Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
lustig ist. Aber er scheint immer noch wütend zu sein.
    »Es ist vorbei, du hast es überstanden«, sage ich, um dem Ganzen ein Ende zu machen, »nun komm, wir haben noch eine Menge zu tun.«
    »Was machen wir denn jetzt«, fragt er ängstlich, als ich ihn an der Hand nehme und hinaus auf die Straße führe.
    »Wir gehen einkaufen, völlig schmerzfrei«, verspreche ich ihm mit ganz sanfter Stimme und nur einem Hauch von ironischem Unterton. Ein Hauch zu viel.
    »Du hast ja keine Ahnung, wie weh so was tut«, blafft er mich an und entzieht mir mit einem Ruck seine Hand.
    »Ach, meinst du?«
    »Es sei denn, du hast Brusthaare«, höhnt er. Ich kämpfe nur eine Sekunde mit mir.
    »Das nicht«, antworte ich dann gelassen, »aber ich habe Schamhaare.« Triumphierend registriere ich, wie das Blut aus seinem Gesicht weicht. »Schon mal was von Brasilian Waxing gehört?«
     
    Für Bernd ist es unvorstellbar, dass sich Frauen einer Intimzonen-Enthaarung unterziehen. Freiwillig.
    »Wie sehen denn die Frauen aus, mit denen du so zusammen warst?«
    »Na, wie schon. Behaart.«
    »Bääh«, mache ich und schüttele mich angewidert.
    »Sag mal, hast du nen Knall? Was ist denn daran Bääh?«
Tja, was eigentlich? Keine Ahnung, auf jeden Fall ist es nicht schick.
    »Von all den Frauen war nicht eine enthaart?«, lenke ich ab.
    »Vielleicht hat sich die eine oder andere links und rechts ein bisschen rasiert«, räumt er ein, »bestimmt war keine so bescheuert, sich die Haare samt Wurzeln rausrupfen zu lassen.« So, das ist also bescheuert? Ich leide alle sechs Wochen Höllenqualen und muss mir dann noch sagen lassen, dass das bescheuert ist?
    »Ich wette hundert Euro, dass deine Leila epiliert ist«, hole ich meinen Trumpf aus der Tasche. »Ist sie deshalb bescheuert?« Einen kurzen Moment lang schweigt er.
    »Natürlich nicht«, gibt er dann zögernd zu. »Aber ich verstehe das nicht. Das muss doch schrecklich wehtun.«
    »Tut es«, bestätige ich nickend.
    »Und warum machen Frauen das dann?«
    »Weil es schön aussieht.« Nachdenklich starrt er vor sich hin. Wahrscheinlich stellt er sich jetzt vor, wie genau es aussieht. Und tatsächlich.
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie so was aussieht.«
    »Na ja, halt … glatt«, stammele ich. Jetzt wird mir das Thema langsam unangenehm.
    »Glatt. Und wie noch?«
    »Können wir das Thema wechseln?« Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her, dann fängt er plötzlich an zu lachen und rempelt mich freundschaftlich an.
    »Lenchen, du Luder. Gib’s zu, du hast mich veräppelt.«
    »Habe ich nicht.«
    »Beweise«, fordert er und baut sich mit verschränkten Armen und breitem Grinsen vor mir auf.
    »Du träumst wohl«, kontere ich. Wie ist es bloß dazu gekommen,
dass ich mit Bernd über meine Schambehaarung rede? Ich könnte im Boden versinken. Jetzt weiß er, dass ich »unten ohne« rumlaufe. Fast ohne. Ein schmaler senkrechter Streifen bleibt stehen. Ganz ohne sieht es dann, für meinen Geschmack, doch ein bisschen zu kleinmädchenhaft aus. Außerdem wirken die Oberschenkel ohne eine kleine Trennungslinie optisch breiter. Immerhin hat er aufgehört, über seine eigene Epilierung zu jammern.
     
    Am Abend liefere ich einen völlig neuen Mann in seiner Wohnung ab. Gemeinsam räumen wir seinen Kleiderschrank aus und verstauen die neuen Jeans, langärmelige und kurzärmelige T-Shirts mit V-Ausschnitt sowie den schicken hellgrauen Kordanzug nebst passender Hemdenauswahl darin. Die alten Klamotten faltet Bernd sorgfältig in einen Umzugskarton, denn er will sie partout nicht wegwerfen.
    »Wer weiß, falls es mit Leila und mir doch nicht klappt«, sagt er plötzlich merkwürdig pessimistisch.
    »Was soll das denn heißen«, fahre ich ihm über den Mund, »du musst selber dran glauben, das ist das Allerwichtigste. Und was soll das überhaupt heißen? Willst du etwa damit sagen, dass dir deine alten Kleider besser gefallen als die, die ich für dich ausgesucht habe?« Ich mache eine ausholende Handbewegung in Richtung Kleiderschrank.
    »Nein, nein, natürlich nicht«, sagt er wenig überzeugend, »die Sachen sind schon ganz schön.« Ganz schön. Na toll! Und dafür schlage ich mir meinen wertvollen Tag um die Ohren. Ich mache ein so beleidigtes Gesicht, dass Bernd zu lachen anfängt, mich in die Arme nimmt und uns mit einer Wolke »Roma Uomo« umgibt.
    »Du hast das wirklich toll gemacht, Lenchen. Vielen Dank!«

    »Bitte, gern geschehen«, sage ich würdevoll.
    »Jetzt sag mir nur

Weitere Kostenlose Bücher