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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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du«, sie zeigte auf den noch immer am ganzen Leib zitternden Sohn des Bauern, »verschlingst ihre Zunge zu einem Knoten, damit sie nie wieder Unheil damit anrichten kann!«
    Sie drehte sich um und bestieg den Schlitten mit den wartenden Pferden. Velox trieb die Pferde an und sie zogen einen schnurgeraden Pfad durch den silbrigen Schnee.
    »Das war knapp«, sagte Sigrun lakonisch, als sie weit genug vom Hof entfernt waren.
    Velox senkte den Kopf und schwieg. In ihm regte sich das schlechte Gewissen, etwas, das ebenfalls neu für ihn war.
    Sigrun lächelte. »Auch ein Held macht mal Fehler«, seufzte sie. Lange standen die Bewohner des Hofes vor dem Tor und blickten den Davonziehenden nach, bis sie nur noch als dunkle Punkte in der Ferne zu erkennen waren.
    »Waren sie nun Menschen oder waren sie Götter?«, fragte die Bäuerin leise. Ehe ihr jemand antworten konnte, begann die Erde zu beben und ein gewaltiges Dröhnen erhob sich. Von der Bergwand löste sich eine Schneelawine und donnerte zu Tal. Sie stürzte zwischen den Bauernhof und die Davonziehenden und tauchte die Welt in undurchdringliches Weiß.
    Mit bleichen Gesichtern und weichen Knien starrten die Menschen auf die Naturgewalt.
    »Es waren doch Götter«, flüsterte der Bauer und sank in die Knie.
    Im Tal des Rhodanus blühten die ersten Frühlingsblumen und die prallen Knospen der Apfelbäume platzten unter der Kraft der Sonnenstrahlen.
    Inmitten der erwachenden Natur wirkten die zwei Reiter, die auf ihren mageren Pferden dahertrotteten, wie aus einer anderen Welt. Ihre zerschlissenen Fellsachen hatten sie abgelegt, sie baumelten ebenso müde auf den Pferderücken wie ihre Reiter, die sich nur mit Mühe darauf halten konnten.
    »Dort ist die Straße, die aus dem Tal hinaus zum Mons Arvernus führt«, sagte Velox und deutete auf ein Seitental, das sich zum Tal des Rhodanus öffnete.
    »Ich weiß«, seufzte Sigrun und ließ sich vom Pferderücken gleiten. »Lass uns hier rasten, es ist ein wunderschönes Stückchen Erde.«
    Sattgrüne Wiesen erstreckten sich bis zum Rand des Tales und der Boden war dunkel und schwer. Hier würde alles gedeihen, was das Herz begehrte, und das Vieh würde fette Weidegründe finden. Sigrun warf sich einfach auf den Rücken und streckte die Arme aus. Gierig sog sie die laue Frühlingsluft ein, den Duft nach feuchter Erde, blühenden Weidenkätzchen und knospendem Grün.
    »Wir sollten an den Hof des Königs gehen«, meinte Velox unsicher und blickte sich um. »Er soll entscheiden. Vielleicht nimmt er mich doch in seine Dienste.«
    Sigrun drehte sich zu ihm um. »Warum? Ich will nicht, dass du wieder kämpfst, vielleicht in den Krieg ziehst.«
    »Wenn es einen Krieg gibt, ziehen sowieso alle Männer los. Du hast doch bloß Angst, dass ich mit seinen Kriegern wieder zu viel Bier trinke und die Mägde betatsche.«
    »Auch.« Sigrun ließ den Kopf wieder sinken. Sie fühlte sich wie ein gefüllter Weinschlauch und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. »Und wo soll unser Kind geboren werden? Auf einem Pferderücken?«
    »Deshalb sollten wir unverzüglich an den Königshof reiten. Dort bist du in den besten Händen, da gibt es genug ältere Frauen, die dir in deiner schweren Stunde beistehen können.«
    »Hör auf mit älteren Frauen«, stöhnte Sigrun. »Velox! Hilfe!«
    »Was ist?« Erschrocken eilte er herbei.
    »Ich kann mich nicht erheben, weil ich so dick bin. Ach, Velox, ich kann mich selbst nicht mehr ertragen!«
    Tröstend zog er Sigrun in die Arme. »Halt noch etwas aus, Liebste, wir haben es bald geschafft. Spürst du den warmen Wind, der die Natur erweckt?«
    »Ja!« Sigrun griff sich an den Bauch. »In mir ist auch etwas erwacht, ein kleines Fohlen, das mit acht Beinen nach mir tritt.«
    Velox lächelte und ein glückliches Blinzeln lag in seinen Augen. »Dann lass uns keine Zeit verlieren«, sagte er und half Sigrun, das Pferd zu besteigen.
    Die Hörner erschallten vom Wachturm der Burg und kündeten von der Ankunft zweier erschöpfter, aber glücklicher Wanderer. Unter einem Ehrengeleit der Wache wurden Velox und Sigrun zu Antequos geführt. Der König thronte in seiner Halle, umgeben von seinen Kriegern und Gefolgsleuten. Zu seiner Rechten saß Verculix, der keine Miene seines hageren Gesichtes verzog. »Sieh da, die Umherirrenden haben sich wieder eingefunden«, rief Antequos und ein breites Lächeln verzog seinen Mund. »Und Velox sieht aus, als hätte er tausend Schlachten mit den Kriegern der Unterwelt

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