Venus 03 - Krieg auf der Venus
stürzten.
»Ablegen, Ulan!« schrie ich. »Legen Sie ab und bringen Sie Mintep zu Duare! Das ist ein Befehl!«
Dann hatten mich die Zanis erreicht. Gleichzeitig schwangen die Türen auf, und weitere Zanis wurden in der großen Halle der Toganja Zerka sichtbar. Ich wurde ins Haus geschleppt, und als man mich erkannte, ging ein überraschtes Gemurmel durch den Saal.
15
Nichts ist ärgerlicher, als einen Fehler zu begehen, für den man allein verantwortlich ist. Als ich jetzt abgeführt wurde, war ich ärgerlich – und vor allem voller Furcht, denn ich konnte kaum damit rechnen, lebend hier wieder herauszukommen. Aber ehe der Tod kam… Schaudernd dachte ich an Narvon und fragte mich, ob ich wohl auch an der Folter zerbrechen würde.
Meine Ängste waren nicht unbegründet, denn als man die Türen hinter mir schloß, stellte ich fest, daß die gesamte Zani- Prominenz versammelt war – sogar Mephis und Spehon waren anwesend. In einer Ecke standen, mit Handschellen gefesselt, Zerka und Mantar. Zerka blickte mich gequält an, und Mantar schüttelte traurig den Kopf, als wollte er fragen, warum ich den Kopf wieder in die Schlinge gesteckt hätte.
»Du bist also wiedergekommen!« krächzte Mephis. »Hältst du das nicht für dumm und sinnlos?«
»Ganz bestimmt ist verhängnisvoll, Mephis«, erwiderte ich. »Verhängnisvoll für Sie.«
»Wieso?« fragte er. Ich merkte, daß er nervös war. Er war eigentlich immer recht ängstlich.
»Verhängnisvoll, weil Sie mich gern umbringen würden. Wenn Sie das aber tun – oder wenn mir oder der Toganja oder Mantar ein Leid geschieht, werden Sie kurz nach Tagesanbruch sterben.«
»Du wagst es, mir zu drohen!« brüllte er. »Du stinkender Mistal! In das Gap kum Rov mit dir! Alle! Torko soll seinen Spaß mit euch haben. Ich will euch schreien hören!«
»Einen Augenblick, Mephis« sagte ich. »Ich habe Ihnen nicht gedroht. Ich habe nur eine Tatsache angeführt. Ich weiß, wor über ich spreche, denn ich habe Befehle gegeben, die bestimmt ausgeführt werden, wenn ich Amlot nicht kurz nach Morgen grauen wieder verlassen habe.«
»Sie lügen!« Er kreischte fast.
Ich zuckte die Achseln. »An Ihrer Stelle würde ich den Be fehl geben, daß wir bis zum Vormittag nicht gefoltert oder sonstwie gequält werden – und sorgen Sie dafür, daß ein Boot bereitliegt, damit meine Freunde und ich gleich ablegen können, wenn Sie uns freigelassen haben!«
»Aber ich werde Sie nie freilassen!« sagte er, gab aber doch die Anweisung, uns vorläufig nicht zu foltern.
Zerka, Mantar und ich wurden in das Gap kum Rov gebracht, wobei man uns eigentlich recht gut behandelte. Mantar und Zer ka wurden sogar die Handschellen los. Wir bekamen die gleiche Zelle.
»Warum sind Sie zurückgekommen?« fragte mich Zerka, als wir allein waren.
»Nun, ich wollte mit Ihnen reden und herausfinden, ob Ihnen die sanarischen Streitkräfte irgendwie helfen könnten.«
»O ja, das können sie – aber jetzt ist es zu spät. Wir hätten vor allen Dingen mehr Waffen gebraucht. Mit Ihrer Flugma schine…«
»Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät«, sagte ich.
»Sind Sie verrückt?« fragte sie. »Wissen Sie nicht, daß wir alle verloren sind – trotz des Bluffs?«
»Nein«, erwiderte ich zuversichtlich. »Es wird uns nichts pas sieren, denn ich habe nicht geblufft. Aber erzählen Sie mal – wieso sind Sie verhaftet worden?«
»Spehon hat offenbar schon vor einiger Zeit Verdacht geschöpft, der mit der Zeit erhärtet wurde. Meine Bekanntschaft mit Ihnen, Ihre Freundschaft zu Mantar, Mantars Verbindung zu meinem verstorbenen Mann und mir – all das trug dazu bei. Schließlich zeigte ein Soldat aus seiner Kompanie Mantar an. Nach einer Beschreibung, die er später las, glaubte er sagen zu können, daß Sie auf der anderen Straßenseite mit Mantar ge sprochen hatten. Schließlich erinnerte sich Spehon auch an das letzte Wort Narvons. Alles in allem hatte man Beweise gegen mich in der Hand, die für die Zani-Rechtsprechung normaler weise ausgereicht hätten. Aber Mephis wollte nicht glauben, daß ich an einer Verschwörung beteiligt war. Er ist ein derart egoi stischer Narr, daß er an meiner Zuneigung und Loyalität nicht zweifelte.«
»Ich wußte bis vor kurzem auch noch nicht, was ich von Ihnen in politischer Hinsicht zu halten hatte. Wie man mir sagte, standen Sie hoch in Mephis’ Gunst und haben ihm allerlei Vorschlä ge unterbreitet – das Kopfstehen der Bürger bei Paraden, den
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