Venus 04 - Odyssee auf der Venus
sich von einem der japalischen Schiffe, vollführte einen ele ganten Bogen und landete auf dem Deck eines myposischen Schlachtschiffes. Sofort brachten die Feindseligkeiten auf brei ter Front aus. Feuerbälle und Felsbrocken flogen von beiden Seiten. Viele Geschosse landeten im Wasser, viele fanden aber auch ihr Ziel.
Die myposische Flotte rückte immer weiter vor. »Sie wollen unsere Schiffe entern!« sagte Doran.
Jetzt wurde offenbar, warum sich die japalische Flotte nicht von der Küste gelöst hatte, denn nun begannen die Batterien auf den Stadtmauern zu feuern. Sie waren leistungsfähiger als die Schiffskatapulte und schleuderten größere Ladungen. Kleinere myposische Einheiten drangen zwischen die großen japalischen Schiffe vor und versuchten die feindlichen Ruderer außer Gefecht zu setzen. Einige gut gezielte Schüsse von der Stadtmauer, die Kandar in Begeisterung versetzten, machten diesem Treiben schnell ein Ende. Vier Schiffe der angreifenden Flotte waren schon in Brand geraten, und die Mannschaften versuchten sich in Booten zu retten. Andere myposische Schiffe drängten nach vorn, und auf vielen Decks entstanden blutige Kämpfe. Es war ein grauenvoller Anblick, der in gewisser Wei se auch faszinierend war. Ich steuerte das Flugzeug niedriger hinab, um noch besser sehen zu können. Der Rauch von den brennenden Schiffen machte eine Orientierung fast unmöglich. Aber ich hatte mich zu weit vorgewagt. Ein Felsbrocken von einem Katapult traf unseren Propeller und zerschmetterte ihn. Damit saß ich in der Falle.
22
Mein erster Gedanke galt natürlich Duare. Hier beobachtete ich einen Kampf zwischen zwei Völkern, die meine Feinde waren. Welche Chance hatte ich jetzt, jemals nach Timal zurück zukehren? Was sollte aus Duare werden? Ich verfluchte mich, während ich die Maschine langsam herabschweben ließ. Wir waren noch hoch genug gewesen, um etwa zwei Kilometer vom Schauplatz der Schlacht entfernt an der japalischen Küste zu landen. Ich hoffte, daß im Eifer des Gefechts niemand das Unglück beobachtet hatte.
Kandar und Doran machten sich Vorwürfe, mich in eine solche Situation gebracht zu haben. Ich sagte ihnen, daß es keinen Sinn hätte, unser Mißgeschick zu beklagen, und machte mich daran, die Reste des alten Propellers zu entfernen.
Ich erklärte Kandar die Werkzeuge, die ich brauchte, um ei nen neuen Propeller zu machen, und er begann sich sehr für das Problem zu interessieren und stellte zahlreiche Fragen. Das Holz bereitete uns keine Schwierigkeiten, ich fand schnell ei nen geeigneten Baum. Mit den Werkzeugen sah es da schon schlimmer aus.
»In Japal gibt es genügend Werkzeuge«, sagte Doran. »Ich kenne da einen Mann, der Messer macht. Ich kenne ihn sogar ziemlich gut. Er wohnt ganz dicht an der Stadtmauer, nicht weit vom Binnentor entfernt. Wenn wir irgendwie in sein Haus kämen, hätten wir auch bald geeignete Messer.«
»Aber wie kommen wir in sein Haus?« fragte Kandar.
»Indem wir über die Mauer klettern. Das Haus steht direkt dahinter.«
»Das ist zu gefährlich«, wandte ich ein.
»Aber wir müssen es riskieren«, sagte Kandar.
Nach Einbruch der Dunkelheit schlichen wir uns an die Stadt heran, wobei uns Kandar zu einer Stelle führte, die in der Nähe des Hauses liegen sollte. Sie lag leider auch ganz in der Nähe des Tores, so daß ich große Bedenken hatte. Zunächst ging alles gut. Kandar stieg auf meine Schultern, und Doran kletterte an uns beiden empor. In diesem Augenblick sagte eine grobe Stimme hinter uns: »Kommt ‘runter – ihr seid verhaftet.«
Ich hielt Kandar fest, damit er nicht das Gleichgewicht ver lor, doch ehe ich meine Pistole ziehen konnte, wurde ich zurück gerissen, so daß meine Freunde auf mich fielen und wir alle zu Boden stürzten.
Als sich das Durcheinander endlich gelöst hatte, stellte ich fest, daß man mich entwaffnet hatte. Einer der Krieger zeigte stolz meine Pistole herum.
»Ich habe gesehen, wie er sie heute morgen benutzt hat«, sagte er. »Und ich werde sie jetzt behalten.«
»Nichts wirst du behalten«, sagte ein anderer Wächter. »Gangor nimmt sie dir sicher wieder ab.«
Wir wurden in das Wachhaus beim Stadttor gebracht. Wie der einmal waren wir in Gefangenschaft, und ich war nur froh, daß Duare nicht bei uns war. Doran hatte schnell eine Geschich te erfunden, wonach wir gerade von einer Jagdpartie zurückge kommen waren. Und da die Tore bei unserer Ankunft schon geschlossen waren, hätten wir versucht, über die Mauer in
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