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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Kopf schießt, aber in dem Moment klingelt es Gott sei Dank an der Tür.
    »Sag ich doch, da ist er schon«, sage ich beinahe triumphierend, und wenige Augenblicke später schiebt sich ein riesiger Blumenstrauß durch den Eingang, gefolgt von, na, wem schon: Paul. Über den mindestens dreißig wei ßen Rosen schwebt sein Gesicht mit der Hornbrille und dem schütteren braunen Haar wie körperlos. Und der Ausdruck
in seinem Gesicht ist schwer zu benennen. Sicher schockiert ihn, was er hier sieht. Von der Umgebung und dem Treppenhaus mal ganz abgesehen, erblickt er nun seine leicht bekleidete Frau und einen noch leichter bekleideten Mann nebst meiner Wenigkeit, die mit knallrotem Kopf dazwischensteht. Paul dagegen wird jetzt sehr blass, starrt von einem zum anderen und sagt dann tonlos:
    »Jackie, Liebling …«
    »Was willst du hier«, fragt diese abweisend, und er tritt verlegen von einem Bein aufs andere.
    »Was ich hier will, na, du bist gut. Was werde ich schon wollen. Ich möchte dich zurückholen.«
    »Ich will nicht zu dir zurück«, sagt sie bestimmt und geht zurück in Bernds Zimmer. Ihren Ehemann lässt sie einfach so stehen, und er guckt mich ratlos an.
    »Äh, komm doch erst mal rein, wir müssen das doch nicht hier im Flur besprechen. Bei offener Haustür meine ich«, sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt. Da höre ich Bernd, der sich lässig an die Wand gelehnt und den kurzen Dialog verfolgt hat, in sich hineinglucksen.
    »Du musst dir hier nun wirklich keine Sorgen wegen der Nachbarn machen, Lenchen.«
    »Das tue ich doch gar nicht«, verteidige ich mich, »ich dachte nur …« Ja, was denn eigentlich? »Ich stell die mal ins Wasser«, beschließe ich, nehme Paul die Blumen ab und flüchte in die Küche. Natürlich finde ich dort keine Blumenvase und fülle stattdessen den Zehnlitereimer mit Wasser, den ich unter der Spüle entdecke. Ich lasse mir Zeit damit. Was für eine unangenehme Situation. Mit der ich noch nicht einmal etwas zu tun haben müsste, da hat Sophia schon Recht. Warum bloß mische ich mich dann trotzdem immer ein? Aus der Diele höre ich Stimmen:
    »Und Sie sind Herr …?«

    »Bernd.«
    »Ernst mein Name, Paul Ernst.«
    »Aha.«
    »Und, äh, dürfte ich Sie fragen, warum meine Frau hier bei Ihnen, ich meine, warum sie hier schläft anstatt bei ihren Eltern?«
    »Warum fragen Sie sie nicht selber?«
    »Ach so, ja, nun ja …« Ich betrete gerade noch rechtzeitig den Flur, um zu sehen, wie Paul zögerlich an die Zimmertür klopft, hinter der Jackie Minuten vorher verschwunden ist.
    »Nicht herein!«, brüllt sie von drinnen, und man sieht förmlich, wie Paul in sich zusammensackt. Er dreht sich wieder zu uns um und zuckt bekümmert mit den Schultern. Bernd verdreht die Augen und macht eine Handbewegung, als würde er eine lästige Fliege wegscheuchen.
    »Ich soll trotzdem?«, zögert Paul und Bernd nickt vehement. Vorsichtig drückt Paul die Türklinke herunter.
    »Nicht reinkommen hab ich doch gesagt«, erklingt es vorwurfsvoll und schon zieht Paul seine Hand zurück. Da stößt sich Bernd plötzlich von der Wand ab, öffnet seine Zimmertür und schiebt Paul hinein. Weibliche Protestrufe vermischen sich mit männlichen, als die Tür wieder zufällt. Mit einem genervten Aufseufzen dreht Bernd sich um und macht Anstalten, im Wohnzimmer zu verschwinden. Ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt und folge ihm daher.
    »Was machst du denn jetzt?«, frage ich ihn dümmlich, obwohl ich ganz genau sehe, was er da tut. Er legt sich nämlich auf die Couch und zieht die Bettdecke über sich.
    »Ich schlafe ein bisschen. Ist noch zu früh für mich.«
    »Willst du gar nicht wissen, wie es mit den beiden ausgeht?«

    »Wenn er sich weiterhin so dämlich anstellt, dann kriegt er sie nie zurück.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er kommt extra hier angekrochen, mitten in der Nacht, und dann lässt er sich mit zwei Sätzen abspeisen. So kann das doch nicht funktionieren. Ist doch logisch, dass sie wollte, dass er ihr hinterherkommt. Er soll ein bisschen betteln, aber sie liebt ihn. Was ich persönlich«, damit stopft er sich das Kissen zurecht, »zwar absolut nicht verstehen kann, aber ihr Frauen habt ja sowieso manchmal einen komischen Geschmack.« Damit schließt er die Augen und macht Anstalten, hier und jetzt vor meinen Augen einzuschlafen. Nicht mit mir! Ich lasse mich auf den Sofarand plumpsen.
    »Du gehörst also auch zu den Männern, die glauben, dass eine Frau Ja meint, wenn sie Nein

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