Venus 03 - Krieg auf der Venus
›Maltu-Mephis!‹-Gruß, das allgegenwärtige Theaterstück und die Patrouillen der Zani-Garde.«
»Das ist richtig«, sagte Zerka lachend. »Aber all diese Dinge sollten den Zanismus in den Augen der Öffentlichkeit nur noch lächerlicher machen und uns das Anwerben neuer Leute für un sere Gegenrevolution erleichtern. Die meisten Zanis sind derart egoistisch, daß sie fast jede Schmeichelei für bare Münze nehmen.«
In diesem Augenblick kam Torko, um seine neuen Gefangenen in Augenschein zu nehmen. Es war ihm anzusehen, daß er uns gern schon jetzt in »Behandlung« genommen hätte. Stirn runzelnd starrte er durch die Gitterstäbe, und so offensichtlich war sein Bemühen, uns zu beeindrucken und zu erschrecken, daß ich ein Lachen nicht unterdrücken konnte.
»Weshalb lachst du?« fragte er wütend.
»Ich lache über dich, Torko.«
»So, du lachst über mich, du stinkender Mistal!« tobte er. »Warte nur, morgen wird dir das Lachen schon vergehen, wenn ich dich im Gerichtssaal habe!«
»Diese Freude wird dir leider verwehrt sein, Torko; vielmehr wirst du dich morgen in einer dieser Zellen wiederfinden, und später wirst du feststellen, wie wirksam all deine schönen Folter instrumente wirklich sind.«
Zerka und Mantar starrten mich verblüfft an. Sie glaubten natürlich an einen neuen Bluff. Torko schäumte fast vor Wut.
»Ich hätte große Lust, dich jetzt gleich zu foltern!« drohte er.
»Das wagst du nicht, Torko«, höhnte ich. »Du hast ganz klare Befehle. Außerdem solltest du nicht vergessen, daß Mephis wütend auf dich sein wird, wenn ich ihm von deinem An gebot erzähle, mir gewisse Freiheiten dafür einzuräumen, daß ich bei der Toganja ein gutes Wort für dich einlege. Es wird ihm auch nicht gefallen, daß du mir die kleinen Segelpartien erlaubt hast, die mir schließlich die Flucht ermöglichten. Und dann gibt es da noch etwas. Ich weiß nicht, was er in seiner Wut mit dir anstellen wird, wenn er das herausbekommt…«
»Du lügst!« knurrte Torko, konnte aber seine aufsteigende Besorgnis nicht ganz verbergen. »Was soll das denn sein?«
»Oh, ich werde ihm erzählen, daß du Mintep, den Jong von Vepaja, aus seiner Zelle befreit und ihm die Flucht ermöglicht hast!«
»Das ist aber wirklich gelogen!« schrie er.
»Na, schau’s dir doch an!« erwiderte ich. »Wenn er wirklich verschwunden ist – wer außer dir hätte seine Zelle aufschließen können? Du hast die einzigen Schlüssel.«
»Er ist noch da«, sagte er, wandte sich aber um und rannte die Treppe hinab.
»Sie scheinen sich ja einen rechten Spaß zu machen«, sagte Mantar.
»Ja, wirklich!« sagte Zerka. »Torko wird sehr wütend sein, wenn er feststellt, daß er umsonst in den Keller gelaufen ist.«
»Aber es stimmt! Er wird Minteps Zelle leer finden. Ich habe ihn selbst befreit, und er ist schon auf dem Wege nach Sanara.«
»Aber das ist doch unvorstellbar! Wie haben Sie ihn unter den Augen der Zani-Wächter befreien können – wie sind Sie überhaupt in seine Zelle gekommen?«
»Ganz einfach – ich habe mir einen Nachschlüssel für alle Schlösser des Gap kum Rov beschafft. Immerhin war ich ja hier stationiert. Gestern abend habe ich mich dem Gefängnis in einem Boot genähert und bin durch die Rutsche eingedrungen, über die die Asche aus dem Krematorium ins Meer befördert wird. Auf dem gleichen Weg habe ich Mintep herausgebracht.«
Mantar und Zerka schüttelten verblüfft die Köpfe. »Und Sie haben wirklich einen Hauptschlüssel für das ganze Gebäude hier?«
Ich holte ihn aus der Tasche. »Hier«, sagte ich. »Wenn man uns in den Keller gesteckt hätte, wäre unsere Flucht kein Problem, falls wir alle schwimmen können. Aber von hier oben ist die Sache schon schwieriger, denn im Erdgeschoß steht ein Wächter.«
»Aber müssen Sie nicht befürchten, daß der Schlüssel gefunden wird?« fragte Zerka.
»Natürlich, aber wo soll ich ihn verstecken? Ich kann nur hoffen, daß man uns nicht durchsucht. Ich bin aber fast über zeugt, daß wir auch ohne Schlüssel hier wieder herauskommen.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihren Optimismus teilen«, be merkte Mantar.
»Warten wir bis zum Tagesanbruch«, sagte ich.
»Hört!« sagte Zerka.
Von unten war Torkos Stimme zu hören. Wächter rannten hastig hin und her. Offensichtlich durchsuchte man das Gefäng nis nach Mintep. Als Torko wieder vor unserer Zelle erschien, war sein Gesicht bleich. Er zitterte gleichermaßen vor Angst und vor Wut. »Was hast du mit ihm
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