzeug »Anotar« getauft hätte, und erklärte ihm kurz das Prinzip des Fliegens.
»Aber hat denn das irgendeinen praktischen Wert?« fragte er.
»In der Welt, aus der ich komme, gibt es Gesellschaften, die Passagiere, Post und Güter in alle Teile der Welt befördern. Verschiedene Regierungen unterhalten große Flugzeugflotten für militärische Zwecke.«
»Aber wie könnte man einen Anotar militärisch einsetzen?«
»Zum einen für die Aufklärung«, erwiderte ich. »Taman wird Ihnen berichten, daß ich ihn über die feindlichen Linien ge flogen habe und er sich ein genaues Bild machen konnte. Schließ lich können wir diese Kenntnisse praktisch anwenden, indem wir die feindlichen Kampfstellungen und Nachschublinien bombar dieren. Dadurch ließe sich die Kampfkraft der Zanis entscheidend schwächen. Allerdings können wir mit einem einzigen Flugzeug wohl kaum den Krieg gewinnen!«
»Dessen bin ich nicht so sicher«, sagte Taman. »Die psycho logische Wirkung dieser neuen Vernichtungsmaschine ist viel leicht größer, als Sie annehmen.«
»Es wäre mir eine Freude, dem König von Korva zu Diensten zu sein«, sagte ich.
»Würden Sie einen Posten unter meinem Kommando annehmen?« fragte Muso. »Das würde natürlich erforderlich machen, daß Sie dem Jong von Korva Gehorsam schwören.«
»Warum nicht?« fragte ich. »Ich habe kein Heimatland in Amtor, und die Herrscher und das Volk Sanaras haben uns ihre Gastfreundschaft gewährt.« Ich leistete also den Eid und wurde zum Captain in der königlichen Armee ernannt. Jetzt endlich hatte ich ein Heimatland, allerdings auch einen Vorgesetzten. Dieser Aspekt gefiel mir weniger, denn ich bin nun einmal ein eingefleischter Individualist.
6
Die nächsten Wochen brachten viel Abwechslung und Aufre gung. Die Sanaraner stellten eine Vielzahl von Bomben her, und fast täglich unternahm ich Angriffsflüge über den feindlichen Stellungen. Natürlich konnte ein einzelnes Flugzeug den Krieg nicht entscheidend beeinflussen, aber von Zeit zu Zeit richtete ich doch eine derartige Verwirrung an, daß die Sanaraner erfolg reiche Ausfälle machen konnten, von denen sie Gefangene mitbrachten. Diese berichteten, daß das ständige Bombardement sei ne Wirkung nicht verfehlte und daß der Führer der Zanis, Mephis , eine hohe Belohnung auf meine Ergreifung oder Vernichtung ausgesetzt hätte.
Die ganze Zeit über waren wir Gäste im Hause Tamans und wurden regelmäßig von Muso und Illana empfangen, die eine ruhige, selbstzufriedene Frau von hoher Abstammung war. Wenn er sie überhaupt einmal beachtete, behandelte Muso sie recht grob, was sie aber zu übersehen schien. Duare gegenüber war er überfreundlich.
Die Belagerung Sanaras hatte sich festgefahren. Die Stadt hat te gewaltige Vorräte an synthetischen Nahrungsmitteln und war auch mit Wasser und Munition ausreichend versorgt. Die Belagerer kamen nicht hinein und die Belagerten nicht hinaus. So etwa war die Lage einen Monat nach meiner Ankunft, als mich Muso zu sich rief. Er ging in seinem kleinen Audienzzimmer nervös auf und ab. Offensichtlich hatte er Sorgen.
»Ich habe einen Auftrag für Sie, Captain«, sagte er. »Ich möchte einem meiner Geheimagenten in Amlot eine Nachricht zukommen lassen. Mit Ihrem Schiff können Sie die feindlichen Linien mühelos überqueren und in die Nähe Amlots vorstoßen, ohne eine Gefangennahme zu riskieren. Ich zeige Ihnen einen Ort, an dem Sie mit jemandem Verbindung aufnehmen können, der Sie direkt in die Stadt bringt. Alles Weitere wird dann von Ihnen abhängen. Die Mission ist äußerst geheim, so daß nicht einmal Taman und Ihre Frau davon erfahren dürfen. Sie werden
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