Venus und ihr Krieger
zumindest nicht mit anderen teilen mussten. Sie brachten ihr Reisegepäck hinein und stapelten es in einer Ecke auf.
»Es ist besser, du bleibst hier«, meinte Claudius. »Ich bringe dir nachher etwas zu essen herauf. In diesen Wirtshäusern wird häufig gestohlen. Wir brauchen aber unsere Reserven noch.«
Pila nickte. Sie war müde und sehnte sich danach, sich auf einem Strohsack auszustrecken. Sie legte ihren Kopf auf das Bündel, in dem das Geld und Romelias Schmuck eingewickelt waren. Bald war sie eingeschlafen.
Claudius indessen stieg die steile Holztreppe hinunter und setzte sich im Schankraum auf eine der langen Bänke. Der Raum war mäßig gefüllt, einige Reisende löffelten den Hirsebrei, den es billig gab, andere tranken nur gemischten Wein. Der Herbergswirt stellte Claudius Brot, Olivenöl und geräucherten Speck hin und schenkte ihm warmen Wein ein. Während er kaute, hörte er plötzlich von der Tür ein Rufen.
»Da ist ja der Zimmermann!«
Unwillig blickte Claudius auf. Es war der Bauer, der endlich im Ort eingetroffen war. Die anderen Gäste drehten sich zu Claudius um und betrachteten ihn kritisch.
»Was schreist du so herum, du Kohlkopfroller?«, murrte Claudius. Es war ihm keineswegs recht, so viel Aufsehen zu erregen. »Oh, ich wollte dir nur noch einmal danken für deine Hilfe und dir einen Becher Wein spendieren. Der hiesige Stellmacher wird mir morgen Früh meinen Karren reparieren.«
»Und wo sind deine Kohlköpfe?«, wollte Claudius wissen.
Der Bauer lachte listig. »Der Soldat sitzt immer noch dort und bewacht sie. Morgen Früh werde ich auch ihm mit einem Becher Wein danken.«
»Na dann, auf deinen Kohl!« Claudius hob seinen Becher.
Aus dem Obergeschoss erklang Tumult. »Bei den Göttern, was ist denn da los?«, brüllte der Wirt.
Claudius sprang auf, als er Pilas Schrei vernahm.
Pila erwachte, als eine Hand nach ihr tastete. »Oh, Claudius, ich bin so müde«, murmelte sie schlaftrunken und drehte sich von ihm weg. Ein harter Griff hinderte sie daran. »Was tust du da?«, fragte sie erschrocken und fuhr auf. Sie blickte in das grinsende Gesicht eines fremden Mannes. Eine säuerliche Weinfahne schlug ihr entgegen.
»Wer bist du? Verschwinde!«, schrie sie.
»Zier dich nicht so, Weib! Du bist doch für die Gäste da!«
»Das ist ein Irrtum! Ich bin verheiratet!«
»Umso besser, da weißt du ja, wie es geht.« Der Mann schob sich auf Pila und zerrte an ihrer Kleidung. Ihr Kopfschleier rutschte herunter. »Sieh mal an!«, staunte der Fremde. »Blond bist du wie eine Weizenpuppe!«
Unter schallendem Gelächter presste er sie auf den Strohsack und drängte sich zwischen ihre Beine.
»Hilfe! Hilfe! Claudius, hilf mir!«, schrie Pila verzweifelt.
Mit einem brüllenden Laut stürzte sich Claudius auf den Mann und riss ihn hoch. Er zog sein Schwert und setzte es dem Mann an die Kehle.
»He, was soll das?«, wehrte sich der Betrunkene. »Ist ja gut. Ich wollte doch bloß ein bisschen Spaß haben.«
»Aber nicht mit meiner Frau!«, zischte Claudius erregt und drückte ihm die Schwertspitze an die Gurgel.
Entschlossen ging der Wirt zwischen die Streitenden. »Ich will hier kein Blutvergießen haben«, sagte er. »Es ist ja nichts geschehen!«
»So? Das ist nichts, dass meine Frau fast vergewaltigt wurde?«
»Dann pass doch besser auf sie auf!«, höhnte der Mann und zeigte auf Pila. »Sie ist ja blond wie die germanischen meretrices . Da soll man keinen Appetit bekommen? Wie kommst du eigentlich an so eine Frau? Oder ist sie gar eine meretrix ?«
»Scher dich hinaus, du Schweinsblase!« Claudius packte den Mann an seiner schmutzigen Tunika und warf ihn aus der Kammer.
Die Umstehenden starrten Pila an. »Geht, Leute, geht, es gibt hier nichts mehr zu schauen. Und du, Wirt, bring meiner Gattin etwas zu essen, gebratenes Hühnchen und Käse.«
Claudius hockte sich neben Pila, die verstört in einer Ecke der Kammer saß.
»Ich will hier nicht bleiben«, klagte sie leise und zitterte am ganzen Leib.
»Wir bleiben die Nacht hier, aber ich werde dich nicht verlassen. Schau, der Wirt bringt dir schon dein Essen.«
Ergeben senkte Pila den Kopf. Claudius schob ihr das Tablett hin. Das Hühnchen duftete köstlich. Angewidert wandte Pila sich ab.
»Mir ist übel«, sagte sie.
»Es tut mir Leid, dass du dich so aufgeregt hast«, tröstete er sie. »Iss trotzdem etwas, du brauchst Kraft. Wir werden morgen in aller Frühe weiterreiten.«
Pila trank einen Schluck Wasser und griff zum
Weitere Kostenlose Bücher