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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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sich hin, als ginge es ihn gar nichts an.
    »Weißt du, wer das ist? Das ist Hortulus, der Besitzer des größten Lupanars in Rom!« Valerius’ Gesicht verfärbte sich.
    »Sollte man ihn kennen?«, erwiderte Romelia mokiert und zog die Mundwinkel herunter. »Fünfunddreißigtausend!«
    Valerius runzelte ärgerlich die Brauen. »Nun ist es genug. Eine Frau deines Standes feilscht nicht mit einem Bordellbesitzer. Geh sofort zurück in deine Sänfte!«
    Romelia schüttelte seinen harten Griff ab. »Ich – will – diese – Sklavin!« Bei jedem ihrer Worte stieß sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung des Podestes. Entnervt wandte Valerius sich ab.
    »Vierzigtausend!« Hortulus gab sich noch nicht geschlagen.
    Wütend blickte Valerius zwischen Ponticus und Hortulus hin und her. »Also gut, mein letztes Wort. Fünfzigtausend! Und die fünf Figuren dazu. Die kannst du gleich in den Circus schicken!«
    Ponticus blickte zu Hortulus, doch der machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Einverstanden, hoher Herr! Du wirst es bestimmt nicht bereuen. Ponticus bietet die beste Ware, das garantiere ich dir …«
    »Halt den Mund!«, knurrte Valerius ärgerlich und warf sich in seine Sänfte. Am liebsten hätte er Romelia durchgeprügelt. Es war weniger der hohe Preis, den er für eine x-beliebige Sklavin zahlen musste, es war die Art, wie Romelia ihn vorgeführt hatte. Auch wenn sie seine Gattin war, stand ihr das nicht zu. Aber hier, in aller Öffentlichkeit, wollte er keine Szene machen. Das wäre am nächsten Tag das Stadtgespräch und er hatte den guten Ruf seiner Familie zu wahren. Doch zu Hause, in seiner Villa, würde er ihr gehörig die Meinung sagen und vielleicht sollte er ihr auch wieder mal eine Tracht Prügel verabreichen, damit sie nicht zu übermütig wurde.
    »Bring sie ins Bad und kleide sie danach an. Sie wird in deiner Kammer wohnen. Du bringst ihr unsere Sprache bei und weist sie in den Hausdienst ein. Zuerst Küche und Bedienung.« Romelia wedelte ungeduldig mit der Hand, während Drusilla entsetzt auf die schmutzige Riesin starrte, die von zwei Sklaven ins Atrium geführt wurde. Die Ketten hatte Ponticus ihr abgenommen, nicht ohne Valerius vorher darauf hinzuweisen, dass die Sklavin sehr schnell rennen konnte und jederzeit zur Flucht bereit war. Auch schien sie den Tod der Sklaverei vorzuziehen.
    Sigruns Gedanken flossen träge wie Morast. Sie fühlte kaum noch Leben in sich. Nachdem die römischen Soldaten sie daran gehindert hatten, ihrem Leben selbst ein Ende zu bereiten, war sie seelisch in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen. Sie hatte sich von ihrem Selbst gelöst, von ihrer geistigen, belebenden Kraft. Die Nornen, die Schicksalsfrauen, hatten gesponnen und gewebt und ihr Gewebe über Sigrun ausgebreitet, ein düsteres, schreckliches Gespinst. Es war ein Urteil, dem sich niemand, nicht Götter und nicht Menschen, entziehen konnte. Wenn Nornen über das Geschick der Menschen entscheiden, so verteilen sie es sehr ungleich. Dem einen verleihen sie ein Leben voll Glück und Ansehen, anderen dagegen Unglück und Not. Es mussten zornige, feindselige Nornen gewesen sein, die ihre Schicksalsfäden über Sigrun gesponnen hatten.
    Sigrun empfand dieses Dasein als grausam und erniedrigend. Die Römer hatten ihr das höchste Gut genommen, das sie besaß – ihre Freiheit. Was unterschied sie noch von den Ackerknechten, von den Schweinemägden, von den Leibeigenen? Es gab doch auch Nornen in der Not, die den Menschen im Unglück beistanden. Wo waren sie? Sigrun betrachtete jede Nacht den Himmel, um den Urdamani zu sehen, den gespenstischen Halbmond, der das Sterben von Menschen anzeigte. Doch der Mond schien rund und freundlich. Die Nächte waren mild und still.
    Der Zug der Gefangenen schleppte sich apathisch voran, während des qualvollen Marsches durch die Berge in das Römische Reich. Die Ketten drückten schwer, Wärme und Durst waren schlimmer als Hunger und Kälte. Mit Peitschen trieben die rohen Aufseher den Zug der Jammergestalten vorwärts und so mancher blieb entkräftet am Wegrand liegen, den die Römer mit dem Schwert durchbohrten und danach Wölfen und Krähen überließen.
    Es waren viele tausend Schritte, bis sie die Stadt der Städte erreichten, schmutzig, geschunden, erniedrigt. Sie würden alle sterben. Wer jetzt noch lebte, verlängerte nur seine Qual bis zum Augenblick des Todes.
    Das Ende ihrer Reise befand sich auf einem Platz voller Menschen, ein Platz vor riesigen Gebäuden aus

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