Venus 03 - Krieg auf der Venus
Der Tatsache, daß nur wenige Menschen durch die Wildnis wanderten, hatte ich es auch zu ver danken, daß mein Flugzeug auf der Insel unbehelligt geblieben war.
Als wir jetzt zur Landung einschwebten, stellte ich fest, daß mein Boot noch an der gleichen Stelle lag, an der ich es zurück gelassen hatte. Jetzt brauchten wir nur noch auf die Dunkelheit zu warten und konnten dann unsere Rettungsexpedition begin nen. Ich bat Legan, bei Duare zu bleiben, und wies sie an, sofort zu starten, wenn etwas passierte. Duare war schon eine recht zu verlässige Pilotin. Sie hatte mich auf vielen Feindflügen begleitet, und wir hatten auf einem kleinen See fünfzig Kilometer westlich von Sanara Landungen und Starts geübt. Ich zeichnete ihr einen Plan von Amlot, auf dem ich die Lage des Palastes und der Ka sernen markierte. Dann wies ich sie an, mit Legan zu starten, wenn wir nicht bei Morgengrauen zurück waren. Sie sollte an der Küste entlang nach Amlot fliegen und dabei nach meinem Boot Ausschau halten. Wenn es nicht zu sehen war, sollte sie den Palast und die Kasernen bombardieren, bis sie mich den Hafen verlassen sah. Ich war sicher, daß sie mich aus der Luft an meinem Flughelm erkennen konnte.
Falls Ulan und ich nicht wieder aus Amlot freikamen, sollte Duare nach Sanara zurückkehren und dort landen, wenn ein positives Signal gegeben wurde. War das nicht der Fall, sollte sie versuchen, Vepaja zu erreichen. Dieser Plan barg gewisse Ge fahren, denn es wäre selbstmörderisch gewesen, in der Nähe ihrer Heimatstadt Kooaad, die hoch in den Bäumen lag, zu lan den. Und die Gefahren, die am Boden lauerten, waren mir nur zu gut bekannt.
»Du darfst nicht denken, daß du vielleicht nicht zurück kommst!« flehte sie. »Es wäre dann doch egal, wohin ich fliege, denn ich möchte ohne dich nicht mehr weiterleben.«
Da Ulan und Legan gerade unterwegs waren, um das Boot seeklar zu machen, nahm ich sie in die Arme und küßte sie.
»Ich gehe auch nur wegen deines Vaters wieder nach Amlot.«
»Ich wünschte, das wäre nicht nötig. Es wäre wirklich ein selt sames Schicksal, wenn ich dich wegen des Throns, den ich deinet wegen aufgegeben habe, verlieren sollte.«
»Du wirst mich nicht verlieren, Liebling«, beruhigte ich sie. »Es sei denn, dein Vater trennte uns gewaltsam.«
»Das kann er nicht mehr. Auch wenn er mein Vater und mein Jong ist – ich würde ihm nicht gehorchen.«
»Ich fürchte, er wird die Sache nicht gerade leichtnehmen«, sagte ich. »Du erinnerst dich, daß du selbst schon bei dem Ge danken, nur mit mir zu sprechen, ziemlich schockiert warst. Als ich dir meine Liebe gestand, wolltest du mich sogar umbringen. Du warst wirklich der Meinung, daß ich den Tod verdient hätte. Wie wird nun dein Vater reagieren, wenn er erfährt, daß du unwiderruflich mir gehörst? Er wird mich töten wollen!«
»Wann willst du’s ihm sagen?«
»Wenn wir wieder hier auf der Insel sind. Wenn ich es ihm unterwegs gestehe, wirft er vielleicht das ganze Boot um.«
Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht, wie er es aufnimmt. Er ist ein stolzer Mann, der es mit den Traditionen seines Standes sehr genau nimmt. Wenn er dich allerdings ken nen würde, wie ich dich kenne, dann müßte er stolz sein, daß seine Tochter einem solchen Manne gehört. Weißt du, Carson, vielleicht bringt er mich sogar um. Du hast keine Vorstellung, wie wichtig die Regeln genommen werden, die das Verhalten gegenüber der Person einer Königstochter bestimmen. Für dich gibt es nichts vergleichbar Heiliges.«
»O doch – dich!«
»Dummkopf!« sagte sie lachend. »Aber du bist ein lieber Dummkopf, und ich weiß, daß du deine Worte ernst meinst!«
Der Tag ging zu Ende, und die Dunkelheit brach herein. Ulan und Legan vertrieben sich die Zeit mit Fischen, und ihr Fang er gab ein überraschend gutes Abendessen. Ich machte mir eine et wa sechs Meter lange Holzstange zurecht und verstaute sie im Boot. Als dann die Zeit des Aufbruchs gekommen war, nahm ich von Duare Abschied. Sie klammerte sich an mich, als sähe sie mich zum letztenmal. Eine steife Brise trug das Boot schließlich auf das Meer hinaus.
Auf der Fahrt nach Amlot griff ich immer wieder heimlich in die Tasche, um mich zu vergewissern, daß die Nachschlüssel für das Gefängnis noch dort waren; ohne sie hätten wir praktisch nichts ausrichten können.
Nach etwa drei Stunden umrundeten wir die Landzunge und erreichten den Hafen der Stadt. Vorsichtig näherten wir uns der kleinen
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