Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
konnte das passieren?«, schnaubte sie wütend. »Seid ihr blind oder unfähig?«
    »Ich versichere dir, edle Dame, dass wir jeden, dem wir auf der Straße begegnet sind, genau gemustert haben. Nicht ein Zwerg aus Afrika wäre uns entgangen. Sie befanden sich nicht auf der Straße!« Der untersetzte Gladiator blickte Romelia offen in die Augen.
    »Das ist unmöglich! Dann haben sie sich von der Straße entfernt, benutzen vielleicht Nebenwege.«
    »Auch dann hätten wir sie gesehen, denn wir sind ausgeschwärmt und haben die Umgebung durchsucht.«
    »Ich sollte euch alle ans Kreuz schlagen lassen, ihr unfähigen Figuren! Was haben diese beiden Flüchtlinge euch voraus, dass ihr sie nicht greifen könnt?« Romelias Augen schleuderten zornige Blitze und wieder hieb sie drohend mit der Gerte durch die Luft. »Drei Tage! Drei Tage sind verloren!«, heulte sie auf.
    Der untersetzte Gladiator verengte seine Augen. »Wir sind nicht von so edler Geburt wie du, matrona , doch auch du hast nicht das Recht, so mit uns umzuspringen. Wir haben alles versucht, was möglich war. Vielleicht hast du dich geirrt und sie sind gar nicht nach Brundisium geflüchtet.«
    Er drehte sich um und winkte seinen Kumpanen. Mit einem kurzen grüßenden Nicken verließen sie das Atrium. Sprachlos blickte Romelia ihnen nach. Sie fühlte sich gedemütigt von diesen rauen Kerlen, von Claudius, von Pila …
    Sie erhob die Gerte und schlug wahllos auf die fünf Sklaven der Wache ein, die ihrer Züchtigung schutzlos ausgeliefert waren. Sie steigerte sich in einen Rausch hinein und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Animalische Laute drangen aus ihrem Hals und sie hielt erst inne, als die fünf Männer blutend am Boden lagen. Sie warf die Gerte weg und trommelte in ohnmächtiger Wut mit den Fäusten gegen die Wand. So plötzlich, wie dieser Wutanfall begonnen hatte, so plötzlich war er vorbei. Schluchzend strich sie mit den Händen über ihre blutbespritzte Tunika und blickte sich hilflos um.
    Wo sollten sie sonst sein außer in Brundisium? Wo? Nein! Romelia ließ sich auf einen Stuhl sinken und griff nach dem Weinbecher. Sie leerte ihn in einem Zug. Aber natürlich! Pila stammte aus Germanien! Dahin würde sie zurückgehen und dieser nichtsnutzige Gladiator ebenfalls. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Doch sie hatten drei Tage Vorsprung. Aber selbst das flinkeste Reh kann den Wölfen nicht entfliehen, wenn es nur viele sind.
    »Celius!!«
    Der gerufene Sklave eilte herbei und warf sich sicherheitshalber zu Boden.
    »Erhebe dich, du elender Speichellecker! Ich brauche keine Schlange, die im Staub kriecht. Eile nach Pompeji, nach Stabiae und Herculaneum! Und schreibe an alle Wände diese Worte: Romelia, die Frau des edlen Senators Valerius, schenkt demjenigen zehntausend Sesterzen, der die flüchtige Sklavin Pila und den verräterischen Gladiator Claudius ergreift und nach Pompeji zurückbringt.«
    Celius sprang auf und eilte davon, um den Befehl seiner Herrin auszuführen. Woher Romelia zehntausend Sesterzen nehmen wollte, war ihr zwar nicht klar, hatte sie doch ihr ganzes verfügbares Vermögen in ihre eigene Flucht investiert. Doch es war ihr im Augenblick völlig egal. Sie wollte der Flüchtenden habhaft werden. Um jeden Preis!
    Zufrieden lehnte sie sich zurück und ließ sich von Drusilla einen weiteren Becher Wein einschenken. Sie trank ihn unverdünnt und genoss das euphorisierende Gefühl, das das Getränk in ihr entfachte. Plötzlich erhob sie sich und öffnete ihre Truhe. Unter den Stoffen wühlte sie das lange Haar hervor, das sie Pila abgeschnitten hatte. Wenigstens die Trophäe ihres Triumphes wollte sie offen tragen. Und zwar an dem Tag, an dem Pila und Claudius in der Arena sterben würden.
    »Drusillaaa!!«
    »Ja, Herrin, ich stehe doch neben dir«, flüsterte die Dienerin erschrocken.
    »Schicke einen Sklaven nach Pompeji und lass einen Perückenmacher kommen! Lass den besten kommen, den es in der Stadt gibt!«

Dreizehntes Kapitel
QUER DURCH DAS IMPERIUM
    Sie warteten stumm und lauschten dem Lied der erwachenden Vögel. Claudius entnahm dem versteckten Korb zwei Äpfel.
    »Wir sollten aufbrechen«, sagte er nur und holte die Maultiere. Auch auf der Straße erwachte das Leben, und einer pulsierenden Ader gleich wanderten die Menschen auf ihr entlang, dem unersättlichen Rom entgegen. Claudius und Pila reihten sich ein in die endlose Schlange der Bauern und Händler, Sklaven und Soldaten, zwischen die Karren, Ochsen und

Weitere Kostenlose Bücher