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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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mit den Süßstoffperlen zu, »na ja, jedenfalls scheine ich einen neuen Lebensplan ausarbeiten zu müssen. Der alte ist Schrott!«
    »Und wie soll der aussehen?«
    »Tja, ich weiß auch nicht«, überlege ich laut und nehme einen Schluck aus der himmelblauen Tasse. Autsch, verdammt. Ich puste versonnen in die heiße Flüssigkeit: »Vier Kinder werde ich wohl nicht mehr bekommen können. Also sagen wir drei.«
    »Moment mal«, unterbricht Michael, »wie wäre es, wenn du vorne anfängst, anstatt das Pferd von hinten aufzuzäumen?
« Verständnislos blicke ich ihn an. »Na, erst der Samen, dann die Kinder. Ist doch sonnenklar: Wir müssen einen neuen Mann für dich finden.«
    »Geht wohl nicht anders«, brummele ich vor mich hin.
    »Bist du denn schon bereit für eine neue Beziehung«, mischt sich da Nick, wahrscheinlich vom Süßstoff aufgeputscht, endlich mal ins Gespräch ein. Bereit? Was heißt schon bereit? Man sagt ja, dass die Trauer um eine Beziehung halb so lange dauert wie die Beziehung selbst. Was in diesem Falle fünfzehn Monate wären. Nein, nein, diesen Luxus kann ich mir leider nicht erlauben. Und außerdem will ich nicht mehr traurig sein. Und einsam. Ich will endlich wieder glücklich sein. Und zweisam.
    »Ja, ich bin bereit«, sage ich daher voller Überzeugung und nicke heftig mit dem Kopf.
    Tja, problematischerweise ist vorhandene Bereitschaft ganz nett, aber in der Partnersuche gibt’s leider noch ein paar andere Hürden zu überwinden. Und das FINDEN würde ich sagen, ist die Höchste von ihnen.
    Den restlichen Abend verbrachten wir damit, die ersten beiden Teile von »Sissi« zu gucken, was sogar Nicks Laune erheblich gebessert hat. Ich habe mein Lager auf der Couch aufgeschlagen, während die beiden im Schlafzimmer verschwunden sind. Nachdenklich liege ich da, versuche, nicht so genau hinzuhören und überlege, wie ich jetzt möglichst schnell und möglichst den richtigen Mann finde. Da die Zeit drängt und die biologische Uhr tickt, muss ich pragmatisch an die Sache herangehen und zielorientiert handeln. Also:
    IST-ZUSTAND:
    Kein Mann!
    SOLL-ZUSTAND:
    Ein Mann!

    Aber nicht irgendein Mann. Es ist wie beim Schuhekaufen (was ich ja bisher bekanntlich sorgfältiger getan habe als Männeraussuchen): Ich visualisiere, noch bevor ich das erste Schuhgeschäft betrete, das Paar, das ich gerne haben möchte. Ich male es mir bis ins kleinste Detail aus und normalerweise steht genau dieser Schuh spätestens im dritten Laden im Regal und wartet auf mich. Kein Witz, so einfach ist das. Und was für einen Mann hätte ich gerne? Natürlich sollte er ein Stück größer sein als ich, aber auch nicht zu viel. Diese Lulatsche haben meist eine schlechte Haltung, und außerdem trage ich, zumindest hin und wieder, auch gerne mal Schuhe mit weniger hohem Absatz. Ein Meter achtzig wäre ideal. Ein, vielleicht zwei Jahre älter als ich. Braune Haare sollte er haben, die einen Kontrast zu meinen blonden Haaren bieten, aber nicht so dunkel, dass wir von weitem wie so ein Klischee-Pärchen aussehen. Gute Haut und schöne, gepflegte Zähne. Die Hände sind auch sehr wichtig. Sein Klamottenstil sollte lässig, aber schick sein. Jemand, der sich Gedanken darüber macht, was er anzieht, und der auch gerne einkaufen geht. Was könnte er beruflich machen? Arzt? Ach nein, dann muss er so oft nachts arbeiten, das ist nicht so schön. Wie wäre es mit einem Architekten? Das wäre doch was. Dann könnte er das Haus, in das wir später mit den Kindern ziehen, gleich selbst entwerfen. Er sollte außerdem sportlich sein, vielleicht Tennis spielen. Langsam breitet sich ein entspanntes Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ja, mit solch einem Mann könnte ich mir mein Leben vorstellen.
    »Auch irgendwelche Wünsche, was den Charakter betrifft?«, fragt Sophia mit leisem Spott in der Stimme. Natürlich, dazu komme ich doch jetzt: Zärtlich soll er sein und humorvoll. Er muss sich benehmen können, damit ich ihn überall mit hinnehmen kann. Noch nicht einmal mein
Vater soll etwas an ihm auszusetzen haben können. Er soll unternehmungslustig sein, aber nicht ständig abends auf die Piste wollen. Nicht rauchen, wenig Alkohol trinken. Ich möchte stundenlang mit ihm auf der Couch liegen, heißen Tee trinken und reden. Mit einem Lächeln auf den Lippen schließe ich die Augen und kuschele mich unter die Decke. »Und er muss sich seiner sexuellen Orientierung hundertprozentig sicher sein«, denke ich noch, bevor ich einschlafe.
     
    Es ist nicht

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