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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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zu erscheinen, aufgeben. Dafür trug sie eine kostbare Stola mit orientalischen Metallfadenstickereien am Saum und darüber eine leuchtend blaue Palla, die ein Vermögen gekostet haben musste.
    Die Sklaven tuschelten über Valerius’ neue Favoritin und hegten besondere Vorsicht in ihren Worten gegenüber Pila. Auch behandelten sie sie jetzt zuvorkommender als bisher. Niemand war sich sicher, ob diese blonde Wilde dem Herrn nicht irgendwelche Dinge ins Ohr flüsterte, die den anderen Kopf und Kragen kosten konnten. Dass Pila weit davon entfernt war, ihre jetzige Stellung in irgendeiner Form auszunutzen, ahnte keiner der Sklaven. Nur Drusilla schien beruhigt. In Valerius’ Nähe war Pila zumindest sicherer als unter Romelias Fuchtel.
    Pila staunte über die tollkühnen und todesmutigen Wagenlenker, die in Zweier- und Vierergespannen in voller Fahrt durch die Bahn des Circus jagten und auch nicht davor zurückschreckten, sich gegenseitig gewaltsam aus dem Rennen zu werfen. Es gab auch schwere Unfälle, aber die Begeisterung packte sie und sie jubelte den Siegern zu.
    An einem anderen Tag besuchten sie alle eine Theateraufführung. Zwar verstand Pila den Sinn der derb komischen Vorstellung eines griechischen Stückes nicht, obwohl die Worte der Schauspieler auch noch auf den obersten Rängen klar zu vernehmen waren. Dafür amüsierte sie sich köstlich über die plumpen Versuche eines fetten und tollpatschigen Fabelwesens mit Hufen, Pferdeschwanz, Hörnern und einem riesigen, erigierten Phallus, mehreren Frauen, die sich Mänaden nannten, nachzusteigen. Zu wilder Musik, Flöten, Trommeln, Fanfaren, tanzten die Satyrn. Doch die Mänaden waren gewitzter und die geilen, fetten, feigen und gefräßigen Satyrn hatten das Nachsehen. Dumme Bauern traten auf, hochmütige Damen, Betrunkene, Alte, sogar zu Mensch gewordene Götter. Sie alle machten sich lustig, über sich selbst, über prominente Zeitgenossen, selbst über den Senator Valerius rissen sie Witze. Und Valerius hielt sich den Bauch vor Lachen. Sogar Kinder fanden Freude an den derben Scherzen. Der Abend klang in fröhlicher Runde aus, bei dem die Hauptmahlzeit mit der Familie und einigen Gästen eingenommen wurde, untermalt von Musik.
    Pila war von früh morgens bis spät nachts auf den Beinen, wie alle Sklaven und Bediensteten des Hauses. Und zu den Veranstaltungen trug sie die neue, hellgrüne Tunika und den Armreif, den Valerius ihr gekauft hatte. Und ein Geldstück gehörte ihr auch. Das trug sie in einem kleinen Stoffbeutelchen unter ihrem Gewand.
    Am letzten Tag dieser aufregenden Spiele saßen sie im Circus Flaminius. Um das Spektakel voll auszukosten, waren alle bereits beim Einzug der Gladiatoren versammelt. Die Ränge des Circus waren bis auf den letzten Platz besetzt. Lange hatte es keine derartig aufwändigen Spiele gegeben, wie die des Senators Valerius. Doch zuerst durfte Valerius im Streitwagen eine Ehrenrunde fahren, gefolgt von den Kämpfern. Das Volk jubelte Valerius zu, der sich wie ein Kaiser feiern ließ. Er lenkte den Wagen selbst und zeigte dabei großes Geschick. Die Gladiatoren, die ihm in weiteren Wagen folgten, trugen prunkvolle Rüstungen. Unter ihnen entdeckte Pila Claudius. In seiner blinkenden Rüstung wirkte er wie der Kriegsgott selbst. Pilas Herz schlug höher und ihr schien, dass Claudius’ Augen, während seiner Fahrt, auf den Rängen nach Pila suchten. Es war eine farbenprächtige Parade, die jedem Römer das Herz im Leibe höher schlagen ließ. Wurde doch die Gunst der Sponsoren nach der Pracht der Spiele bemessen, die sie ausrichten ließen.
    Valerius war von seinem Streitwagen gestiegen und hatte wieder in der Ehrenloge Platz genommen. Pila reichte ihm einen Becher gekühlten Wein. Der Senator seufzte gelassen nach dem Jubel der Zuschauer. Er konnte mit sich zufrieden sein. Vor allem hatte er das Volk abgelenkt; die Wogen, die einen Bürgerkrieg heraufbeschworen hatten, wurden, zumindest zeitweilig, geglättet. Der vom römischen Wohlleben verdorbene Pöbel brauchte eine Beschäftigung, durch welche er von der Schädigung des Staatswesens abgehalten wurde.
    Zunächst kämpften junge Gladiatorenschüler mit Holzwaffen gegeneinander. Valerius schien das nicht zu interessieren und er plauderte zwanglos mit einem anderen Senator, den er zu sich in die Ehrenloge gebeten hatte. Gegen Mittag betraten die ersten Gladiatoren die Arena. Noch beließen sie es bei Scheingefechten und es floss nur wenig Blut. Schon begannen die Zuschauer

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