Venus allein zu Haus
noch, wohin ich sie einladen soll und wie ich mich dabei verhalten muss.«
Ich finde ja eigentlich, dass das meine Aufgabe ein wenig überschreitet, aber Bernd kann mich letzten Endes doch überzeugen: Schließlich ist er mit den meisten Mädels maximal auf ein Bier in die Strandperle gefahren, bevor er sie flachgelegt hat. Leila scheint da etwas anspruchsvoller zu sein. Außerdem soll es ja was Ernstes werden zwischen den beiden. Darum bekommt Bernd folgende Verhaltensregeln von mir mit auf den Weg:
DATING-RULES:
1. ERST DENKEN, DANN FRAGEN
Er soll sich Gedanken machen und sich etwas halbwegs Originelles für die erste Verabredung ausdenken. Nicht gerade Fallschirmspringen, aber auch nicht bloß zum erstbesten Italiener.
»Und was ist, wenn ihr das nicht gefällt, was ich mir überlegt habe«, gibt Bernd zu bedenken.
»Deshalb sollst du dir ja vorher Gedanken machen. Klar lädst du eine Vegetarierin nicht ins Steakhaus ein.«
»Hm, vielleicht frag ich sie einfach, wo sie hingehen möchte, dann bin ich auf der sicheren Seite«, findet Bernd. Ganz falsch.
»Es geht hier nicht darum, dass du auf der sicheren Seite bist. Es geht um Romantik, und eine Frau möchte umworben werden und wissen, dass du dir was einfallen lässt, um ihr zu gefallen, kapiert?« Er nickt verständnisvoll.
»Und was würdest du vorschlagen?«
»Zum Beispiel das Valentino’s, das dürfte ihr gefallen«, nehme ich ihm nun doch das Selberdenken ab. Ich habe schließlich nicht ewig Zeit, also weiter im Text:
2. DU MUSST SIE ABHOLEN
»Mit dem Fahrrad«, grinst Bernd.
»Nein, nicht mit dem Fahrrad. Du wirst dir doch wohl mal von irgendwem ein Auto ausleihen können. Von mir aus kannst du auch meins haben. Zur Not nimmst du eben ein Taxi.«
»An einem schönen Sommerabend könnten wir ja auch ganz romantisch zu Fuß durch die Nacht wandern«, schlägt er mit einem seligen Ausdruck im Gesicht vor. Mann, hat’s den erwischt. Aber halt!
»Gut gemeint, und doch falsch!«, sage ich sehr bestimmt. »Frauen haben immer zwei Sorten von Schuhen: Die Bequemen, die man zum Spaziergang trägt, und die Unbequemen, die man zum Date anzieht. Alles klar?«
»Ist klar! Danke, dass du mir dein Auto leihst.«
»Also weiter!«
3....
»Ich weiß es, ich weiß es …«, unterbricht er mich wie ein kleines Kind.
»Na?«
»Im Restaurant halte ich ihr die Tür auf und lasse ihr den Vortritt.«
»Falsch!« Meine Güte, ist das anstrengend. »Jetzt hör gefälligst mal zu, ohne mich die ganze Zeit zu unterbrechen.«
»Okay«, macht er kleinlaut.
»Wenn du etwas nicht verstehst, kannst du fragen«, erlaube ich ihm oberlehrerhaft, »aber ansonsten nimm bitte einfach die Regeln zur Kenntnis und halte dich daran.« Schließlich habe ich auch noch was anderes zu tun, füge ich in meinem Kopf noch hinzu. Ist doch nicht zu fassen. Ich sollte eigentlich irgendwo unterwegs sein. Mich in einem Szeneladen ins Getümmel werfen und meinem Traummann Gelegenheit geben, mich zu entdecken. Stattdessen gebe ich hier Benimmunterricht.
3. DU GEHST ALS ERSTER INS RESTAURANT HINEIN UND ALS LETZTER HINAUS
4. INTERESSIERE DICH FÜR SIE, STELL VIELE FRAGEN
5. MACH DEIN INTERESSE DEUTLICH, OHNE PLUMP ZU BAGGERN
6. BEZAHL DIE RECHNUNG
7. ACHTE DARAUF, DASS AUF KEINEN FALL EIN KONDOM AUS DEINEM PORTEMONNAIE HERVOR-SCHAUT
8. HAB NACH DEM ESSEN NOCH EINEN PLAN FÜR DEN WEITEREN VERLAUF DES ABENDS
9. MACH DEUTLICH, DASS DU GERNE MIT IHR SCHLAFEN WÜRDEST, TU ES ABER NICHT. MEHR ALS KÜSSEN IST NICHT ERLAUBT
»Und was ist, wenn sie mehr will?«, platzt es förmlich aus Bernd heraus.
»Dann freu dich und tu es trotzdem nicht.«
»Meinst du nicht, dass sie dann beleidigt ist?«
»Sie wird es zu schätzen wissen«, rede ich auf ihn ein wie auf ein krankes Tier, »und wenn alles gut läuft, wird sie für den Rest ihres Lebens mit dir schlafen können. Vertrau
mir, Sex beim ersten Date ist nun mal ein Beziehungskiller.«
»Na gut«, räumt er unwillig ein. So, jetzt muss ich wirklich mal langsam aufbrechen, die Zeit ist ja wie im Fluge vergangen. Bernd bringt mich zur Haustür und hilft mir in meine Jacke. Braver Junge.
»Auch wenn ich es jetzt nicht erwähnt habe, aber so was wie In-die-Jacke-Helfen und Getränkholen und so ist natürlich selbstverständlich«, sage ich dennoch zur Sicherheit noch mal,während ich Socke zur Verabschiedung den Kopf tätschele. Bernd verdreht die Augen:
»Ganz blöd bin ich auch nicht, Lenchen. Aber Katrin, ich schwörs dir, die
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