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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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und zum Sklaven sind Sie jedenfalls gut genug.«
    »Gnädige Frau!« rief ich empört.
    »Ja, so haben Sie mich in Zukunft zu nennen«, erwiderte Wanda, den Kopf mit unsäglicher Geringschätzung emporwerfend, »ordnen Sie Ihre Angelegenheiten binnen vierundzwanzig Stunden, ich reise übermorgen nach Italien, und Sie begleiten mich als mein Diener.«
    »Wanda –«
    »Ich verbitte mir jede Vertraulichkeit«, sagte sie, mir scharf das Wort abschneidend, »ebenso, daß Sie, ohne daß ich rufe oder klingle, bei mir eintreten und zu mir sprechen, ohne von mir angeredet zu sein. Sie heißen von nun an nicht mehr Severin, sondern Gregor .«
    Ich bebte vor Wut und doch – ich kann es leider nicht leugnen – auch vor Genuß und prickelnder Aufregung.
    »Aber, Sie kennen doch meine Verhältnisse, gnädige Frau«, begann ich verwirrt, »ich bin noch von meinem Vater abhängig und zweifle, daß er mir eine so große Summe als ich zu dieser Reise brauche –«
    »Das heißt, du hast kein Geld, Gregor«, bemerkte Wanda vergnügt, »um so besser, dann bist du vollkommen von mir abhängig und in der Tat mein Sklave.«
    »Sie bedenken nicht«, versuchte ich einzuwenden, »daß ich als Mann von Ehre unmöglich –«
    »Ich habe wohl bedacht«, erwiderte sie fast im Tone des Befehls, »daß Sie als Mann von Ehre vor allem Ihren Schwur, Ihr Wort einzulösen haben, mir als Sklave zu folgen, wohin ich es gebiete, und mir in allem zu gehorchen, was ich auch befehlen mag. Nun geh', Gregor!«
    Ich wendete mich zur Türe.
    »Noch nicht – du darfst mir vorher die Hand küssen«, damit reichte sie mir dieselbe mit einer gewissen stolzen Nachlässigkeit zum Kusse, und ich – ich Dilettant – ich Esel – ich elender Sklave – preßte sie mit heftiger Zärtlichkeit an meine von Hitze und Erregung trockenen Lippen.
    Noch ein gnädiges Kopfnicken. Dann war ich entlassen.
     
    Ich brannte noch spät am Abend Licht, und Feuer im großen, grünen Ofen, denn ich hatte noch manches an Briefen und Schriften zu ordnen, und der Herbst war, wie es gewöhnlich bei uns der Fall ist, auf einmal mit voller Gewalt hereingebrochen.
    Plötzlich klopfte sie mit dem Stiel der Peitsche an mein Fenster.
    Ich öffnete und sah sie draußen stehen in ihrer mit Hermelin besetzten Jacke und einer hohen, runden Kosakenmütze von Hermelin, in der Art, wie sie die große Katharina zu tragen liebte.
    »Bist du bereit, Gregor?« fragte sie finster.
    »Noch nicht, Herrin«, entgegnete ich.
    »Das Wort gefällt mir«, sagte sie hierauf, »du darfst mich immer Herrin nennen, verstehst du? Morgen früh um 9 Uhr fahren wir hier fort. Bis zur Kreisstadt bist du mein Begleiter, mein Freund, von dem Augenblicke, wo wir in den Waggon steigen, – mein Sklave, mein Diener. Nun schließe das Fenster und öffne die Türe.«
    Nachdem ich getan, wie sie geheißen, und sie hereingetreten war, fragte sie, die Brauen spöttisch zusammenziehend, »nun, wie gefall' ich dir?«
    »Du –«
    »Wer hat dir das erlaubt«, sie gab mir einen Hieb mit der Peitsche.
    »Sie sind wunderbar schön, Herrin.«
    Wanda lächelte und setzte sich in meinen Lehnstuhl. »Knie hier nieder – hier neben meinem Sessel.«
    Ich gehorchte.
    »Küss' mir die Hand.«
    Ich faßte ihre kleine kalte Hand und küßte sie.
    »Und den Mund –«
    Ich schlang meine Arme in leidenschaftlicher Aufwallung um die schöne, grausame Frau und bedeckte ihr Antlitz, Mund und Büste mit glühenden Küssen, und sie gab sie mir mit gleichem Feuer zurück – die Lider wie im Traum geschlossen – bis nach Mitternacht.
     
    Pünktlich um 9 Uhr morgens, wie sie es befohlen hatte, war alles zur Abreise bereit, und wir verließen in einer bequemen Kalesche das kleine Karpatenbad, in dem sich das interessanteste Drama meines Lebens zu einem Knoten geschürzt hatte, dessen Auflösung damals kaum von jemandem geahnt werden konnte.
    Noch ging alles gut. Ich saß an Wandas Seite, und sie plauderte auf das Liebenswürdigste und Geistreichste mit mir, wie mit einem guten Freunde, über Italien, über Pisemskis neuen Roman und Wagnerische Musik. Sie trug auf der Reise eine Art Amazone, ein Kleid von schwarzem Tuche und eine kurze Jacke von gleichem Stoffe mit dunklem Pelzbesatz, welche sich knapp an ihre schlanken Formen schlossen und dieselben prächtig hoben, darüber einen dunklen Reisepelz. Das Haar, in einen antiken Knoten geschlungen, ruhte unter einer kleinen dunklen Pelzmütze, von welcher ein schwarzer Schleier ringsum herabfiel.

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