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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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…«
    »Wenn du mal die Luft anhältst, würde ich es dir auch sagen.«
    »Also?« Bernd holt tief Luft und sagt:
    »Helen, ich brauche eine Typberatung.« Eine Sekunde lang glaube ich, mich verhört zu haben.
    »Sehr witzig.«

    »Lenchen, es ist mein Ernst, wirklich! Bitte hilf mir!« Ich beuge mich vor und sehe Bernd misstrauisch an:
    »Okay, wer bist du? Und was hast du mit meinem besten Freund gemacht?«
     
    Eine halbe Stunde später hat Bernd mich endlich davon überzeugt, dass es wirklich und wahrhaftig Bernd ist, der vor mir sitzt und kein wahnsinniger Psychopath, der ihm die Haut abgezogen und sich damit verkleidet hat. Bernd will meine Dienste als Typberaterin in Anspruch nehmen. Und das, nachdem ich ihm das seit langem regelmäßig mindestens zweimal im Jahr anbiete. Und zwar immer kurz vor Weihnachten und vor seinem Geburtstag, wenn ich mal wieder verzweifelt nach einem Geschenk für ihn gesucht habe. Die Antwort war jedes Mal die gleiche: ein spöttischer Blick, eine hochgezogene Augenbraue:
    »Lenchen, es wird dir komisch vorkommen, aber ich interessiere mich nicht sonderlich für die neue Herbstkollektion, Farbenlehre und Augenbrauenzupfen.«
    »Vielleicht solltest du das aber«, habe ich jedes Mal mit einem Blick auf die wuchernden Balken über seinen Augen schnippisch versetzt, was dem Herrn nie mehr als ein gutmütiges Lachen entlocken konnte. Und jetzt soll plötzlich alles anders sein? Misstrauisch betrachte ich meinen besten Freund, wie er da vor mir sitzt und mich flehend anguckt. Dass er gutes Ausgangsmaterial ist, wenn ich das jetzt mal so formulieren darf, war mir immer schon klar. Trotz seiner einunddreißig Jahre ist das dunkelblonde Haar noch genauso voll und kräftig wie zu unseren Abiturzeiten. Nur einen Schnitt bräuchte es mal wieder. Die grünen Augen strahlen ungewöhnlich hell und sind von langen, gebogenen Wimpern umrandet. Wenn ich erst einmal die Augenbrauen unter Kontrolle habe, werden
sie noch besser zur Geltung kommen. Eine ordentliche Rasur, ein ausgiebiger Einkaufsbummel, doch, ich denke, wir werden im Handumdrehen eine echte Sahneschnitte aus dem guten alten Bernd zaubern. Die Frage ist nur:
    »Warum?«
    »Lenchen«, sagt er feierlich, »ich habe mich verliebt.«
     
    Na, ist doch logisch. Schließlich haben wir ja Frühling. Die Blüten sprießen, die Lenden pochen, warum sollte das bei Bernd nicht genauso sein? Wäre allerdings das erste Mal, seit ich ihn kenne. Wenn es denn wirklich mehr als ein paar Salto schlagende Hormone sind. Ich kenne Bernd jetzt schon so lange, aber wirklich verliebt habe ich ihn noch nie gesehen. Sicher hatte er auch mal Freundinnen, die über den Status einer Katrin hinausgekommen sind. Aber für keine von denen hat er sich auch nur rasiert. Seine Gefährtinnen gehörten allerdings auch immer eher zu der Fraktion Müsli, ohne das jetzt in irgendeiner Weise abwertend zu meinen. Ganz bestimmt nicht. Ich meine nur, dass keine von denen sich an seinem teilweise doch recht abenteuerlichen Aussehen je gestört hat. Weil es ja schließlich auf die inneren Werte ankommt. Und auf einmal nicht mehr? Doch, erklärt mir Bernd, seine Angebetete schaut sicher auch auf den Charakter, und dabei ist sie so wunderschön, so gepflegt, so …
    »Ich verstehe«, unterbreche ich seine Schwärmereien, »mir brauchst du sowieso nicht zu erzählen, dass die Optik von entscheidender Bedeutung ist. Auch bei der Partnerwahl. Dieser Erkenntnis verdanke ich schließlich meinen Broterwerb.«
    »Also, hilfst du mir?« Ich nicke, wenn auch etwas zögernd. Wollte ich nicht mein eigenes Liebesleben auf Trab bringen? Was soll’s? Bernd ist schließlich mein Freund, und
sicher bringt diese gute Tat mir auch ein paar Karmapunkte ein. Kann ja nicht schaden. Vielleicht gibt’s zu dem netten Architekten dann sogar noch einen Waschbrettbauch gratis dazu. Oder ausgesuchte Liebhaberqualitäten.
    »Ja, natürlich helfe ich dir.«
     
    Auch wenn das bedeutet, dass ich zu diesem Zweck Bernds Wohnung betreten muss. Doch dieses Problem werde ich angehen, sobald ich mein derzeitiges gelöst habe. Seit gut zwanzig Minuten kreise ich nämlich auf der Reeperbahn, immer an der Davidswache vorbei, und suche einen Parkplatz. Meine Achselhöhlen fangen vor lauter Wut schon an, unangenehm zu nässen und ich bin kurz davor, Bernd per Handy anzurufen und anzuschreien, als sei er alleine verantwortlich für die unmögliche Parkplatzsituation. Ich unterlasse es dann doch aus drei unterschiedlichen

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