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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Gefangenen. Wir haben ihn im Wald nahe der heiligen Quellen gestellt, wo er einen Keiler gewildert hat.«
    Der König hatte sich auf seinem mit Fellen belegten Thron zurückgelehnt und betrachtete den Gefangenen, danach das Wildschwein.
    »War er allein?«, war seine erste Frage.
    »Jawohl, mein König, er war allein. Wir haben gesehen, wie er den Keiler zur Strecke brachte. Was soll mit ihm geschehen?«
    Ehe der König antworten konnte, erklang Trommelwirbel und das dumpfe Röhren von Hörnern. Ein alter, weißbärtiger Mann, ganz in weiße Gewänder gehüllt, schritt auf einen knorrigen Stock gestützt langsam und majestätisch über den Platz und näherte sich dem König. Dieser erhob sich, um den außergewöhnlichen Gast zu begrüßen. Das Lachen und Schreien der Umstehenden verstummte, nur gelegentliches ehrfurchtsvolles Murmeln war zu vernehmen.
    Claudius erfasste ein unbehagliches Gefühl. Von diesem schmächtigen Mann mit dem langen Bart und den wasserhellen Augen ging eine Macht aus, die jeden unwillkürlich in ihren Bann zog.
    »Sei gegrüßt, Verculix, und nimm an meiner Seite Platz! Wie du siehst, bleibt die Freude des Festes nicht ganz ungetrübt. Meine Krieger nahmen einen Mann gefangen, der diesen Keiler erlegte. Sie sagen, es sei ein Römer. Zumindest trug er ein römisches Kurzschwert.« Antequos vollführte eine einladende Bewegung. Der Alte schwieg und blickte auf das blutige Schwert, das ihm ehrfurchtsvoll vorgelegt wurde.
    »Was soll mit ihm geschehen, mein König?«, wiederholte der Anführer der Krieger seine Frage.
    Antequos beugte sich zu dem alten Druiden. »Brauchst du nicht ein Opfer für die Nacht der Nächte?«
    Statt einer Antwort winkte der alte Mann Claudius zu sich heran. Seine Bewacher ließen ihn los und Claudius ging frei, aber mit wankendem Schritt auf den Alten zu. Er fürchtete sich nicht vor dem hünenhaften König, dessen körperliche Kraft gewiss außergewöhnlich war, er fürchtete sich vor dem schmächtigen Mann an seiner Seite. Diese beiden, der weise Mann und der kräftige König, schienen das Land in einer seltsamen Harmonie zu regieren.
    Zitternd sank Claudius vor dem Alten auf die Knie. Er war nicht irgendein Druide, er musste der Oberste aller Druiden dieses Königreiches sein.
    Verculix nahm seinen Stock und drückte ihn unter Claudius’ Kinn, sodass dieser den Alten anschauen musste. Ihre Blicke versanken ineinander und Claudius meinte, den Boden unter sich zu verlieren. Sein Geist flatterte wie ein Vogel, der davonzufliegen versuchte. Irgendeine Macht hinderte ihn daran, die Schwerkraft zu überwinden, fesselte seine Beine an den Boden, während sein Geist in die Lüfte entfliehen wollte.
    »Du hast den Keiler allein zur Strecke gebracht?«, fragte der Alte.
    »Ja, das habe ich«, antwortete Claudius und bemühte sich, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen.
    »Es ist ein großes Tier, sehr gefährlich. Du hattest keine Angst vor ihm.«
    Claudius starrte den Alten an. Auf seltsame Weise schien er alles von ihm zu wissen, er schien für den Blick dieses Mannes durchsichtig zu sein wie das Wasser eines Bergquells.
    »Du hattest keine Angst, weil du ein Gladiator bist, ein römischer Gladiator.«
    Siedend heiß stieg es in Claudius auf und er taumelte, sodass er auf seinen Fersen zu sitzen kam. Es hatte keinen Zweck, zu leugnen, nicht vor diesem Mann!
    Die Krieger rissen Claudius hoch, doch der Druide hob beruhigend die Hände.
    »Deine Augen sind blau und dein braunes Haar leuchtet rot im Schein des Feuers. Deine Ahnen lebten in diesen Wäldern. Sie sprechen aus dir. Aus diesem Grund bist du hierher zurückgekehrt.«
    Claudius’ Lippen öffneten sich vor Erstaunen und er atmete schwer.
    »Doch du bist nicht allein. Ein Teil von dir ist hier, ein anderer Teil von dir sitzt in einer Hütte am Feuer.«
    Claudius spürte, wie ihm langsam die Haare zu Berge standen und eine Gänsehaut über seinen Rücken lief. Dann senkte er ergeben den Kopf.
    Der Druide beugte sich zum König und flüsterte etwas, das Claudius nicht verstand. Der König brummte, nickte und winkte den Anführer der Krieger zu sich heran. Dieser nahm einen Befehl entgegen und entfernte sich mit seinen Leuten. Nun kniete Claudius allein auf dem Boden vor den beiden mächtigen Männern.
    »Erhebe dich«, sprach der König zu ihm, »und sei mein Gast.« Es dauerte einige Augenblicke, bis Claudius den Sinn dieser Worte erfasst hatte. Langsam stand er auf und trat vor den König.
    »Ich danke dir für deine

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