Venus und ihr Krieger
zu murren, als die bekannten Gladiatoren die Arena betraten. Die Zuschauer jubelten ihre Namen, während die Kämpfer sich stolz präsentierten. Das Zeichen zum Kampf mit den scharfen Waffen gab das Signal von Tuben, das düster durch die Arena scholl, dann erklangen Trompeten und Hörner, Pfeifen und Flöten. Mehrere Paare kämpften gleichzeitig. Mal waren es fast unbekleidete, nur mit einem Netz, Dreizack und Dolch bewaffnete Männer, die gegen die Secutorer kämpften, Gladiatoren mit Helmen, Schilden und Schwertern, mal waren es mit einem Krummschwert und einem kleinen runden Schild ausgerüstete Kämpfer, die Arme und Beine mit Lederschienen schützten und gegen Kämpfer mit Kurzschwertern und großen, rechteckigen Schilden antraten. Zu Pilas Entsetzen musste sie mit ansehen, dass sich die Kämpfer tatsächlich töteten. Bevor sie dem Unterlegenen den Todesstoß versetzten, warteten sie auf das Zeichen der Zuschauer. War ein Unterlegener tapfer gewesen, dann konnte er auf die Gunst der Zuschauer hoffen, die ihn begnadigten. Der Ängstliche aber wurde von den tobenden Massen ausgepfiffen und bekam unter Gejohle den Todesstoß versetzt.
Panik stieg in Pila auf. Einer dieser Kämpfer in dem mittlerweile blutigen Sand der Arena würde Claudius sein! Kaum konnte sie die Hitze des Nachmittags ertragen. Das sinnlose Gemetzel in der Arena erregte ihren tiefsten Widerwillen. Die Germanen waren wilde und todesmutige Kämpfer. Aber sie setzten ihr Leben im Krieg ein, wenn es um die Verteidigung ihrer Interessen ging. Oft genug war es der nackte Überlebenswille eines Stammes, der die Männer zu den Waffen greifen ließ. Was da unten in der Arena stattfand, hatte nichts mit einem Kampf zu tun, nichts mit der Notwendigkeit, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Es war eine Volksbelustigung, die den Tod vieler Männer zur Folge hatte. Soviel Pila wusste, waren die meisten Gladiatoren Sklaven oder Gefangene, die in der Arena eine minimale Chance erhielten, sich von ihrem Los freizukämpfen. Die Unterschiedlichkeit der Waffen und der Zustand der meisten Gefangenen ließen oft keinen Zweifel am Ausgang des Kampfes.
Wurde ein Kämpfer getroffen, brüllten die Zuschauer: »Er hat’s! Er hat’s!« Einige tapfere Fechter wiesen die Einmischung der Zuschauer zurück und deuteten durch Winke und Gesten an, dass ihre Wunden nicht erheblich seien, obwohl sie bereits stark bluteten. Dies fand die Teilnahme der Zuschauer und die Sympathien gehörten dem Tapferen. Doch ein Zaghafter, Ängstlicher schien das Publikum geradezu zu beleidigen und die Massen schrien empört, wenn ein Gladiator nicht gern sterben wollte. Dann wurden die Zagenden mit Peitschen und glühenden Eisen in den Kampf getrieben.
Pila war auf ihrem Hocker zusammengesunken und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Waren das die Menschen, denen sie begann, Vertrauen zu schenken? Waren das überhaupt Menschen, die Freude daran empfanden, zuzuschauen, wie sich andere töteten? Ja, die sie regelrecht dazu aufforderten und anspornten, sich gegenseitig abzuschlachten!
Eine Pause entstand. Die Leichen wurden hinausgetragen, der blutgetränkte Boden der Arena wurde von Knaben umgeschaufelt. Mohrensklaven schütteten frischen Sand auf, derweil die Sieger aus den vorherigen Kämpfen vor den Zuschauern Palmzweige schwenkten.
»Jetzt wird es erst interessant«, frohlockte Valerius und rieb sich die Hände. »Jetzt kommen die Gladiatoren aus Capua. Für mich sind es die besten!«
Tubensignale erschollen und kündeten vom Beginn der letzten Kämpfe, auf die die Zuschauer den ganzen Tag gewartet hatten. Die Sieger aus den Vorkämpfen traten gegen die Gladiatoren aus der Schule des Lentulus an.
»Diesmal gibt es keine Gnade für Unterlegene«, erklärte Valerius. »Einer von beiden bleibt in der Arena.« Er wandte sich nach Pila um, die zusammengekrümmt auf dem Stuhl hockte. »Was ist los, gefällt dir mein Spiel nicht?«
»Es ist entsetzlich«, hauchte Pila.
»So? Was ist an Tapferkeit entsetzlich? Ihr Barbaren kämpft doch auch tapfer. Übrigens gibt es noch einen besonderen Leckerbissen. Die fünf Sieger aus diesen Gefechten kämpfen gegen fünf Germanen! Da sind sie mal richtig gefordert!«
Pila stockte das Blut in den Adern. Nicht genug, dass sie um Claudius’ Leben bangen musste, auch Landsleute wurden in dieses perverse Spiel geworfen! Und als die Elitegladiatoren der Schule von Capua einmarschierten, erkannte sie Claudius. Alle hatten ihre Prachtuniformen abgelegt. Sie
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