Venus und ihr Krieger
grußlos die schmuddelige Taverne. Was er gehört hatte, beunruhigte ihn zutiefst. Schnell eilte er zu Pila zurück.
»Komm, wir reiten einfach hinter den Soldaten her, es bleibt uns im Augenblick nichts anderes übrig. Sie marschieren sicher auf der Via Appia weiter, wir nehmen die Via Latina. Sie ist zwar nicht so breit und bequem, aber auch nicht so voll. In Rom scheint es einen Aufstand zu geben. Wir dürfen keineswegs nach Rom reiten.«
»Aber wie kommen wir in die weißen Berge?«, fragte Pila angstvoll.
»Das werden wir sehen. Wir umgehen Rom östlich, durch die Apenninen.«
Sie beeilten sich, Capua zu verlassen, und schlossen sich den Soldaten an. Claudius hatte richtig vermutet. In Casilinum überquerten sie einen Fluss, dann gabelte sich die Straße. Während die Soldaten weiter auf der Via Appia marschierten, benutzten Claudius und Pila die Via Latina. Sie waren allerdings nicht die einzigen, die diese Idee hatten, und so mussten sie sich auch hier mit Stockungen und Hindernissen in Form von Karren, Herden und Reisenden in beiderlei Richtung abfinden. Die Straße war ausgefahren, und wer mit seinem Wagen in eine der tiefen Spurrinnen kam, riskierte einen Achsenbruch.
»He, du, was bist du für ein Handwerker?«, fragte ihn ein Soldat, als sie vor dem Dorf Rufrae durch einen Menschenauflauf aufgehalten wurden.
»Zimmermann, warum?«
»Da vorn gibt es ein Problem. Einem Ochsenkarren ist das Rad gebrochen. Geh und hilf dem Treiber!«
»Ich bin Zimmermann, kein Stellmacher!«, protestierte Claudius.
»Halt’s Maul!«, brüllte ihn der Soldat an. »Das ist dasselbe! Holz ist Holz! Die Straße muss frei gemacht werden, weil zum Abend noch eine Hundertschaft Soldaten kommt.«
»Ich habe kein Werkzeug bei mir«, knurrte Claudius.
»Du willst ein Handwerker sein und hast kein Werkzeug? Willst du mich für dumm verkaufen?« Das Gesicht des Soldaten lief rot an.
Claudius hielt es für besser, den Soldaten nicht herauszufordern. »Ich komme schon. Lass wenigstens meine Frau hier abseits warten«, beruhigte Claudius ihn.
Er folgte ihm zu Fuß und drängte sich durch die Menschen. Quer auf der Straße lag eine saccaria , der Bauer hatte bereits eine Unmenge Kohlköpfe abgeladen und am Straßenrand aufgestapelt. Statt seine Karre hochzuhieven, war er damit beschäftigt, dreiste Diebe von seiner Ware fern zu halten.
»Dann jage wenigstens die Neugierigen weg, während ich dem Bauern helfe«, knurrte Claudius. Gemeinsam mit dem Bauern hob er die Karre aus der Furche und schob sie an den Straßenrand. Das große Scheibenrad war an der starren Achse weggebrochen.
»Da kann ich dir auch nicht helfen, Bauer«, sagte Claudius und hob bedauernd die Schultern. »Du brauchst eine neue Achse. Und die habe ich zufällig nicht bei mir.«
»Was soll ich denn machen?«, lamentierte der Alte und sprang wie ein Ziegenbock um seine Karre herum. »Wenn ich meinen Kohl verlasse, um ins Dorf zu gehen, haben sie mir alles geklaut, wenn ich zurückkomme.«
»Lass doch den Soldaten deine Kohlköpfe bewachen«, riet Claudius ihm. »Zu mehr ist der sowieso nicht zu gebrauchen. Dann kannst du beruhigt ins Dorf gehen und eine Achse anfertigen lassen.«
»Ich danke dir, Bürger, für deinen guten Rat. Lass uns doch gemeinsam ins Dorf gehen, du hast sicher den gleichen Weg.«
»Oh, dort hinten wartet mein Weib auf mich, ich muss es holen. Tut mir Leid.«
Schnell drängte sich Claudius durch den Menschenauflauf, der sich langsam zu zerstreuen begann, und eilte zu Pila.
»Warum war der Soldat so unfreundlich?«, wollte Pila wissen. »Hat er dich kontrolliert?«
»Nein, das nicht, aber vielleicht sollte ich mir einen anderen Beruf zulegen. Zimmermann ist zu gefragt auf einer Straße, wo ständig ein Karren auseinander bricht. Ich habe kein Werkzeug bei mir, das fällt auf!«
Pila nickte. So einfach war es doch nicht, auf einer Straße zu reisen, wo die meisten anderen Passanten auch nur Bauern, Händler und Handwerker waren.
Es ging nur mühsam voran und sie waren am ersten Tag nicht weit gekommen.
»Wir sollten in Rufrae in einem Wirtshaus übernachten«, schlug Claudius vor. »Heute hat es wenig Zweck, noch weiterzureisen. Ich suche ein billiges, wo wir nicht auffallen.«
Claudius brauchte nicht lange zu suchen. In einer relativ ruhigen Seitengasse fanden sie eine Herberge mit einer Stallung, wo sie ihre Maultiere unterstellen und verpflegen lassen konnten. Der Wirt bot ihnen eine winzige, fensterlose Kammer an, die sie
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