Venus 03 - Krieg auf der Venus
konnte ich als einfacher Bürger Amlots gelten, sofern sich niemand für die Farben meiner Augen interessierte.
Als ich Lodas’ Farm überflog, ließen einige Feldarbeiter ihre Geräte fallen und rannten auf das Haus zu, aus dem mehrere Männer und Frauen getreten waren, um mich zu beobachten. Offensichtlich herrschte große Aufregung dort unten, und als ich gelandet war, kamen die Männer mit erhobenen Waffen näher.
Ich stieg aus dem Cockpit und ging ihnen entgegen, wobei ich meine leeren Hände vorzeigte.
»Wer von Ihnen ist Lodas?« rief ich.
»Ich«, erwiderte ein großer Mann, der ein paar Schritte vor den anderen gegangen war. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
»Ich habe eine Nachricht für Sie«, sagte ich und hielt ihm den Lederumschlag hin.
Zögernd trat er vor und nahm die Mappe entgegen. Schwei gend warteten die anderen, während er Musos Nachricht las.
»Gut«, sagte er schließlich. »Kommen Sie mit ins Haus.«
Nachdem wir mein Flugzeug zwischen zwei scheunenartigen Gebäuden festgezurrt hatten, wo es einigermaßen vor dem Wind geschützt war, und nachdem ich die Landarbeiter ermahnt hatte, sich von der Maschine fernzuhalten, ging ich mit Lodas zum Haus, – einem langen niedrigen Gebäude, an dessen Südseite sich eine lange Veranda erstreckte, während die Nordseite keine Fenster hatte. Von hier kamen die warmen Winde und die gele gentlichen heißen Stürme der Äquatorzone des Planeten. Lodas führte mich in einen großen Mittelraum, der Wohn- und Eß raum und Küche zugleich war. Neben dem Herd erhob sich ein großer Lehmofen, der im Winter sicher gute Dienste leistete.
Lodas schickte die Frauen hinaus, da er mit mir allein sprechen wollte. Dann setzte er sich neben mich und flüsterte mir ins Ohr.
»Schlimme Sache«, sagte er. »Es sind überall Spione. Viel leicht sind sogar einige meiner Arbeiter von Mephis geschickt worden. Er hat seine Leute überall, die nicht nur uns, sondern sich auch gegenseitig bespitzeln. Es hat schon Gerüchte über ein seltsames fliegendes Ding gegeben, das vor Sanara Tod und Ver nichtung vom Himmel regnen läßt. Die Männer werden beim Anblick Ihrer Flugmaschine sofort wissen, was die Glocke ge schlagen hat, und sie werden sicher den Mund nicht halten kön nen. Und wenn Mephis davon hört, ist es um mich geschehen! Was soll ich tun?«
»Was hat denn in der Nachricht gestanden?« fragte ich.
»Daß ich Sie nach Amlot bringen soll – mehr nicht. Wahr scheinlich werde ich das nicht überleben.«
»Aber Sie werden es doch tun?«
»Für Jong Kord tue ich alles.«
»Vielleicht können wir uns einen Plan zurechtlegen. Gibt es in der Nähe eine Stelle, an der ich meine Maschine verstecken könnte – wo sie auch einigermaßen sicher ist?«
»Wenn Mephis davon hört, wird sie hier nicht sicher sein«, bestätigte Lodas und schüttelte den Kopf. »O ja. Vielleicht könnten Sie das Ding auf der Insel vor der Küste abstellen.«
»Was für eine Insel ist das?« fragte ich. »Ist sie flach?«
»Ja. Sehr flach. Sie ist mit Gras bedeckt. Es kommen nur selten Menschen hin, und seit der Revolution überhaupt nicht mehr.«
»Wie weit ist sie von der Küste entfernt?«
»Nicht sehr weit. Ich brauche nur wenige Minuten, um hinüberzurudern.«
»Sie haben ein Boot?«
»Ja. Einmal im Jahr fahren wir hinüber, um Beeren zu pflüc ken. Die Frauen machen soviel Marmelade daraus, daß es für das ganze Jahr reicht.«
»Ausgezeichnet!« rief ich. »Hören Sie zu! Ich habe einen Plan, der jeden Verdacht von Ihnen ablenkt!« Zehn Minuten lang er klärte ich ihm, was wir tun wollten, und von Zeit zu Zeit schlug er sich lachend auf die Knie. Er war sehr erleichtert. Ich mochte diesen einfachen, gutmütigen Mann, der es nicht verdient hätte, durch mich in Schwierigkeiten zu kommen.
Wir beschlossen, meinen Plan sofort in die Tat umzusetzen, und verließen das Haus. Als wir an den Frauen vorbeikamen, sagte Lodas ärgerlich: »Verschwinden Sie von meinem Hof! Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben.«
Wir gingen sofort zum Flugzeug und banden es los, dann roll te ich auf das Feld hinaus, auf dem ich gelandet war. Lodas folgte mir zu Fuß, und als wir in Hörweite der Männer waren, brüllte er mir laut nach: »Scheren Sie sich fort! Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben! Lassen Sie sich nicht wieder hier sehen!« Die Arbeiter lauschten verblüfft und blickten mir erstaunt nach, als ich das Flugzeug in die Höhe zog.
Ich flog zunächst landeinwärts davon, kehrte dann
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