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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Gründen: Zum einen fahre ich gerade wieder an der Polizeistation vorbei und möchte mir kein Bußgeld plus Punkt in Flensburg aufbrummen lassen. Zum Zweiten würde Bernd mich wahrscheinlich auslachen und mir zum wiederholten Male ein Fahrrad ans Herz legen – sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Und zum Dritten ist da vorne jetzt doch gerade ein Auto weggefahren. Schnell setze ich den Blinker und brause auf die Parklücke zu, bevor sie mir ein anderer wegschnappt.
    Eilig mache ich mich auf den Weg zu dem uralten Haus, in dem sich Bernds WG befindet. Ich drücke die Klingel neben dem krakelig beschrifteten Schildchen »B. Zimmermann, D. Lose, F. Grote« und denke mal wieder, wie lustig es doch ist, dass Bernd Zimmermann heißt und Schreiner geworden ist. Ich hole noch mal tief Luft, bevor ich schnell die Stufen des penetrant nach Urin stinkenden Treppenhauses erklimme. Auf halbem Weg kommt mir
Socke schwanzwedelnd entgegen und rennt mit mir um die Wette die Stufen hinauf. Ich eile an Bernd vorbei in die Wohnung und ringe nach Atem. Puh! So richtig gut riecht es hier allerdings auch nicht.
    »Hallo Lenchen«, sagt Bernd grinsend, übersieht meine vorwurfsvolle Miene und nimmt mich in die Arme, »ich weiß es sehr zu schätzen, dass du den Weg hierher auf dich nimmst, um mir zu helfen.«
    »Hmm«, brumme ich unbestimmt, denn ich weiß beim besten Willen nicht, ob er das ironisch meint oder ob er sich wirklich bei mir bedanken will. Ich sehe mich um, in der Hoffnung, dass sich irgendetwas verbessert hat, seit ich das letzte Mal hier war. Mitnichten. Der lang gezogene Flur, von dem das Bad, die Küche sowie die vier Zimmer abgehen, ist nach wie vor trostlos, der braune Linoleumboden noch abgetretener, die Wände schmucklos, die Glühbirne pendelt ohne Lampenschirm traurig von der Mitte der Decke. Oje. Ich angele in meiner Tasche nach meiner Polaroidkamera und schieße erst mal ein Foto von Bernd. Das so genannte Vorher-Bild. Ich drücke genau in dem Moment ab, als seine Lippen das A in »He, was soll daaaaas« formen. Na, macht nichts. In diesem Moment öffnet sich die Tür, an der ein Schild mit der Zahl vier hängt, und ein schlaksiger, etwa fünfundzwanzigjähriger Mann in weißer Schießer-Feinripp und sonst nichts stolpert uns entgegen.
    »Moin«, nuschelt er und verschwindet im Badezimmer.
    »Moin«, antwortet Bernd gelassen.
    »Wer war das denn?«, frage ich, als sich die Tür hinter dem Fremden schließt. Ich bin mir fast sicher, dass das weder Daniel noch Florian gewesen sein kann, aber falls doch, möchte ich nicht, dass er meinen Fehler mitbekommt.
    »Ein Kumpel von Daniel, der wohnt hier für ein paar
Wochen. Ich glaub, der arbeitet als Kamera-Assi beim NDR oder so.«
    »Und wie heißt er?«
    »Keine Ahnung.« Nicht zu fassen. Hier interessiert sich wohl niemand für den anderen. Der Kerl könnte ja wer weiß was sein. Kriminell zum Beispiel. Meiner detektivischen Ader folgend linse ich in das Zimmer Nummer vier, und erblicke ein paar imposante Brüste und zwei strahlend blaue Augen darüber.
    »Hi«, quiekt die nackte Brünette, als sich unsere Blicke treffen und ich ziehe erschreckt den Kopf zurück.
    »Und wer ist das da?«, flüstere ich Bernd zu.
    »Keine Ahnung«, sagt er mit nun schon leicht genervtem Unterton, »willst du einen Kaffee?« Ich folge Bernd, das Polaroid zum Trocknen schwenkend, in die Küche, oder besser gesagt in den schmalen orange-braun gefliesten Raum mit notdürftiger Küchenzeile. Eigentlich gibt es nur einen Kühlschrank, zwei Herdplatten, eine Spüle und eine Kaffeemaschine, die schon lange nicht mehr auch nur in der Nähe der Spüle war. Das vereinfacht die Entscheidung enorm.
    »Nein, danke, keinen Kaffee für mich.« Ich blicke interessiert auf das Foto in meiner Hand. Dort erscheint immer deutlicher und mit offenem Mund Bernd. Kein sehr vorteilhaftes Bild, aber das wird den Kontrast nachher umso deutlicher machen.
    »Wasser? Saft?«
    »Gar nichts, wirklich! Lass uns doch an deinen Kleiderschrank gehen, was meinst du?«
     
    Sekunden später stehe ich vor einem einen Meter breiten Kleiderschrank, in dem maximal alle meine Socken Platz hätten.

    »Ich denke, du bist Schreiner. Wieso hast du so ein kümmerliches Schränkchen?«, frage ich fassungslos. Bernd erklärt mir, dass er nicht mehr Platz für seine Klamotten braucht und dass nicht jeder Mensch so ein Shopaholic sei wie ich. »Ich kann auch wieder gehen«, sage ich beleidigt und mache Anstalten, meine Drohung in die

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