Venus 04 - Odyssee auf der Venus
verspürte großes Mit leid. Schließlich fragte mich Kandar, wohin wir flogen.
»Ich verrate der myposischen Flotte, daß Japal gewarnt ist.«
»Warum das?« fragte er.
»Es ist der Wunsch deines Vaters, die Stadt zu retten. Eines Tages wirst du dort Jong sein. Möchtest du, daß die Fisch- Menschen Japal erobern?«
»Du hast recht«, sagte er.
Am späten Nachmittag ging ich über dem myposischen Flaggschiff, einem großen Zweidecker, in den Tiefflug und machte das Friedenszeichen. Ich rief hinunter, daß ich eine Bot schaft für den Flottenkommandanten hätte. Ein großer Bursche, den ich schon in Tyros’ Palast gesehen hatte, erwiderte meine Gruß.
»Wer befehligt die Flotte?« fragte ich.
»Skabra, die Vadjong«, erwiderte er.
»Weißt du, wer ich bin?«
»Du bist der Sklave, der Tyros umgebracht hat.«
»Ich möchte gern mit Skabra sprechen, wenn sie mir nicht zu böse ist.«
»Keine Sorge«, erwiderte der Mann.
»Auf welchem Schiff hält sie sich auf?«
»Hier auf diesem.«
»Nun, dann sage ihr, daß Carson von der Venus sie spre chen möchte. Sage ihr, daß ich eine wichtige Nachricht für sie habe.«
In diesem Augenblick kam die Vadjong persönlich an Deck. »Was willst du?« fragte sie. »Willst du mich auch noch umbringen?«
»Nein!« rief ich. »Du hast meine Frau gut behandelt. Ru dere in einem kleinen Boot etwas vom Schiff weg, dann lande ich, und wir können uns in Ruhe unterhalten.«
»Du mußt mich für eine Idiotin halten!« sagte sie.
»Nun gut«, sagte ich, »aber so kann man kein Gespräch führen. Ich gebe dir mein Wort, daß ich dir nichts antun werde. Und jetzt tu, was du möchtest. Ich warte noch ein paar Minu ten, dann fliege ich wieder ab.«
Ich sah, wie man sich an Bord aufgeregt beriet. Minuten spä ter wurde ein Boot zu Wasser gelassen, und Skabra ruderte einige Meter vom Schiff weg und wartete. Ich landete und steu erte die Maschine neben das Boot, die Königin begrüßte mich recht freundlich. Es überraschte mich nicht, daß sie mir meine Tat nicht nachtrug. Sie war durch mich nicht nur einen uner träglichen Ehemann losgeworden, sondern hatte auch den Thron gewonnen, den sie erst wieder räumen wollte, wenn ihr amphibischer Nachwuchs groß genug geworden war.
»Zuerst möchte ich gern wissen«, sagte sie, »wie du aus Mypos geflohen bist!«
Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht bin ich eines Tages wie der einmal Gefangener in deiner Stadt. Ich werde das kleine Geheimnis lieber für mich behalten.«
»Das ist klug gedacht«, sagte sie. »Aber wenn du tatsäch lich einmal wiederkommst, kannst du mit einer entgegenkommenden Behandlung rechnen. Was ist das für eine wichtige Nachricht, die du für mich hast?«
»Japal weiß von der Annäherung deiner Flotte – und die Stadt ist auf den Angriff vorbereitet.«
»Warum erzählst du mir das?« fragte sie.
»Aus zwei Gründen. Erstens hast du meine Frau gut be handelt – und zweitens sind die Söhne Jantors meine Freunde. Ich möchte Mypos und Japal nicht im Krieg sehen.«
Sie nickte. »Ich verstehe. Trotzdem muß ich meinen Plan durchführen. Wir brauchen mehr Sklaven. Unsere Ruderer sterben wie die Fliegen, und viele Schiffe sind nicht mehr rich tig bemannt.«
Wir unterhielten uns noch ein wenig, und als ich merkte, daß sie sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen ließ, steuerte ich mein Flugzeug etwas zur Seite und stieg wieder auf.
Bei der Annäherung an die Stadt sahen wir, daß die japalische Flotte in Alarmbereitschaft war, sich aber nicht von der Stadt entfernt hatte. Kandar wollte gern bleiben und den Kampf beobachten, und obwohl die Begegnung wahrscheinlich nicht vor morgen früh stattfinden würde, stimmte ich zu. Ich merkte, wie sehr meinem Freund daran lag, so daß ich gern be reit war, eine Nacht zu warten.
Wir landeten in einer geschützten Bucht und legten uns schlafen. Im ersten Morgengrauen wurde ich von Kandar ge weckt. »Die myposische Flotte greift an«, sagte er. »Ich kann das Quietschen der Ruder hören.«
Ich lauschte. Über das Wasser drang das Geräusch von vor sichtig bewegten Rudern herüber. Wir starteten und nahmen Kurs auf Japal. Von hier oben hatten wir einen ausgezeichneten Überblick. Wir sahen die myposische Flotte, die in drei Rei hen zu je fünfzehn oder sechzehn Einheiten vorrückte. Die Flotte der Japalier lag noch immer dicht unter der Stadtmauer.
Als die beiden Verbände nur noch etwa hundert Meter voneinander entfernt waren, begann der Kampf. Ein Feuerball er hob
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