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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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enden?« fragte ich nach einer kurzen Pause traurig.
    Sie brach in ein mutwilliges Gelächter aus. »Es hat ja noch gar nicht angefangen.«
    »Du bist herzloser als ich dachte«, erwiderte ich verletzt.
    »Severin«, begann Wanda ernst. »Ich habe noch nichts getan, nicht das Geringste, und du nennst mich schon herzlos. Wie wird das werden, wenn ich deine Phantasien erfülle, wenn ich ein lustiges, freies Leben führe, einen Kreis von Anbetern um mich habe, und ganz dein Ideal, dir Fußtritte und Peitschenhiebe gebe?«
    »Du nimmst meine Phantasie zu ernst.«
    »Zu ernst? Sobald ich sie ausführe, kann ich doch nicht beim Scherze stehen bleiben«, entgegnete sie, »du weißt, wie verhaßt mir jedes Spiel, jede Komödie ist. Du hast es so gewollt. War es meine Idee oder die deine? Habe ich dich dazu verführt oder hast du meine Einbildung erhitzt? Nun ist es mir allerdings Ernst.«
    »Wanda«, erwiderte ich liebevoll, »höre mich ruhig an. Wir lieben uns so unendlich, wir sind so glücklich, willst du unsere ganze Zukunft einer Laune opfern?«
    »Es ist keine Laune mehr!« rief sie.
    »Was denn?« fragte ich erschrocken.
    »Es lag wohl in mir«, sprach sie ruhig, gleichsam nachsinnend, »vielleicht wäre es nie an das Licht getreten, aber du hast es geweckt, entwickelt, und jetzt, wo es zu einem mächtigen Trieb geworden ist, wo es mich ganz erfüllt, wo ich einen Genuß darin finde, wo ich nicht mehr anders kann und will, jetzt willst du zurück – du – bist du ein Mann?«
    »Liebe, teure Wanda!« ich begann sie zu streicheln, zu küssen.
    »Laß mich – du bist kein Mann –«
    »Und du!« brauste ich auf.
    »Ich bin eigensinnig«, sagte sie, »das weißt du. Ich bin nicht im Phantasieren stark und im Ausführen schwach wie du; wenn ich mir etwas vornehme, führe ich es aus, und um so gewisser, je mehr Widerstand ich finde. Laß mich!«
    Sie stieß mich von sich und stand auf.
    »Wanda!« Ich erhob mich gleichfalls und stand ihr Aug' in Auge gegenüber.
    »Du kennst mich jetzt«, fuhr sie fort, »ich warne dich noch einmal. Du hast noch die Wahl. Ich zwinge dich nicht, mein Sklave zu werden.«
    »Wanda«, antwortete ich bewegt, mir traten Tränen in die Augen, »du weißt nicht, wie ich dich liebe.«
    Sie zuckte verächtlich die Lippen.
    »Du irrst dich, du machst dich häßlicher, als du bist, deine Natur ist viel zu gut, zu nobel –«
    »Was weißt du von meiner Natur«, unterbrach sie mich heftig, »du sollst mich noch kennen lernen.«
    »Wanda!«
    »Entschließe dich, willst du dich fügen, unbedingt?«
    »Und wenn ich nein sage.«
    »Dann –«
    Sie trat kalt und höhnisch auf mich zu, und wie sie jetzt vor mir stand, die Arme auf der Brust verschränkt, mit dem bösen Lächeln um die Lippen, war sie in der Tat das despotische Weib meiner Phantasie und ihre Züge erschienen hart, und in ihrem Blicke lag nichts, was Güte oder Erbarmen versprach. »Gut –« sprach sie endlich.
    »Du bist böse«, sagte ich, »du wirst mich peitschen.«
    »O nein!« entgegnete sie, »ich werde dich gehen lassen. Du bist frei. Ich halte dich nicht.«
    »Wanda – mich, der dich so liebt –«
    »Ja, Sie, mein Herr, der Sie mich anbeten«, rief sie verächtlich, »aber ein Feigling, ein Lügner, ein Wortbrüchiger sind. Verlassen Sie mich augenblicklich –«
    »Wanda! –«
    »Mensch!«
    Mir stieg das Blut zum Herzen. Ich warf mich zu ihren Füßen und begann zu weinen.
    »Noch Tränen!« sie begann zu lachen. Oh! Dieses Lachen war furchtbar. »Gehen Sie – ich will Sie nicht mehr sehen.«
    »Mein Gott!« rief ich außer mir. »Ich will ja alles tun, was du befiehlst, dein Sklave sein, deine Sache, mit der du nach Willkür schaltest – nur stoße mich nicht von dir – ich gehe zugrunde – ich kann nicht leben ohne dich«, ich umfaßte ihre Knie und bedeckte ihre Hand mit Küssen.
    »Ja, du mußt Sklave sein, die Peitsche fühlen – denn ein Mann bist du nicht«, sprach sie ruhig, und das war es, was mir so an das Herz griff, daß sie nicht im Zorne, ja nicht einmal erregt, sondern mit voller Überlegung zu mir sprach. »Ich kenne dich jetzt, deine Hundenatur, die anbetet, wo sie mit Füßen getreten wird und um so mehr, je mehr sie mißhandelt wird. Ich kenne dich jetzt, du aber sollst mich erst kennen lernen.«
    Sie ging mit großen Schritten auf und ab, während ich vernichtet auf meinen Knien liegen blieb, das Haupt war mir herabgesunken. die Tränen rannen mir herab.
    »Komm zu mir«, herrschte mir Wanda zu,

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