Venus und ihr Krieger
nichts dagegen, wenn du deinen Göttern huldigst. Opferst du ihnen auch? Mit Tieren? Oder gar Menschen?«
»Nein, Herr, das ist Aufgabe der weisen Frauen, der Seherinnen. Ich bin nur eine Bauerntochter. Aber ich bete zu den Göttern und manchmal habe ich das zweite Gesicht.«
»Oh, dein erstes Gesicht reicht mir voll und ganz. Du hast sehr schöne blaue Augen. Ich glaube, fast alle deiner Stammesleute haben blaue Augen. Hängt das mit euren Göttern zusammen?«
»Ich weiß es nicht, Herr. Ich habe darüber noch nicht nachgedacht.«
»Nun, das solltest du auch nicht. Ich erfreue mich an deiner Schönheit, egal, wem du sie verdankst. Komm, schenk mir noch einmal Wein nach.«
Während Pila sich vorbeugte, um Valerius den Becher zu füllen, blickte er in den Ausschnitt ihres Gewandes. Ihre weißen, vollen Brüste begeisterten seinen ästhetischen Sinn. Er langte nach einer Silbermünze aus dem Lederbeutelchen, das er immer unter seinem Gewand trug, und warf sie in Pilas Ausschnitt. Zu seiner Freude blieb die Münze zwischen ihren Brüsten stecken. »Das ist ein wunderbares Spiel, hübsche Pila. Du darfst die Münze behalten. Jede Münze, die nicht danebenfällt, darfst du behalten.«
Pila senkte verschämt den Kopf. »Danke, Herr«, murmelte sie. Romelia erschien völlig aufgelöst und ließ sich entnervt auf die zweite Kline fallen. Sofort zog Pila sich zurück.
»Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht«, japste sie und griff nach dem Weinbecher. »Die Sklaven sind faul und dumm. Ich habe noch immer nicht die richtige Garderobe für die Festlichkeiten zusammen und die Spiele rücken immer näher.«
Sie blickte Pila hinterher, die zwischen den Säulen ins Haus verschwand.
»Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Den Perückenmacher wollte ich noch bestellen.«
Valerius, dem die Prunksucht seiner Frau bekannt war, horchte auf. »Den Perückenmacher? Was willst du denn mit einer Perücke?«
»Die will ich zu den Spielen tragen. Es ist die neueste Mode, und Flavia trägt ebenfalls eine blonde Perücke.«
»Eine blonde?«
»Natürlich! Dachtest du, ich benötige diese Sklavin aus einem anderen Grund?«
Valerius gab ein Geräusch von sich wie eine geplatzte Schweinsblase. »Du meinst doch nicht etwa Pila?«
»Wen sonst? Ich werde ihr Haar abschneiden und mir daraus eine Perücke fertigen lassen.«
Langsam erhob sich Valerius aus seiner bequemen Lage und an seiner Stirn schwollen Zornesadern. »Du willst ihr das Haar abschneiden? Ich dachte, du willst mit dieser Sklavin repräsentieren. Ich habe fünfzigtausend Sesterzen für eine Perücke bezahlt?«
»Glaubst du, ich habe sie immer wieder ins Bad mitgenommen, weil sie so schön ist? Das Haar sollte sie pflegen, bis ich es ihr abschneide.«
»Und dann?«
Romelia zuckte mit den Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Verkaufe ich sie. Vielleicht in ein Bordell. Die Soldaten werden ihre Lust an dieser kalten Marmorsäule haben. Vielleicht prügeln sie sie ja auf den Gipfel der Lust.«
»Das ist nicht dein Ernst, Romelia!«
Sie blickte ihren Gatten erstaunt an. »Mein vollster Ernst. Hast du etwas dagegen?«
»Und ob! Pila habe ich gekauft und sie bleibt, wie sie ist. Wage nicht, deine Hand gegen sie zu erheben und ihr das Haar abzuschneiden. So wahr ich Valerius Severus Atticus bin und Senator dieser römischen Republik, ich lasse dich nackt durch die Arena jagen, wenn du dich an Pilas Haar vergreifst.«
Romelia wollte aufbegehren, doch Valerius schnitt ihr das Wort mit einer Handbewegung ab. »Schweig, du Schandmaul. Ich habe nicht vergessen, wie du mich auf dem Sklavenmarkt vor der ganzen Stadt lächerlich gemacht hast, weil du diese Sklavin haben wolltest. Kein Preis war dir hoch genug. Sie hat mich entzückt, sie ist ein erfreulicher Lichtblick in diesem muffigen Haus. Ich verlange, dass du sie als das betrachtest, was sie hier ist, eine sehr schöne Bedienung für mich!«
»Sie ist meine Sklavin!« keifte Romelia.
»Gewesen, meine Liebe, gewesen. Denn ab jetzt wird sie nur das tun, was ich ihr sage. Du kannst sie höchstens mal bei mir ausborgen! Und nun entschuldige bitte, mir schmerzt der Kopf von deiner schrillen Stimme!« Valerius erhob sich und verließ erzürnt den Garten. Wieder einmal hatte Romelia es verstanden, ihn zu verstimmen. Er musste sich abreagieren.
»Pila!«, schrie er durch die Hallen des Hauses.
Erschrocken lief Pila aus der Küche ihm entgegen. »Ja, Herr?« Er blickte sie an und atmete auf. »Komm mit, du
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