Venus und ihr Krieger
Körper zu liebkosen, ihn zu streicheln. Lustvoll streckte sie sich. Dieser Blick schien magisch, wollte sie verzaubern, bannen.
Plötzlich hörte sie Drusillas leisen Aufschrei. Romelia stand neben ihnen und hatte Drusilla heftig mit dem Fuß weggestoßen. Dann stellte sie ihren Fuß auf Pilas Bauch. Der Druck war schmerzhaft, und Pila konnte sich nicht erheben.
»Was treibt ihr hier, ihr beiden?«, zischte sie böse. »Das Haar solltest du ihr glätten. Das Kopfhaar! Und wieso hast du ihr das Körperhaar nicht entfernt? Sie sieht immer noch aus wie eine Wilde! Das ist ja widerlich!«
Verächtlich stippte sie mit der Zehe zwischen Pilas Schenkel. Ihr Schamhaar war genauso blond wie ihre Zöpfe. Vielleicht sollte sie die Sklavin an ein Bordell verkaufen, wenn sie ihr das Haar abgeschnitten hatte. Sie hatte einen schönen Körper, dafür könnte Romelia einen guten Preis erzielen. Denn ohne die Zöpfe hatte Pila keinen Wert mehr für sie. Solange musste sie sie durchfüttern. Aber das hatte bald ein Ende. Wenn Valerius die nächsten Spiele ausrichtete, wollte sie die blonde Perücke tragen.
Sie ging hinüber in die letzte Kammer der Therme, das Balineum. In dem Becken mit warmem Wasser tummelten sich viele Frauen, junge, alte, von verschiedenster Gestalt; von sich gerade zu Jungfrauen entwickelnden Kindern bis zu fetten oder faltigen Frauen. Langsam schritt sie am Beckenrand entlang, ihr Tuch hinter sich auf den Fliesen schleifend. Selbst hier, wo nur Frauen ihr Publikum stellten, machte sie aus ihren Reizen keinen Hehl, als gelte es, eine ganze Legion zu verführen. Dann ließ sie sich ins Wasser gleiten und schwamm mit ausholenden Bewegungen. Die anderen Frauen machten ihr bereitwillig Platz. Drusilla und Pila hockten sich an den Rand und warteten.
Romelia aalte sich genießerisch im Wasser, als müsse sie sich von einem anstrengenden amourösen Abenteuer erholen. Drusilla schwieg und überlegte, welche Rolle Pila wohl in Romelias Plänen spielte. Keineswegs war sie nur als Badesklavin vorgesehen, auch wenn Romelia unter ihren Händen offensichtlich Vergnügen empfand. Doch Drusilla wusste, wie schnell sich bei Romelia der blaue Himmel mit Wolken verfinstern konnte.
»Packt alles zusammen, ich will nach Hause!«
Die beiden Sklavinnen sprangen auf, packten in Windeseile die Amphoren in den Korb und begleiteten Romelia ins Apodyterium. Vor dem Bad warteten die Sänftenträger.
Auf dem Heimweg fragte Pila: »Drusilla, was ist ein Gladiator?« Drusilla blickte sie verständnislos an. »Ein Gladiator? Ein Schwertkämpfer.«
»Ein Krieger also?«
»Nein, kein Krieger.«
»Aber warum kämpft er mit dem Schwert? Das tun doch Krieger, Soldaten.«
»Ja, schon.«
»Ist denn Krieg?«, wollte Pila wissen.
Drusilla lachte. »Gladiatoren kämpfen nicht im Krieg. Sie kämpfen zum Vergnügen.«
»Zum Vergnügen? Aber wenn sie sich verletzen oder gar sterben?«
»Das ist doch ihr ganzer Zweck. Wozu sollen sie sonst da sein?« Pila schwieg. Sie dachte wieder an die dunkelblauen Augen und fühlte sich plötzlich sehr seltsam.
Viertes Kapitel
BROT UND SPIELE
Die Spiele des Valerius wurden schon lange vor Beginn mit großem Pomp auf dem Forum verkündet. Am ersten Tag des Monats verkündete der Pontifex Maximus, der oberste Priester Roms, die wichtigsten Tage des Monats. Und die wichtigsten dieses Monats waren die von Valerius geplanten und finanzierten Spiele in Rom. Selbst von den Treppen der Curia, wo sich der Senat versammelte, verkündeten Herolde und Trompeter die Neuigkeit. Das Volk lief zusammen und jubelte dem Senator zu, der damit ein ganzes Stück in der Beliebtheit der Römer stieg. Die Spiele sollten sich über fünf Tage hinziehen. Angekündigt wurden Pferderennen im Circus Maximus, Theateraufführungen griechischer Dichter im Theatrum Pompeji, Prozessionen an den Tempeln am Capitol und Gladiatorenkämpfe im Circus Flaminius.
Während in der Stadt die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen, versetzte Romelia alle Haussklaven in helle Aufregung. Für die Spiele benötigte sie dringend neue Garderobe, die sie zur Schau stellen wollte. Denn die Spiele dienten ihr nicht nur als Abwechslung und Unterhaltung, sondern boten eine legale Möglichkeit, sich dem Volk, ob Plebejer oder Patrizier, im Luxus ihrer Gewänder und ihres Schmuckes zu präsentieren. Und so wimmelte die Villa von Tuchhändlern, Schneidern, Ledermachern, Schmuckhändlern und allen möglichen Straßenverkäufern, die ein Geschäft witterten. Oft
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