Venus und ihr Krieger
nicht seine Frau. Und er trägt ein römisches Kurzschwert mit ebensolchen Zeichen darauf wie die, die der Frau in den Arm gebrannt sind.«
Die Frauen starrten sie mit aufgerissenen Augen an. »Bist du dir sicher?«
»Ganz sicher! Ich war ja ganz nahe bei ihm, auf ihm. Oh, Qualitäten hat er, da kommen unsere schwerfälligen Bauern nicht mit. Und einen Körper wie ein römischer Gott, von dem uns der Salzhändler einmal diese kleine Figur verkauft hat, wisst ihr noch?«
Die Frauen hockten mit vor Staunen aufgerissenen Mündern da und starrten die Magd voller Bewunderung an. »Und, hat er’s dir ordentlich besorgt?«
Jiwiga warf den Kopf zurück. »Meine Sache«, sagte sie nur und grinste unter gesenkten Lidern. »Er verträgt wenig Bier, scheint ziemlich betrunken von den paar Kannen. Nordmänner werden nicht so schnell vom Bier trunken wie er. Trinkt man nicht Wein in Rom?«
»Was tun wir nun?« Die Frauen blickten sich ratlos an.
»Lasst ihn doch trinken, bis er im Rausch umfällt.« Jiwiga stemmte kampfeslustig die Fäuste in die Hüften. »Dann entwaffnen wir ihn und sperren ihn in den Käfig, in dem wir mal den Bären gefangen hatten. Dort kommt er nicht wieder heraus. Und dann lassen wir die Männer entscheiden, was mit ihm geschehen soll.«
»Ja, ja, so werden wir es machen!« Die Frauen sprangen auf und liefen auf den Hof. Noch immer drang grölender Gesang aus dem Brauhaus, wenngleich er undeutlich wurde und immer weniger Zecher zu singen schienen.
Jiwiga lugte durch den Eingang. Einige Männer schwankten noch auf ihren Bänken, doch es war eine Frage der Zeit, wann sie sich ebenfalls auf dem Boden wieder finden würden, wo die anderen bereits ihren Rausch ausschliefen. Unter ihnen Velox. Die Frauen hatten den Bärenkäfig aus der Scheune geholt und ihn mitten auf den Hof gestellt. Leise schlichen sie sich ins Brauhaus, packten Velox an Armen und Beinen und schleppten ihn hinaus. Mit vereinten Kräften warfen sie ihn in den Käfig und schoben den Riegel davor.
Velox erwachte, als etwas Feuchtes über sein Gesicht strich. Mühsam öffnete er die Augen und blinzelte gegen die aufgehende Sonne. Vor ihm stand schwanzwedelnd ein Hund, der die Schnauze durch die Gitter gesteckt hatte und ihm das Gesicht leckte. Verwirrt rappelte Velox sich hoch und prallte gegen die Gitter. Was war los?
Er rüttelte an den Stäben, dann griff er nach seinem Schwert. Doch die Stäbe waren sehr fest und sein Schwert war weg.
Er brüllte auf wie ein verwundetes Raubtier und die Frauen liefen auf dem Hof zusammen. Auch ein paar Männer steckten ihre verstrubbelten Köpfe aus dem Eingang des Brauhauses und blickten verwundert auf das seltsame Geschehen.
»Schrei nicht so, du Lügenmaul, sonst müssen wir dich mit glühenden Eisen zur Ruhe bringen! Wer bist du und was willst du bei uns?«
»Was soll das? Ich sagte euch doch, dass ich Velox heiße und Gesandter des Königs der Arvernii bin.«
»Du trägst ein römisches Schwert. Soviel wir wissen, sind die Gallier aber ausgezeichnete Waffenschmiede. Ihre Schwerter sind die besten, die es gibt. Ein Gesandter eines gallischen Königs würde ein gallisches Schwert tragen!«
»Das ist Unsinn! Ich habe es einem römischen Händler abgekauft!«
»Hört, hört!«, höhnten die Frauen. »Er erzählt uns wieder Märchen. So wie das Märchen von seiner Frau, die gar nicht seine Frau ist!«
»Sigrun, was ist mit Sigrun?« Velox verlor fast die Beherrschung. »Ist sie Kebsweib, Sklavin? Wo hast du sie geraubt? Willst du auch uns rauben, he? Schau her, wir haben alle festes Fleisch und bringen auf dem Markt einen Haufen Geld!« Eine der drallen Frauen hob ihren wollenen Rock und zeigte Velox ihr mächtiges, entblößtes Hinterteil. Die anderen brachen in kreischendes Gelächter aus.
»Ihr Närrinnen!«, ließ sich plötzlich eine klare, laute Stimme vom Haus her vernehmen.
Sigrun stand unter dem Türstock, der fast ihr Haupt berührte, und blickte streng auf die Versammlung. »Wie könnt ihr sein Schwert berühren, das der Druide Verculix verzaubert hat! Wer es berührt, wird des Todes sein! Es ist ein magisches Schwert und es vermag in beiden Händen zu fliegen. Doch nur bei dem, der dazu auserwählt ist.« Sigrun hatte beschwörend die Hände erhoben und die Frauen wichen erschrocken zurück.
»Du erzählst uns doch auch nur Lügen, um ihn zu retten«, schrie eine der Frauen.
Sigrun blickte sie herablassend an. »Er«, sagte sie und wies mit der ausgestreckten Hand auf Velox,
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